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Igel auf vorwinterlicher Suche nach Winterschlafquartieren

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (24.09.2020)

Wien, 24.09.2020

Wer Hilfe braucht, und wer es alleine schafft

Wer Hilfe braucht, und wer es alleine schafft

Dieser Tage treffen viele Tiere ihre Vorkehrungen für die kalte Jahreszeit

Auch Igel sind derzeit in Gärten und Wäldern besonders aktiv damit befasst, sich eine Unterkunft für den Winter zu suchen. Zudem versuchen die Stacheltiere, sich die notwendigen Energiereserven in Form des „Winterspecks“ an zu essen.

Von Mitte November bis Mitte März ziehen sich die Tiere für den Winterschlaf zurück - gesunde Exemplare überleben die kalte Jahreszeit in der freien Natur ohne Probleme. Die Insektenfresser suchen sich mit Vorliebe Schlafplätze in Laub-, Reisig- oder Komposthaufen. Im Garten zusätzlich platzierte Futterplätze und Igelhäuser nehmen die Tiere dankbar an. Bitte Vorsciht beim Abtragen von Holzstapeln und Verbrennen von gesammelten Ästen - auch darunter verstecken sich Tiere sehr häufig!

Es ist also sehr im Sinne des Igelschutzes, solche Orte im Garten zu bewahren, der sterile „Englische Rasen“, radikal „gesäuberte“ Gärten und andere naturferne Bewirtschaftungsformen bieten den Tieren kaum Unterschlupf - sei es für die Kinderaufzucht oder zum Rückzug aus der Kälte. Die größte Bedrohung für die stacheligen Freund_innen sind Mährobototer - bitte verzichten Sie im Sinne des Tierschutzes unbedingt auf diese!

Bitte verzichten Sie unbedingt auf Insektizide und andere Umweltgifte - über die Nahrung nehmen die Igel diese auf und können daran zugrundegehen.

Nur wirklich bedürftige Igel aufnehmen!

Es sollte dringend darauf geachtet werden, dass nicht aus überzogener Sorge übertriebene Betreuungsmaßnahmen getroffen werden, welche letztlich zum Schaden für die Tiere und ihre natürliche Lebensweise werden. Keinesfalls sollten Igel aufgenommen werden, die mühelos ohne fremde Hilfe durch den Winter gekommen wären. Es ist normal, dass aktuell (Ende September) auch noch etwas kleinere Igel unterwegs sind - das sind Nachzügler, die im August auf die Welt gekommen sind!)

Wer Hilfe braucht…

Generell sind schwache, verletzte oder kranke Tiere, die zum Überleben Unterstützung brauchen, daran zu erkennen, dass sie sich am Tag zeigen. Sonst sind die Wildtiere scheu und kaum zu sehen, da sie vorwiegend dämmerungs- oder nachtaktiv sind. Aber auch gesunde Tiere sind manchmal untertags zu sehen (Jungtiere auf Futtersuche oder eine aufgestörte Igelmutter). Das Tageslicht allein ist daher noch kein Kriterium für die unbedingte Hilfsbedürftigkeit des Tieres!

Auch Igel, die nach Wintereinbruch, d.h. bei Dauerfrost bzw. bei Schnee herumlaufen, trifft man am ehesten bei Tag an. Es kann sich um kranke oder schwache (Alt)Tiere handeln. Häufig sind es auch Jungtiere, die spät geboren, evtl. auch krank sind und sich wegen des geringen Nahrungsangebots im Spätherbst keinen für den Winterschlaf ausreichenden Fettpolster anfressen konnten.

Igel, die in der Nacht aufgefunden werden und kein Abwehrverhalten zeigen (Stacheln aufstellen, starkes Schnaufen) oder mit seitlich abstehenden Gliedmaßen am Boden liegen, benötigen ebenfalls Hilfe.

Igel, die von Hund oder Katze angeschleppt werden oder von Greifvögeln oder Krähen attackiert wurden, brauchen Hilfe, auch wenn sie keine sichtbaren Verletzungen aufweisen!

Unabhängig von der Jahreszeit erkennt man kranke Tiere meist daran, dass sie tagsüber Futter suchen, herumirren, manchmal auch torkeln, hinken oder auf offenen Flächen ungeschützt herumliegen. Sie wirken apathisch, rollen sich schwerfälliger ein, sind oft mager, für das geschulte Auge an Einbuchtung hinter dem Kopf und herausstehenden Hüftknochen zu erkennen. Ihre Augen stehen nicht halbkugelig hervor, sie sind eingefallen und quasi schlitzförmig. Auf kranken und verletzten Igeln sitzen bei wärmerem Wetter häufig Schmeißfliegen, die ihre Eier ablegen. Diese müssen SOFORT mit einer Pinzette entfernt werden - jede Sekunde zählt!

Achtung: im Internet finden sich sehr viele stark voneinander abweichende Angaben, ab welchem (Unter)Gewicht Igel Hilfe brauchen. Wiegen Sie den Igel, damit die Auffangstation eine Orientierungshilfe hat. Das Gewicht alleine ist als Information nicht ausreichend, ob der Igel den Winter überstehen wird oder nicht!  Nähere Informationen dazu auf der Seite der Wildtierhilfe Wien.

Futter und Wasser sollten nur nach vorheriger Absprache mit einer Wildtierstation oder einem_r wildtierkundigen Ärzt_in angeboten werden! Ein verletztes oder krankes Tier muss erst aufgewärmt werden, bevor der Stoffwechsel wieder Nahrung und Flüssigkeit verarbeiten kann. Sofortiges Aufwärmen ist die wichtigere Erste-Hilfe-Maßnahme (nicht mit Wärmelampen - Austrocknungsgefahr!) Bitte niemals füttern: Haferflocken, Obst, Gemüse, Milchprodukte, Wurst,...)

Gesunde Igel so schnell wie möglich wieder in Natur freilassen

Das Ziel jeder Igelhilfe muss sein, die Tiere so bald wie möglich wieder gesund in die Freiheit zu entlassen.
Sollten Igelexpert_innen, Tierärzt_innen oder Igelstation erkennen, dass das aufgenommene Tier keiner menschlichen Hilfe bedarf, sollte der Igel umgehend an seinen Fundort bzw. in dessen unmittelbare Nähe zurückgebracht werden.


Weiterführende Informationen bei der Wildtierhilfe Wien und der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee.


Liste Pflege-Stationen


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