Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (22.07.2011)
Wien, am 22.07.2011Vorschlag des Landwirtschaftsministeriums zum Kastenstand nicht ausreichend
Solange Minister Berlakovich nicht bereit ist, die Kastenstandhaltung in der Abferkelbucht wenigstens einzuschränken, sieht der Tierschutz keine Diskussionsgrundlage für Kompromiss
Kommenden Dienstag will das Landwirtschaftsministerium einen „Vorschlag“ zur Abschaffung von Schweine-Kastenständen mit dem Gesundheitsministerium besprechen, der aus Tierschutzsicht keine Diskussionsgrundlage sein kann. Laut diesem Vorschlag bleibt die Zeit der Muttertiere im Kastenstand während der Säugezeit in der Abferkelbucht (von der Landwirtschaft euphemistisch „Ferkelschutzkorb“ genannt) völlig unangetastet. Lediglich während der Schwangerschaft im Deckstall ist man bereit von 4 Wochen Kastenstand laut EU-Mindestrichtlinie auf 10 Tage herunter zu gehen. Und für diese Reduktion ohne jede Umbaunotwendigkeit schlägt das Ministerium eine Übergangsfrist bis 2035, also von fast 25 Jahren, vor!
VGT-Obmann DDr. Martin Balluch dazu: „Die zentrale Kernfrage ist die Zeit der Mutterschweine im Abferkelgitter, also im Kastenstand während der Säugezeit. Solange das Landwirtschaftsministerium hier keine Dialogbereitschaft zeigt, scheint kein Kompromiss möglich. Die Missstandsfeststellung der Volksanwaltschaft bezog sich genau auf diesen Punkt, die Gutachten der Experten ebenfalls. Ohne Bereitschaft, die Zeit im Abferkelgitter einzuschränken, kann man nicht von einem Kompromissvorschlag sondern nur von einer starren Haltung des Landwirtschaftsministers sprechen. Dabei ist Minister Berlakovich dem Volk verpflichtet, nicht der Agrarindustrie. Er muss auch die Interessen des Tierschutzes in seinem Ministerium berücksichtigen.“
„In Aussendungen der Schweinebauernschaft werden schon wieder falsche Tatsachen behauptet“, erklärt der VGT-Obmann weiter
Faktum sei:
- Die Schweineindustrie im EU-Land Schweden ohne Kastenstände floriert, der Rückgang in der Anzahl der Schweinebetriebe in den letzten Jahren entspricht dem in Österreich, siehe: http://www.vgt.at/presse/news/2011/20110615Pressemappe_Kastenstand.pdf
- Der neue Verordnungsentwurf des Gesundheitsministeriums erfordert einen Umbau des Abferkelstalls, für die EU-Richtlinie muss jeder Schweinebetrieb bis 2013 sowieso den Deckstall umbauen. Betriebe, die also schon ihren Deckstall für die EU-Richtlinie umgebaut haben, haben daher nicht umsonst investiert!
- Die Kosten für die Schweineindustrie aufgrund der neuen Verordnung betreffen nur ein einmaliges Investment in einen Umbau des Abferkelstalls. Die anlaufenden Dauerkosten durch etwas größere Abferkelbuchten (5,5 m² statt bisher 4 m²) und etwas mehr Betreuungsaufwand für die Mutterschweine in freien Buchten bedeuten Mehrkosten von nur rund 10%!
- Die freien Buchten zeigen keine höheren Ferkelverluste. Prof. Bo Algers aus Schweden berichtete von mit Österreich vergleichbaren Verlustraten. Für das Muttertier ist die freie Bucht ungleich besser als der körpergroße Käfig.
- In der Biohaltung in Österreich gibt
es eine
langjährige
sehr positive Erfahrung
mit freien Buchten statt
Kastenständen, siehe:
http://www.vgt.at/presse/news/2011/news20110720h_1.php