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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (01.06.2015)

Wien, am 01.06.2015

Tier des Monats: Milchkalb Tobi

Kälbertransporte - Tobis Reise vom Weinviertel nach Andorra

"Meine Geburt war zwar nicht leicht, auf diesem Milchbetrieb bei Ernstbrunn im niederösterreichischen Weinviertel, doch letztlich gelang es den Menschen, mich an Kopf und Beinen mit einer Geburtskette aus meiner Mutter herauszuziehen. Die Hochleistungsrasse, zu der auch meine Mutter gehört, hat oft Komplikationen bei der Geburt. Dafür gibt sie 10 Mal so viel Milch, wie ein Kalb bräuchte. Verwundert betrachtete ich meine Umgebung, war bald schon auf den Beinen und roch an meiner Mutter. Diese war aber über die gesamte Geburt hinweg mit einer Kette um den Hals angebunden und konnte sich so nicht um mich kümmern, bis man mich zu ihr hingezogen hatte.

Die Mutter-Kind Idylle sollte nicht lange anhalten. Schon am ersten Lebenstag wurde ich von meiner Mutter getrennt. Dadurch sei der Trennungsschmerz geringer, sagen die Menschen, und die Mutter würde früher wieder Milch für den Handel liefern, anstelle der Kolostralmilch, die für ihr Kind direkt nach der Geburt gedacht ist. So  blieb ich alleine in meiner Bucht zurück. 

Gerade einmal 18 Tage später, meine Nabelschnur war erst vor kurzem abgefallen, fuhr in dunkler Nacht ein Lastwagen vor. Geschrei von Menschen, grelles Licht. Ich wurde aus meinem Kobel getrieben und an den Ohren zu anderen Kälbern auf der Ladefläche gezerrt. Ich hatte Angst. Nun ging die Reise los, die ganze Nacht hindurch, von einem Betrieb zum anderen. Immer wieder Geschrei, immer wieder grelles Licht, immer wieder neue Kälber und der Platz auf der Ladefläche wurde immer enger.

Ich war so müde, doch das ständige Einladen weiterer Kälber wollte kein Ende nehmen, bis schon der Morgen graute. Schließlich, nach langen langen Stunden in dem Gedränge und Chaos unter lauter fremden Tieren, nahm der LKW Fahrt auf und raste ohne anzuhalten dahin. 

Endlich, nach schier ewiger Zeit, blieb der LKW wieder stehen und die Laderampe wurde geöffnet. Eine ganze Reihe von Menschen stand da, sie schrieen laut und hatten lange Gummischläuche in den Händen. Damit schlugen sie auf die Kälber ein, sodass Panik ausbrach. Ein jedes Tier versuchte, den Schlägen zu entkommen. Ich war zunächst durch andere Leiber abgeschirmt, doch bald schon kam ein Mann dicht an mich heran und schlug auch auf mich ein. Der scharfe Schmerz war mir bisher völlig unbekannt, laut schrie ich und sprang auf den Rücken eines anderen Tieres. Schließlich packte mich eine derbe Hand am Schwanz und verdrehte diesen schmerzhaft. Andere Hände packten mich an den Ohren und zerrten mich ins Freie.

Schließlich warf man mich in eine Bucht, wo ich, dicht gedrängt mit anderen Leidensgenossen, zur Ruhe kommen konnte. Durst hatte ich, doch ich kam nicht zu den Tränkeautomaten hin. Schon nach kurzer Zeit erneut Geschrei, eine Frau begann uns Kälber umzugruppieren, zerrte das eine dort- und das andere dahin. „Du dreckige Fotze!“, kreischte sie, und trat mir ins Gesicht, weil ich nicht wusste, was sie von mir will. Wieder kamen Männer mit Gummischläuchen, wieder wurden wir geschlagen und gezerrt, und uns wurden die Schwänze verdreht. Im dichten Gedränge landete ich im gewaltigen Bauch eines riesigen Tiertransporters. Kaum war meine Etage gefüllt, wurde der Boden hydraulisch angehoben und die nächste Ladeetage gefüllt. Ich stand in der Fahrzeugmitte, dicht an dicht mit anderen Tieren, kein Platz zum Hinlegen. Der Boden war nur ganz dünn mit Stroh ausgelegt. Es hat nicht lange gedauert und der Kot und Urin meiner Leidensgenossen war über die gesamte Fläche verschmiert.

Kein Ende in Sicht

Nach ewigem Warten, von ständigem Geschrei und dem schrecklichen Klatschen der Gummischläuche begleitet, wurde der Motor gestartet. Der gesamte Wagen vibrierte und setzte sich in Bewegung. Es war Sommer und furchtbar heiß mitten im Laderaum ohne Frischluft. Stunden um Stunden fuhr der LKW dahin, bei jeder Kurve wurden wir aneinander geschleudert, die Angst und Unsicherheit ließ alle Kälber ständig schreien. Auch ich war verzweifelt und wusste nicht, wie mir geschah.

Die Nacht ging einmal vorbei und die Sonne ging auf. Ich konnte nicht nach draußen sehen und bekam kaum Luft. Der Boden war mittlerweile durch die Fäkalien sehr rutschig geworden. Ein Tier war schon an Entkräftung zusammengebrochen und rührte sich nicht mehr.

Irgendwann blieb der LKW kurz stehen, aber das verschlimmerte lediglich die Situation, denn dann gab es überhaupt keine frische Luft mehr und die Hitze breitete sich aus. Dann ging die Sonne ein weiteres Mal unter, doch der LKW hielt noch immer nicht an. Die ganze Nacht durch sind wir gefahren. Ich war am Ende meiner Kräfte.

Und wieder ging die Sonne auf. Schließlich blieb der LKW stehen. Wir waren verzweifelt, schrieen und schrieen. Beim Stillstand, nahm mir die Hitze die Luft. Ich röchelte nur noch, konnte fast nicht mehr atmen. Mein Mund war trocken, ich hatte quälenden Durst.

Pause?

Plötzlich wurde die Laderampe geöffnet. Unter mir hörte ich wieder die schreienden Männer und die klatschenden Gummischläuche. Schließlich fuhr meine Etage nach unten und die Männer drängten sich zwischen die Kälber hinein. Panik brach aus, alle wollten den Schlägen ausweichen. Die vordersten Reihen wurden an ihren schmerzhaft verdrehten Schwänzen ins Freie gezerrt, die anderen Kälber drängten nach. Nur hinaus aus dieser Hölle, nur hinaus!

Ich wurde nun mit anderen Kälbern in eine Bucht gestopft. Dort fand ich etwas Stroh, doch die Wasserautomaten funktionierten nicht, so sehr ich daran stieß und saugte. Verzweifelt leckte ich die Eisenstangen. 

Immer wieder liefen Menschen herein, öffneten Tore, prügelten schreiend Kälber heraus und neue Tiere wieder herein. Ich kam kaum zur Ruhe. Bis endlich die nächste Nacht anbrach. Für einige Stunden konnte ich jetzt schlafen.

Noch einmal

Am Morgen des nächsten Tages begann früh schon erneut das Geschrei. Diesmal war es meine Bucht, die geleert werden solle. Wieder prasselten Schläge mit dem Gummischlauch auf mich ein. Ich wusste nicht wohin, versuchte mich zu verkriechen. Da packten mich Hände an Schwanz und Ohr und zerrten mich auf eine Laderampe. In meiner Verzweiflung stolperte ich über die Seitenwand und verklemmte mich dort. Grob wurde ich am Gesicht empor gerissen. Schließlich stand ich wieder im dichten Gedränge von Leibern im geschlossenen Laderaum, diesmal allerdings an einem der Schlitze in der Seitenwand. Draußen sah ich die Landschaft vorbeirauschen, der Fahrtwind bot ein bisschen Kühlung bei der großen Hitze, die hier herrschte. Der Boden unter meinen Füßen war mit keinem einzigen Strohhalm bedeckt, alles nur rutschiges Metall, mehrmals fiel ich bei engen Kurven unter die Füße anderer Kälber, die sich auch kaum halten konnten und auf mich trampelten. Nur mit Mühe konnte ich mich wieder befreien.

Dann blieb der LKW stehen, die heiße Mittagssonne brannte auf das Fahrzeug, die Luft stand. Ohne Fahrtwind war die Hitze nicht mehr zu ertragen. Dann wurde wieder die Laderampe geöffnet und ich stolperte ins Freie. Wieder waren hier zwei Männer, die schreiend ihre Gummischläuche schwangen. Ich wurde in einen engen Verschlag getrieben. Von dort aus verteilte man mich und die anderen Kälber später auf die verschiedenen Mastbuchten.

Keine Hoffnung

Hier werde ich die nächsten 18 Monate verbringen, zwei Winter und zwei Sommer lang. Dabei komm ich aus der engen Bucht nicht mehr heraus, auch wenn ich langsam zu einem stattlichen Stier heranwachsen werde. Selten wird mein Platz gereinigt, bald werden wir knöcheltief im eigenen Kot stehen – und das die gesamte Zeit hindurch. Die letzte Reise, die ich hier von diesem Betrieb in Andorra in den Pyrenäen aus noch antreten werde, ist auf einem Klein-LKW zum Schlachthof."

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