Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (05.11.2010)
Wien, am 05.11.2010Terror gegen Tierschutz
Berührender Vortrag von DDr. Martin Balluch im vollbesetzten Projektraum des WUK
Martin Balluch ist seit ca. 30 Jahren politisch aktiv. In dieser langen Zeit des selbstlosen Einsatzes für Umwelt- und Tierschutzthemen war er zu oft mit Gewalt gegen ihn konfrontiert. In bewegenden Geschichten wurde dem Publikum ein Überblick über Gewaltszenen von TierausbeuterInnen aber auch von Seiten der Exekutive gegen TierschützerInnen gegeben.
Die Antwort auf die Frage warum Gewalt so unterschiedlich betrachtet wird, konnte auch an diesem Abend nicht gefunden werden. Gewalt gegen TierschützerInnen ist so gut wie nie eine Medienerwähnung wert. Der ORF berichtete einmal über eine Fohlenversteigerung in Maishofen. AktivistInnen wollten den Abtransport der Pferde in die Salamifabrik nach Italien verhindern und ketteten sich teilweise in der Versteigerungshalle an. Mit einer unglaublichen Brutalität wurden die AktivistInnen weggeschleppt, einer musste mit einer Wirbelsäulenverletzung ins Krankenhaus gebracht werden. Der lapidare Kommentar des Fernsehreporters: „Wenn sie die Veranstaltung stören, dann brauchen sie sich nicht wundern, wenn sie ein paar Watschen bekommen“. Woher kommt diese Missachtung für Menschen, die auf Missstände aufmerksam machen, die sich stark machen für die Schwächsten?
Der Vortrag begann mit Berichten aus England. Martin Balluch lebte über 10 Jahre in England und war dort vor allem in der Anti-Jagd-Bewegung aktiv. In England gibt es bereits einige TierschutzaktivistInnen, die ihr Leben durch die Gewalt von TierausbeuterInnen verloren haben.
Den Tod von Tom Worby, einem 15jährigen Anti-Jagd-Aktivisten, hat Martin Balluch selbst miterlebt. JägerInnen versammelten sich, um mit ihren Hunden Füchse zu hetzen. Eine Gruppe Jagdsaboteure kam dazu. Die JägerInnen fühlten sich gestört und verließen wutentbrannt mit ihren großen Fahrzeugen den Ort des Geschehens. Der Jagdleiter raste mit seinem Van auf eine Gruppe von TierschützerInnen zu. Vier konnten in letzter Sekunde in einen Graben springen, Tom Worby schaffte es nicht mehr, er geriet zwischen den Van und eine Mauer. Einige Zeit konnte er sich noch am Van festhalten und wurde mitgeschliffen. Doch dann verlor er auch noch diesen Halt und geriet unter die Räder. Er starb in den Armen seiner Freundin. Der Fahrer des Vans musste sich nie vor Gericht für den Tod von Tom verantworten. Es wurde schon im Vorfeld entschieden, dass es sich hier um einen Unfall handelt und keine Straftat vorliegt!
Traurige Ereignisse wie diese reihten sich aneinander, auch von Hinterhalten von schwer bewaffneten JägerInnen wurde berichtet oder von Zirkusleuten, die in einer Aktion 11 englische TierschützerInnen krankenhausreif prügelten.
In Österreich gibt es zum Glück noch keine toten TierschutzaktivsitInnen zu beklagen, aber auch hier ist Gewalt gegen friedliche DemonstrantInnen nur allzu oft präsent.
Zirkusleute
prügelten mit Stöcken auf AktivistInnen
ein. In der Gerichtsverhandlung war plötzlich
das Beweisband kaputt. TierschützerInnen
hatten eine Kopie mit und so „musste“
der Richter den Schläger schuldig sprechen.
Strafe für 10 Faustschläge ins Gesicht
€ 80… .
Aber auch die Exekutive geht in Österreich
oft mit einer enormen Brutalität vor.
Ein Polizist zerrte einen Aktivisten
von einer Tiertransportblockade an den
Haaren weg. Es gab ein Beweisfoto. Vor
Gericht konnte er „glaubhaft“ machen,
dass er dem Aktivisten nur den Kopf halten
wollte, so dass er sich nicht am Boden
verletzen würde. Freispruch!
Die Beispiele, die dem Publikum teilweise den Atem raubten, ließen sich hier beliebig fortsetzen.
Martin Balluch hat eine Zusammenfassung all dieser Gewalttaten gegen TierschützerInnen an die Innenministerin geschickt, interessanterweise hat er noch keinen Gesprächstermin im Ministerium bekommen. Die Bekleidungskette Kleider Bauer schrieb sieben Sachbeschädigungen gegen ihre Filialen zusammen und bekamen am nächsten Tag schon einen Besprechungstermin. Kurz darauf wurde die SOKO Bekleidung gegründet. Wann wird nun eine SOKO gegen Gewalt gegen TierschützerInnen gegründet?