Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (17.02.2015)
Wien, am 17.02.2015Tier des Monats: Robbe Elfie
Robbenmutter Elfie berichtet über das Leben in ihrer Robbenkolonie auf Neufundland...
"Ich bin Sattelrobbe Elfie und habe vor sieben Jahren auf einer Eisscholle vor Neufundland das Licht der Welt erblickt. Meine Mama hat immer gesagt, dass ich Glück hatte, denn ich bin in diesem Jahr sehr spät geboren und die RobbenjägerInnen waren schon wieder weg. Damit konnte ich nichts anfangen, aber ein Jahr später verstand ich, was meine Mutter meinte. Jedes Jahr wiederholt sich das Unvorstellbare. JägerInnen kommen und töten auf brutalste Art und Weise beinahe alle Babys unserer Kolonie.
Die glücklichste Zeit meines Lebens
Vor zwei Jahren habe ich einen wahren Gentleman getroffen und wir haben letztes Jahr unser erstes Baby bekommen. Wir nannten es Mike. Mike trank ganz fleißig meine schön fettige Muttermilch, um groß und stark zu werden. Ich liebte ihn, wir kuschelten und schmusten herum. Ich genoss es, wenn er sich an mich schmiegte und neben mir einschlief. Ich liebte ihn so wie eine Mutter ihr Kind einfach lieben muss. Bis dahin wusste ich nicht was Mutterliebe bedeutete, doch mit Mike durfte ich dieses unglaublich innige Gefühl erfahren. Mike mauserte sich als er ca. zwei Wochen alt war. Das heißt, er verlor sein weißes Fell. Sein neues Fell bekam eine wunderbar schöne silbergraue Färbung. Bald würde sich auch der braune Fleck auf dem Rücken abzeichnen, der uns Sattelrobben auszeichnet. Er konnte noch nicht schwimmen und trank noch immer meine Milch. Wir hatten eine wunderschöne Zeit.
Der Tag, der mein Leben veränderte
An jenem Tag, an dem sich alles ändern sollte, tauchte ich wie jeden Morgen tief ins Meer um mein Essen zu fangen. Als ich bei einem Atemloch auftauchte, um Luft zu holen, bemerkte ich ein reges Treiben in unserer Kolonie. Irgendetwas war anders, eine Unruhe war zu spüren. Ich befürchtete schon das Schlimmste. Und als ich auf die Eisscholle zu Mike sprang, wurde mir klar, dass es um Leben und Tot ging – um Leben und Tod von meinem Kind.
Die RobbenjägerInnen waren da. Ich war geschockt, ich war verängstigt, ich war verzweifelt. Wie könnte ich Mike retten. Er konnte noch nicht schwimmen. Wir hatten keine Chance zu entkommen. Die JägerInnen näherten sich. Man konnte schon das laute Schlagen hören, das Einschlagen der Speere (Hakapiks) auf die Köpfe unserer Kinder und deren furchtbare Schmerzens- und Angstschreie. Daneben das klagende Rufen der Eltern.
Und da kam ein Mensch auf mich und Mike zu, kurz vor uns drehte er ab und schlug mit voller Wucht dem Baby meiner Kolonienachbarin auf den Kopf. Das Baby war sofort tot.
Der Mensch drehte sich nun zu uns. Mike war stark verängstigt und versuchte sich hinter mir zu verstecken. Ich drängte mich zwischen den Jäger und mein Kind und griff den Menschen an. Doch dieser holte aus und der Hakapik krachte auf den Kopf meines Jungen. Ich schrie auf vor Entsetzen. Die Zeit blieb stehen.
Der Speer hatte mein Baby stark verletzt, Blut schoss aus einer großen Wunde am Kopf. Mike starrte mich mit aufgerissenen Augen an und hechelte, weil er kaum Luft bekam. Er konnte nicht einmal mehr schreien. Sein Körper zuckte, doch er lebte noch.
Der Mensch hatte inzwischen schon weitere Babys brutal ermordet. Nachdem die RobbenjägerInnen alle Babys in meinem Umkreis erschlagen hatten, sammelten sie die toten Körper ein. Ein paar der Robbenbabys waren schwerst verletzt, aber noch am Leben, so wie Mike. Dann zerrten sie auch meinen Jungen weg von mir. Mike krümmte sich vor Schmerzen, er röchelte und versuchte aufzuschreien, doch in diesem Moment starb mein Kind.
Ich werde nie vergessen wie mein totes Baby von mir weggeschleppt wurde und nur das Blut im Eis zurückblieb.
Dieses Jahr habe ich ein Mädchen geboren, sie heißt Hope. Den Namen habe ich meinem Kind gegeben, weil ich die Hoffnung habe, dass dieses Kind überlebt."