Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (19.05.2011)
Wien, am 19.05.2011Bauernbund + Schweinebauernverband verbreiten Falschinformation
VGT appelliert an die in der Kastenstanddiskussion involvierten Interessensvertretungen, bei der Wahrheit zu bleiben: Kastenstände bedeuten höhere Ferkelverluste!
Nach entsprechenden Aussendungen des Verbands Österreichischer Schweinebauern und des NÖ Bauernbunds zu den Kastenständen, also den körpergroßen Käfigen für weibliche Zuchtschweine, stellt der VGT klar: „Auf der genannten Tagung an der Veterinärmedizinischen Universität Wien zur Kastenstandfrage haben sowohl der österreichische Experte auf diesem Gebiet, Prof. Josef Troxler, als auch Prof. Hans Wyss vom Bundesamt für Veterinärwesen in der Schweiz, klar und deutlich erklärt, dass vom Standpunkt des Tierschutzes für Mutterschwein und Ferkel zusammen die freie Abferkelbucht ohne Kastenstand die beste Option ist. Beide Experten haben auf diesem Gebiet jahrzehntelange Erfahrung. Dagegen sprach sich lediglich ein Professor aus Deutschland aus, der aber selbst keinerlei Forschung zu Kastenständen während und nach der Geburt durchgeführt hat. Er kann also nicht als Feigenblatt für die wahren Gründe, warum die Schweineindustrie für die Beibehaltung des Kastenstands ist, herhalten, nämlich, in keine Umbauten investieren zu wollen!“.
Und der VGT-Obmann weiter: „Der deutsche Professor hat selbst lediglich Forschungen zur Kastenstandhaltung während der Schwangerschaft der Schweine durchgeführt, und da war sein Ergebnis, dass die Mutterschweine am besten gleich nach dem Absetzen der Ferkel aus der Abferkelbucht in eine Gruppenhaltung übersiedeln sollen. Dann würden nämlich die anfangs vorhandenen Unstimmigkeiten unter den weiblichen Schweinen noch vor Beginn der nächsten Schwangerschaft abgeschlossen sein. Damit belegen seine Ergebnisse sogar, dass während der sogenannten Leerzeit, also vor der Befruchtung, und während der Schwangerschaft, keine Kastenstände nötig sind. Leider sieht der momentane Verordnungsentwurf aber auch in dieser Zeit 15 Tage lang einen Kastenstand vor, die EU-Mindestrichtlinie ab 2013 sogar 5 Wochen! Hier muss nachgebessert werden.“
„Er hat in seinem Vortrag die sogenannten ‚Kombisysteme‘, in denen nur in den ersten 3 Tagen nach der Geburt ein Kastenstand verwendet wird, überhaupt nicht in Betracht gezogen
Rein statistisch zeigen aber gerade diese Systeme die allergeringsten Ferkelverluste, deutlich geringer, als mit Kastenstand während der gesamten Säugeperiode. Der Kastenstand bedeutet also mehr tote Ferkel. Das ist ein wissenschaftliches Faktum, an das man sich in dieser Diskussion zu halten hat. Wir appellieren an die Interessensvertretung der Schweineindustrie, in ihren Aussendungen ehrlicher zu sein, und nicht Medien und Öffentlichkeit falsch zu informieren. Wem die Mutterschweine am Herzen liegen, der muss sowieso für ein Kastenstandverbot sein. Kastenstände und freie Buchten zeigen jeweils gleich hohe Ferkelverluste, für die Ferkel ist daher, rein wissenschaftlich gesehen, offenbar das Kombisystem am Besten. Für dieses wird der Kastenstand bei Problemen für die ersten 3 Tage nach der Geburt verwendet und danach entfernt. Wir erwarten uns vom Landwirtschaftsministerium auf Basis dieser objektiv-wissenschaftlichen Fakten in Gespräche mit dem Gesundheitsministerium zu treten, um eine für die betroffenen Tiere beste Lösung zu erarbeiten!“, schließt VGT-Obmann DDr. Martin Balluch.