Verhungerte Kälber in der Südsteiermark! - vgt

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Verhungerte Kälber in der Südsteiermark!

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (02.03.2018)

Leutschach, 02.03.2018

Es bahnt sich der nächste Fall von massivem Tierleid durch Vernachlässigung an – dieses Mal in der Steiermark. Wie im erst vor wenigen Tagen aufgedeckten Fall in Kärnten starben Rinder aufgrund von fehlender Versorgung

Am Mittwoch, 28.02.18, wurden der Polizei zwei tote Kälber gemeldet, die in einem Stall in Leutschach in der Südsteiermark lagen. Die Tiere waren offenbar verhungert und verdurstet. Neun weitere Rinder (sechs Kühe, ein Stier und zwei Kälber) wurden mager, dehydriert und verdreckt am Gelände gefunden – sie wurden dem Landwirt sofort abgenommen.

Kein Futter und vereiste Tränke

Der 53-jährige Landwirt soll die Tiere schon länger nicht versorgt und auch kein Futter bereitgestellt haben. Das automatische Tränksystem war zum Zeitpunkt der Kontrolle zugefroren, sodass die Tiere kein Wasser aufnehmen konnten. Auch Einstreu war keine vorhanden im Stall. „Rinder magern nicht von heute auf morgen ab. Wie bereits vor wenigen Tagen in Kärnten ist auch hier eine lange Leidensgeschichte zu vermuten", so VGT-Kampagnenleiter David Richter.

„Überforderte“ Landwirt_innen

Der Landwirt wurde wegen Tierquälerei bei der Staatsanwaltschaft und auch bei der Bezirkshauptmannschaft angezeigt. Die Polizei vermutet „Überforderung“ als Grund für die fehlende Versorgung der Tiere und den Tod der beiden Kälber. Dabei scheint diese „Überforderung“ sich offenbar immer weiter auszubreiten. Auch im aktuellen Fall dreier toter Rinder und weiterer schlecht versorgter Tiere in Hüttenberg, Kärnten, wurde im Zuge der Enthüllungen die angebliche Überforderung des jungen Bauern mit seinen drei Betrieben vorgebracht. Erst vor wenigen Wochen führten anonyme Hinweise zu einem Betrieb in Attendorf, Graz-Umgebung, wo zwölf Schafe nur mehr tot aufgefunden und 35 weitere Schafe in schlechtem Zustand dem Halter abgenommen wurden. In beiden Fällen wurde den Tieren tierärztliche Versorgung, wie auch Futter und Wasser vorenthalten. In beiden Fällen wurde öffentlich „Überforderung“ als Grund für das Tierleid genannt.

Dieses Argument ist Tierschützer_innen nur zu gut bekannt. Auch im Fall der furchtbaren Zustände in den Schweinemasten und dem Schlachtbetrieb des Kärntner Gastro-Unternehmens Mochoritsch, die im Sommer vergangenen Jahres aufgedeckt wurden, wurde die Schuld schnell einem „überforderten“ Arbeiter aufgehalst. Rund zwanzig tote Schafe und etliche tote Hasen wurden Anfang Februar auf einem verwahrlosten Landwirtschaftsbetrieb in Preding in der Steiermark gefunden – und auch hier lautete die erste Reaktion „Überforderung“.

„Hier scheint ein gewaltiges Problem unter der Oberfläche der oft schöngeredeten österreichischen Landwirtschaft zu brodeln. Wie kann es sein, dass quasi Monat für Monat Tiere qualvoll an Krankheiten, Verletzungen und Unterversorgung sterben, weil ihre Halter_innen überfordert sind?“, fragt sich David Richter. „Wo bleibt die Reaktion der Landwirtschaftsvertretung? Immer ist nur von sogenannten „schwarzen Schafen“ und „Einzelfällen“ zu hören – jedoch häufen sich diese enorm! Und hinter jedem dieser „Einzelfälle“ steckt Tierleid und ein qualvoller Tod.“

Sofortige Konsequenzen notwendig

Der VGT fordert eine dringend benötigte Aufstockung der Amtstierärzt_innen und eine starke Erhöhung der Kontrollen von gewerblichen Tierhaltungen, besonders in der Landwirtschaft. „In der Steiermark alleine gibt es mehr als 20.000 Rinder-, Schweine-, Schaf- und Ziegenbetriebe, dazu noch etliche Hühnermasten und Legehennenbetriebe*. Dem gegenüber stehen gerade einmal etwas mehr als 20 Amtstierärzt_innen für die ganze Steiermark!“, zeigt sich Richter entsetzt. „Überforderte Landwirt_innen, die sich nicht um ihre Betriebe kümmern können oder wollen, müssen frühzeitig entdeckt werden – nur dann kann ihnen und vor allem den Tieren noch geholfen werden.“ Richter bedankt sich bei allen Menschen, die nicht wegschauen, sondern Tierleid in ihrem Umfeld melden. Die Politik steht nun in der Verantwortung, zu handeln. „Die neue Regierung will Aufdeckungen kriminalisieren, statt das Tierleid abzustellen. Das ist ein sehr gefährlicher Trend, der nur zu noch mehr unentdecktem Tierleid führen kann,“ so Richter abschließend.

Der VGT appelliert an Konsument_innen von Tierprodukten, sich mit der Landwirtschaft und der Tierhaltung in der Produktion von Fleisch, Milch und Eiern genauer auseinanderzusetzen und möglichst auf Tierprodukte zu verzichten!


* Steiermark Viehbestand und Viehhalter (http://www.statistik.steiermark.at)

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