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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (29.11.2010)

Wien, am 29.11.2010

Haustiermesse Wien mit angeschlossener Reptilien- und Amphibienbörse

Am 27. und 28. November gab es in der Wiener Messe Reptilien zu Schleuderpreisen

Seit vielen Jahren boomt das Geschäft mit den exotischen Tieren. Auf den Börsen herrschten teils katastrophale Haltungsbedinungen für die Tiere. Unzählige Anzeigen von verschiedensten Tierschutzvereinen zeigen nun ihre Wirkung. Die Ausstellungsbehältnisse bei der Börse in Wien entsprachen dem Gesetz – die Börsendauer wurde geschickt ausgeweitet.

Fehlende Information – ein schwerwiegendes Problem bei diesen Börsen

Börsen verleiten zu Spontankäufen. Immer ausgefallenere Tiere gibt es bereits ab 10 Euro. Um vieles teurer ist dann schon das notwendige Zubehör, um diesen Wildtieren ein annähernd passendes Umfeld zu bieten. An dieser so notwendigen Informationsweitergabe sind die VerkäuferInnen leider nur allzu selten interessiert.

Das Gesetz würde die Anschaffung eines Wildtieres erst dann erlauben, wenn die komplette Unterbringungsmöglichkeit bereits vorhanden ist. In allen Zoofachhandlungen müssen Merkzetteln zu den Haltungsanforderungen für die angebotenen Tiere aufliegen und auch Formulare zur gesetzlich vorgeschriebenen Anmeldepflicht. Auf Börsen gilt all dies nicht und so manch mitverfolgtes „Verkaufsgespräch“ lässt Böses ahnen.

Selbst auf die Frage, ob es was mache, wenn man das Terrarium erst in ein paar Tagen bekommt, wird lachend gesagt, dass das Reptil ganz einfach zu halten sei und dass es kein Problem sei, es ein paar Tage in dem Karton zu lassen. Die Käuferin erkundigte sich noch, ob sie sonst noch was wissen müsse, kurz wurde noch einiges über das Futter erzählt. Hier erneut eine Anleitung zur Tierquälerei: Über die Grillen ein paar Vitamine gestreut, dann kräftig durchgeschüttelt, so verteilt sich das gut auf die Grillen und stellt sicher, dass das Reptil genügend Vitamine zu sich nimmt. Noch einmal wird nachgehakt, ob es noch etwas zu wissen gäbe, nein sonst nichts. Dass Wildtiere in Österreich angemeldet werden müssen, bleibt also ein Geheimnis, das die Käuferin offensichtlich nicht zu wissen braucht.

Das schützende Dach – einfach weggenommen

Die vielen Menschen, der Börsenbetreiber spricht gar von 25.000 BesucherInnen an den zwei Tagen, stellen für viele Tiere sicher einen erheblichen Stress dar. Es sollte zumindest gesichert sein, dass die Tiere nicht berührt werden und die Nagetiere über eine Rückzugsmöglichkeit verfügen. Seit Jahren ist zwar zu beobachten, dass kleine Nagetiere in großen Holzkisten mit ausreichend Sägespäne ausgestellt werden. Aber die Kisten sind nach oben offen und unwissende Menschen, darunter auch viele Kinder, greifen ständig nach den Tieren. Versuchen die Tiere in ihren kleinen Häuschen Schutz zu finden, werden diese einfach in die Höhe gehoben....

Die Sucht nach Ausgefallenem - Palmendieb und Axolotl

Auch das größte landlebende Krebstier, der sogenannte Palmendieb, konnte bei dieser Börse erworben werden. Die Fußspannweite bei ausgewachsenen Tieren kann bis zu einem Meter betragen. Die Tiere sind nachtaktiv und verstecken sich tagsüber am liebsten in Höhlen, in denen sie die notwendige Luftfeuchtigkeit halten können. Am liebsten essen sie Früchte und Aas. Als Terrariumgröße wird mindestens eine Fläche von 6m² vorgeschlagen. In ihrer Heimat sind sie wegen der angeblichen aphrodisierenden Wirkung des Fleisches gejagt und auf einigen Inseln schon ganz ausgestorben. Nun finden sie offensichtlich Einzug in europäische Haushalte. …

Der Informationsfluss mangelte aber auch bei den notwendigen Papieren für artengeschützte Tiere. Das Axolotl ist in seiner Heimat Mexiko ebenfalls bereits stark dezimiert und bewohnt dort nur noch einige große Seen. In der EU Bundesartenschutzverordnung stehen die Axolotl im Anhang B, aus verwaltungstechnischen Gründen braucht man bei einem Handel innerhalb der EU nur noch einen Herkunftsnachweis. Aber auch dies wurde auf Anfrage nicht mitgeteilt.

Ist ein Ende der Reptilienbörsen in Wien möglich?

Die Wiener Tierschutzsprecherinnen der SPÖ und der Grünen haben sich auf Anfrage des VGT zur Wien Wahl 2010 für ein Ende der Reptilienbörsen ausgesprochen.
Als erste sofortige Maßnahme muss dafür gesorgt werden, dass umgehend die Anforderung der Meldepflicht umgesetzt wird. Diese Maßnahme würde Spontankäufen vermeiden. Eine Möglichkeit wären Amtspersonen direkt bei den Börsen, die jeden Kauf registrieren und den KundInnen Informationen zu den gesetzlich vorgeschriebenen Haltungsbedingungen geben. Eine weitere Möglichkeit wäre auch, dass ein Kauf eines Wildtieres überhaupt erst möglich ist, wenn dazu bereits eine amtliche Genehmigung ausgestellt wurde. Diese bescheinigt dann eine gewisse Kenntnis über das Tier und das Vorhandensein des notwendigen Zubehörs.

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