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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (24.01.2019)

Wien, am 24.01.2019

Vortrag: Clever Pig oder Dumme Sau?

Marianne Wondrak vom Clever Pig Lab berichtete von ihren Erkenntnissen zur Kognition bei Schweinen. Schweine sind viel intelligenter als die meisten Menschen denken.

Das Messerli Forschungsinstitut für Mensch-Tier-Beziehung macht Beobachtungen und Verhaltensexperimente zu sozialen Strukturen und Sozialverhalten bis hin zu ethischem Verhalten. 2014 wurde das Clever Pig Lab gegründet. Schweine sind hoch sozial und sehr intelligent aber ihr natürliches Verhalten ist bisher wenig erforscht. Wir wissen viel über ihre physischen Abläufe weil das in der Tiernutzung sehr relevant ist aber das geistige Innenleben von Schweinen wurde bisher wenig beachtet.

Ein Problem der Kognitionsforschung bei Schweinen ist, dass meist nur die kurzen 5 Monate der Mastperiode zur Verfügung stehen weil die Tiere danach geschlachtet werden. Zusätzlich sind Schweine charakterlich sehr verschieden und die Ergebnisse haben daher oft eine große Bandbreite. Leider ist es bisher nicht möglich diese große individuelle Variabilität durch größere Testgruppen abzufangen.

Im Clever Pig Lab an der Vet-Med werden dagegen Kunekune Schweine aus Neuseeland in Freilandhaltung studiert weil sie relativ klein bleiben – also nur bis zu 110 Kilogramm schwer werden. Es kamen auch bereits schwangere Mütter in die Haltung, die dann vor Ort im Wald ihre Kinder zur Welt brachten und autonom entschieden wie lange sie stillen. Innerhalb von zwei Jahren ist die Herde so auf 39 Tiere (19 männlich, 20 weiblich) angewachsen und diese Tiere werden ausnahmsweise nicht geschlachtet. Die Eber wurden vasektomiert, damit sie sich nicht weiter vermehren können aber weiterhin ihr natürliches geschlechtliches Verhalten zeigen.

Diese freie Lebensweise auf 8 Hektar Weide mit einem Hektar Wäldchen in der Mitte wurde nicht nur aus Tierschutzgründen gewählt, sondern auch weil sich ein typisches Sozialverhalten nur in einer entsprechend unbeschränkten, natürlichen Lebensweise entfalten kann. Die Tiere dürfen bis zu ihrem natürlichen Tod in diesem Umfeld leben und die Finanzierung des Projekts ist auch auf so lange Zeit angelegt. Das Clever Pig Lab ist mit diesen Bedingungen weltweit einzigartig.

Selbst in Tierwohl-Ställen ist die Haltung fragwürdig. Frau Wondrak erzählte vor allem vom Lern- und Gedächtnistraining und von Einsichten über taktische Entscheidungen von Schweinen. Wie reagieren sie in unterschiedlichen Anordnungen auf Futter-Ressourcen? Wie gehen sie mit verstecktem Futter um?

Wenn Schweine von anderen verfolgt werden geben sie zum Beispiel vor nicht zu wissen wo das Futter ist und kehren dann aber gezielt zum Futter zurück wenn sie wieder allein sind. Solche Verhaltensweisen erfordern die Fähigkeit nachzuvollziehen, was andere wissen und auf Grund dessen bestimmte Taktiken zu planen und auszuführen.

Schweine können im Gegensatz zu Kleinkindern und anderen Tieren auch unmittelbar Spiegel benutzen. Sie suchen also nicht vergeblich was sie sehen am oder hinter dem Spiegel, sondern verstehen auf Anhieb was eine Spiegelung ist und nutzen sie um zum Beispiel problemlos um Leckerlis zu finden.

Zwei erwachsenen Schweinen wurde beigebracht wie sie Schiebetüren in jeweils verschiedene Richtungen öffnen können. Dann wurde beobachtet, was die jüngeren Schweine von den älteren lernen. Nach einer 24-stündigen Pause durften dann auch die Kinder versuchen die Tür zu öffnen. Sie haben die Erwartungen der Forscher_innen sogar übertroffen weil sie nicht versucht haben exakt nachzumachen, was die älteren Schweine taten, sondern weil sie improvisierten um das selbe Prinzip zu erreichen. Sie haben also nicht die dafür vorgesehenen Anfasser verwendet, sondern die Türen einfach irgendwo Angefasst um sie in die richtige Richtung zu schieben.

Schweine haben Freundschaften und Feindschaften. Und es gibt auch sozialere Individuen und eher Außenseiter. Es ist bisher unbekannt wie diese Rollen entstehen und es konnte ausgeschlossen werden, dass es vom Erfindungsreichtum der jeweiligen Individuen abhängt. Bei sogenannten Detour-Tests zeigte sich, dass Schweine besonders gut in der Lage sind zu verstehen, dass es in manchen Situationen notwendig ist vom Ziel wegzugehen um es auf einem längeren Weg tatsächlich zu erreichen wenn es zwar direkt sichtbar aber eben nicht direkt erreichbar ist. Das ist eine Herausforderung, die zum Beispiel Hunde meist nicht bewältigen.

Die Schweine im Clever Pig Lab haben auch gelernt auf eigenen Touchscreens zwischen Bildern von Gesichtern oder Hinterköpfen zu unterscheiden. Sie können also das Konzept Vorderansicht versus Hinteransicht verstehen und das auch bei völlig durchmischten Bildern von Personen mit verschiedenster ethnischer Herkunft erfolgreich anwenden. Folgetests zeigten, dass einzelne Schweine unterschiedliche Merkmale in diesem Test zum Erkennen benutzten – also zum Beispiel die Kopfform oder das Gesicht.

Bei den Versuchen wurde darauf geachtet die Tiere immer nur in Eustress und nicht in Dysstress zu versetzen. Das wurde über Speichelproben von Wattestäbchen gemessen, die die Tiere freiwillig mitmachten weil sie ihnen von klein an beigebracht wurden und daher selbst keinen Stress verursachen. Auf jeden Fall lernen laut Auswertungen vor allem jene Schweine gut, die nicht gleichgültig sondern sehr aktiviert, also etwas erregt sind. Ebenfalls interessant ist, dass die Schweine auch bei Misserfolgen laut Cortisolwerten nicht frustriert wurden. Im Gegenteil reagieren besonders die hoch motivierten Individuen sehr unausgeglichen und treiben Unfug, wenn sie länger an keinen Tests teilnehmen können.

Die Forschungsgruppe möchte künftig vor allem die höheren kognitiven Fähigkeiten auch mit anderen Schweinearten und Wildschweinen gründlicher erforschen. Im Moment arbeiten sie gerade an einer Flexibilitätsstudie, in der Umlernen erforderlich ist. Weil das auch bei anderen Tierarten so ist, erwarten sie von den weiblichen Schweinen dabei größere Fähigkeiten, wollen das aber eben noch ergründen.

In einer aktuellen Studie zeichnet sich ab, dass Optimismus einzelner Individuen ein relevanter Faktor für ihren Status im sozialen Gefüge ist.

Allgemein steht die Erforschung der kognitiven Fähigkeiten von Schweinen noch ganz am Anfang und das Forschungsteam hat noch viele Ideen und Pläne.

Wir danken Marianne Wondrak für diesen Spannenden Vortrag und wünchen ihr weiterhin viel Erfolg bei ihren Forschungen.

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