Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (05.10.2011)
Wien, am 05.10.2011Auch bei Berlakovich-Auftritt in Schönbrunn protestieren TierschützerInnen
Landwirtschaftsausschuss im Parlament behandelte Kastenstandverbot: nur ÖVP dagegen, Berlakovich weiterhin stur, Bauernbund fürchtet um das Billigschnitzel
Heute am 5. Oktober trat Landwirtschaftsminister Berlakovich am Vormittag in Schönbrunn auf und wurde wiederum von TierschützerInnen an seine Verfehlungen in der Kastenstandfrage erinnert. Die Polizei hinderte einige AktivistInnen daran, den Veranstaltungsraum zu betreten, aber mittels Megaphon, Transparenten und Flugblättern konnten sie dennoch ihr Anliegen vorbringen. Auch auf der Grünbergbrücke über den Autobahnzubringer bei Schönbrunn wurde zur selben Zeit 4 Stunden lang in beide Fahrtrichtungen je ein 12 m langes Spruchband „ÖVP blockiert Kastenstandverbot“ gehängt.
Im gestrigen Landwirtschaftsausschuss des Parlaments forderten die Grünen den Landwirtschaftsminister auf, seine Blockadepolitik gegen ein Kastenstandverbot einzustellen
Auch die SPÖ forderte, Berlakovich solle einem Kompromiss zustimmen. ÖVP-Abgeordnete behaupteten daraufhin, Kastenstände seien in Österreich sowieso bereits verboten! Ein typischer Propagandaschachzug der Lobbyisten der Tierindustrie, um die Öffentlichkeit zu verwirren. Gemeint ist lediglich, dass die EU ab 2013 eine Reduktion der Zeit im Kastenstand von 12 auf 6 Monate pro Jahr vorsieht. Auch bei Legebatterien hat die Tierindustrie ununterbrochen behauptet, die EU würde sowieso die Käfighaltung verbieten, obwohl es dabei nur um konventionelle Käfige ging, die geringfügig verschiedenen ausgestalteten Käfige blieben weiterhin erlaubt.
Landwirtschaftsminister Berlakovich zeigte sich im Parlamentsausschuss weiterhin stur und setzte seine Blockadepolitik in der Kastenstandfrage fort
Es gebe keine Alternative – obwohl in Schweden seit 1988 freie Buchten mit keinen höheren Ferkelverlusten betrieben werden – und der Umbau sei so teuer, dass die Kleinbetriebe eingehen würden und das Schweinefleisch für arme Leute zu viel kosten müsste. ÖVP-Bauernbundobmann sah sogar das österreichische Schnitzel in seiner Existenz bedroht.
Das sind aber Ausflüchte und keine Antworten. Umbaukosten und Schnitzelpreise können nicht in einem reichen Land wie Österreich als Begründung dafür herhalten, dass Mutterschweine in diese Folterkäfige gesteckt werden. 80% der Bevölkerung wollen ein Verbot. Und die Kastenstandhaltung ist sogar verfassungswidrig. An diesen fundamentalen Fakten führt kein Weg vorbei. Die einzige Antwort ist ein Kastenstandverbot, zumal seit langem schon praktisch erprobte Alternativen existieren, die für alle betroffenen Tiere – Mutterschweine und Ferkel – die viel bessere Lösung sind, nur etwas mehr Geld kosten.