Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (17.05.2022)
Weltbienentag
Am 20. Mai feiert man den Weltbienentag, auch Tag der Biene genannt.
Der Weltbienentag wurde im Jahr 2018 ins Leben gerufen und findet am Geburtstag von Anton Jansa (1734) statt, dem Pionier der modernen Imkerei. Der Gedenktag wurde von Slowenien vorgeschlagen und von den United Nations 2017 akzeptiert. Ziel ist es, auf die Wichtigkeit der Bienen als Bestäuber, mit ihrer tragenden Rolle in der Nahrungskette, aufmerksam zu machen. Außerdem soll der Tag auch an die Wichtigkeit der Imkerei in diesem Zusammenhang erinnern. Tatsächlich ist die Imkerei aber keine Lösung, sondern eher mit eine Ursache des Bienensterbens.
Imkerei als Massentierhaltung
Die Honigindustrie ist streng genommen eine Massentierhaltung. Honigbienen sind hochgezüchtete Rassen, die so in der Natur nicht vorkommen würden. Durch Kreuzungen verschiedener Arten aus allen möglichen Ländern entstanden die heute meist verwendeten Zuchtrassen. Die großindustrielle Einsatz von Honigbienen kann tausende Völker umfassen, wirtschaftliche Gedanken stehen oft im Vordergrund. Honig ist eine zusätzliche Einkommensquelle und viele Menschen glauben, dass durch die Honigbienenhaltung auch dem Bienensterben entgegengewirkt werden kann. Die Realität sieht aber leider etwas anders aus. Ein großes Problem für die industriell gehaltene Honigbiene ist laut dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Torben Schiffer von der Universität Würzburg der Bienenstock. Dieser besteht oft aus Holz ohne Isolierung, das führt dazu, dass die Bienen selbst Wärme produzieren müssen, um den Winter zu überleben. Dabei verbrauchen sie viel Energie, was ihren Organismus schwächt, außerdem schwitzen sie und die Atemluft kondensiert. Dies erhöhte Luftfeuchtigkeit kann in den kalten Ecken der Kästen zu Schimmel führen, der sich sehr leicht über den gesamten Stock und ausbreiten kann. Öffnen die Bienen nun die Waben mit ihrem Mundwerkzeug, infizieren sie sich. Was ihnen nun helfen könnte, wäre der Honig. Es ist weithin bekannt, dass Honig eine antibakterielle und antimykotische Wirkung hat und gegen viele Krankheiten eingesetzt wird, weil er viele Vitamine, Proteine und Aminosäuren enthält. Doch den Bienen wird der Honig weggenommen und durch völlig nährstoffarmes Zuckerwasser ersetzt. Sind die Bienen erstmals geschwächt, ist es für die Varroamilbe ein Leichtes, den Bienenstock zu infizieren. Sie überträgt Viren und Bakterien auf die Bienen. Ein häufig eingesetztes Mittel zur Bekämpfung der Milbe ist Ameisensäure, diese greift allerdings nicht nur den Schädling an, sondern auch die Bienen, die dadurch noch weiter geschwächt werden. Besonders die Massentierhaltung, die in der Imkerei zum Einsatz kommt, bietet der Varroamilbe einen exzellenten Nährboden. Denn wildlebende Honigbienen leben in kleineren Populationen und besser abgegrenzten Räumen, sodass die Milben sich gar nicht erst so schnell fortpflanzen können und ein Großteil wird durch das jährliche Schwärmen aus dem Stock getragen. Die Imkerei kann dem Bienensterben entgegenwirken, aber nur, wenn die Bienen auf natürliche Weise (z.B. in Baumhöhlen o.Ä.) gehalten werden und man auf die Massenproduktion von Honig verzichtet.
Das Leiden der Bienen
In den USA halten 5 % der Imkereien etwa 95 % der Bienen. Zwei Millionen Bienenvölker werden dort jährlich per LKW von Plantage zu Plantage transportiert. Allein bei diesen stressigen Transporten stirbt jede zehnte Biene, durch die einseitige Ernährung auf den Plantagen werden sie zusätzlich geschwächt. In Österreich werden jährlich etwa 1,2 kg Honig pro Person konsumiert. Diese hohe Nachfrage kann nur zur Hälfte von heimischen Imkereien gedeckt werden, der Rest wird aus Ländern wie China importiert, wo die Bienenzucht noch industrialisierter und tierschutzwidriger ist. Aber auch heimische Bienen leiden unter den Haltungsbedingungen. Durch die jahrzehntelange Züchtung ist ihr genetischer Pool verarmt und sie sind anfälliger für Krankheiten. Auch der Handel mit Bienenköniginnen floriert, man kann diese übers Internet bestellen und sich per Post schicken lassen, was für die Bienen unglaublichen Stress bedeutet. Die Flügel der Königin werden oftmals gestutzt, um sie an den Stock zu binden und am Schwärmen zu hindern. Nach ein bis zwei Jahren werden die Königinnen getötet und durch jüngere, produktivere ersetzt. Auch beim Entfernen des Honigs werden zahlreiche Bienen zerquetscht und getötet. Der eingesetzte Rauch, um die Bienen aus dem Stock zu vertreiben, imitiert einen Waldbrand und bedeutet für die Bienen große Angst und Stress. In der Bio-Imkerei sind einige dieser Praktiken nicht erlaubt.
Honigbiene versus Wildbiene
Durch das Bienensterben, das 2006/2007 in den USA begann, werden Bienen auch häufig im Zusammenhang mit Artenschutz genannt. Doch auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten stehen vor allem zahlreiche Wildbienenarten. Aus ökologischer Sicht wäre ein Aussterben der Wildbienen wesentlich fataler als das Verschwinden der Honigbiene, außerdem ist diese aufgrund ihrer fehlenden Spezialisierung nicht so stark bedroht. Schutzmaßnahmen sollten daher vor allem wildlebenden Bienen gelten, denn davon können auch die Honigbienen profitieren, umgekehrt ist dies nicht immer der Fall.
Honigbienen und Wildbienen übernehmen nur einen Teil der Bestäubung von Pflanzen. Es gibt noch eine Reihe anderer Insekten, die ebenfalls eine wichtige Rolle spielen und weniger stark gefährdet sind wie die Bienen. Dennoch wäre ein Ausfall einer Bestäuber-Gruppe fatal. Gerade Bienen sind durch die Varroamilbe, Pestizide, aber auch durch Monokulturen gefährdet. Monokulturen bieten ein reiches Nahrungsangebot für die Bienen, haben aber eine kurze Blühdauer und am Ende der Blüte entsteht eine Versorgungslücke. In manchen Regionen Chinas müssen die Blüten von Obstbäumen von Menschen per Hand mit einem Pinsel bestäubt werden, weil es nicht mehr genug Bienen gibt, die diese Aufgabe übernehmen.
Was kann jede:r für die Bienen tun?
Natürlich gibt es auch bei Honig tierfreundlichere Bio-Herstellungen. Kleinere Imkereien haben eher die Möglichkeit, nach dem Wohlbefinden ihrer Bienen zu schauen. Noch besser ist es allerdings, lieber zu pflanzlichen Honigalternativen, wie etwa Löwenzahnhonig, Reissirup, Dattelsirup, Ahornsirup, Apfelsüße, Agavendicksaft oder Zuckerrübensirup zu wechseln. Viele davon findet man im normalen Supermarkt oder Reformhaus. Den „Wonig“ der veganen Marke Vegablum (z.B. erhältich bei Denn‘s Biomarkt) gibt es zum Beispiel in über 20 Geschmacksrichtungen, außerdem bietet die Marke sogar veganen Met an.
Beim täglichen Einkauf zahlt es sich aus, zu Bio-Produkten zu greifen, da hier in der Herstellung keine Spritzmittel verwendet werden, die wiederum Bienen schaden. Mandeln standen in jüngster Zeit oft in der Kritik, weil diese meist in Monokulturen in Kalifornien hergestellt werden. Tatsächlich stammen fast 60 Prozent der weltweit hergestellten Mandeln aus den USA. Um diese riesigen Anlagen zu bestäuben, werden von den Mandelbauern Imkereien engagiert, die ihre Bienen tagsüber zu den Mandelbäumen fahren und nachts wieder abholen. Leider kann der hohe Pestizideinsatz in der Mandelproduktion zu verheerenden Schäden an den Bienen führen. Ein Blick auf das Etikett, um das Herkunftsland zu ermitteln und auf ein Bio-Siegel zu achten, zahlt sich also beim Einkauf von Mandeln auf jeden Fall aus.
Im eigenen Garten kann man auf englischen Rasen verzichten und stattdessen Blumenwiesen anbauen, die sowohl für Honig- als auch für Wildbienen ein reiches Nahrungsangebot bereithalten. Auch Insektenhotels bieten Wildbienen und anderen Tieren Unterschlupf und können sogar selbst gebastelt werden. Am besten werden sie an regengeschützten Orten aufgestellt, in deren Nähe sich Futterpflanzen für die Insekten befinden.
Quellen
More than Honey (Dokumentarfilm). Regie: Markus Imhoof. Schweiz, Deutschland, Österreich 2012.
Schiffer, Torben (2018): Der größte Feind der Honigbiene ist die Imkerei selbst. Honbey Bee Online Studies, Universität Würzburg.
Welt: Nicht nur Bienen sorgen für Bestäubung von Pflanzen
Vegane Gesellschaft Österreich: Von Bienen, Blumen und Honig
World Bee Day: Offizielle Homepage
Zurbuchen, Antonia; Müller, Andreas (2012): Wildbienenschutz – von der Wissenschaft zur Praxis. Hauptverlag, Bern.