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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (20.08.2021)

Wien, am 20.08.2021

Zum Welt-Pferde-Tag: Tierschutz nicht vergessen!

Das Reitdrama bei den Olympischen Spielen ist noch nicht vergessen – wie steht es allgemein um den Schutz von Pferden?

Viele Tierschutz-interessierte Menschen haben über die Beziehung zu Pferden zur Tierliebe gefunden. Gleichzeitig ist der Umgang mit Pferden in der Tierschutz-Arbeit ein häufig eher vernachlässigtes Thema. Verschiedene Nutzungsformen von den großen Equiden führen jedoch zu dringenden Tierschutz-Fragen.

Pferde in Österreich

Mehr als 100.000 Pferde dürften in Österreich leben – eine genaue Zahl der Statistik Austria gibt es nur bis 2003 (statistik.at "Pferdebestand"). Viele von ihnen werden als „Freizeitpferde“ gehalten, andere als Zuchttiere oder als Sportpferde. Etliche Pferde werden weiters auf andere Weisen genutzt: Als Fiakerpferde, für Kutschfahrten oder z.B. als Reitschulpferde. Jede dieser Nutzungsarten bringt eine andere Art der Beziehung zwischen Mensch und Pferd mit sich – und auch andere Tierschutz-Risiken.

Der Druck, gehorchen zu müssen

Ein Problem, das sich vor allem in der gewerblichen Nutzung von Pferden (z.B. in der Entertainment-Branche wie bei Tierzirkussen oder aber bei Kutschfahrt-Betrieben und Fiakern) und im Pferdesport stellt, ist die oftmals fehlende Rücksichtnahme auf die individuellen und/oder temporären Bedürfnisse der Pferde. Die Verweigerung von „Saint Boy“ bei den Olympischen Spielen (zugelost im Modernen Fünfkampf) zeigte deutlich, dass das Pferd in einer solchen Situation kaum die Möglichkeit hat, die Teilnahme abzulehnen, ohne Druck oder gar Gewalt über „Hilfsmittel“ ausgesetzt zu sein. Gerte und Sporen, Schenkeldruck und Stimme sollen das Pferd zur Kooperation bringen. Freiwilligkeit ist dann nicht mehr gegeben. Turnier-Teilnehmer:innen haben häufig lange Anreisen, zahlen Teilnahmegebühren – da ist der Druck, ein verweigerndes Pferd doch irgendwie zur Teilnahme zu zwingen, hoch. Ähnlich ist es bei Pferden, mit denen Menschen Geld verdienen – z.B. Reitschulpferde oder auch Fiaker. Verweigert ein Pferd die Kooperation, entgeht den Menschen ein Teil des Einkommens. Auch hier ist der Druck vorhanden, die „Freiwilligkeit“ des Pferdes nicht zu beachten, stellt VGT-Aktivistin Lena Remich fest. Die Bedürfnisse des Pferdes geraten dabei schnell in den Hintergrund.

Brutale Hilfsmittel?

Kontrovers werden auch die verschiedensten Vorrichtungen diskutiert, mit denen der Mensch mit dem Pferd kommuniziert. Angefangen bei Trensen und anderen Mundstücken, über Hilfszügel, Gerten oder Sporen. Befürworter:innen behaupten, dass auch „scharfe“ (sprich potentiell schmerzhafte) Hilfsmittel in Ordnung sind, da sie besonders „feine“ Kommunikation ermöglichen. Kritiker:innen sehen die Notwendigkeit von Mitteln, die auch schnell zu Schmerzen führen können, grundsätzlich als fragwürdig an. Aus Tierschutzsicht wird es vor allem auch dann heikel, wenn Reit-Anfänger:innen diese Hilfsmittel falsch einsetzen. Alleine die Position der zügelführenden Hände kann große Auswirkungen auf die Empfindungen im Mund des Pferdes haben (siehe z.B. Pferderevue.at). Auch Schmerzen im sensiblen Pferdemund sind dabei möglich. Leider kommen auch gesundheitlich bedenkliche Trainingsmethoden, wie die so genannte Rollkur (dabei wird die Nase des Pferdes eng an den Hals gezogen und der Kehlkopf verengt), immer noch vor.

Probleme in der Haltung

Pferde wollen sich natürlicherweise den Großteil des Tages langsam fortbewegen und dabei Nahrung aufnehmen, z.B. auf einer großen Weide grasen. Vielen Pferden steht jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht ausreichend Auslauf zur Verfügung. Auch die gesetzlichen Mindestanforderungen fassen aus Tierschutzsicht nicht weit genug. Verhaltensstörungen wie stereotype Bewegungsabläufe (bekannt ist z.B. das „Weben“, bei dem das Pferd mit den Vorderbeinen hin- und herschwankt) sind leider immer noch in vielen Ställen anzutreffen. Das Reiten (oder Kutschfahren) ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit, mit dem Pferd gemeinsam etwas zu machen und gleichzeitig die Monotonie des Stalllebens zu unterbrechen. Auch Spaziergänge oder Spiele und Übungen am Boden können die Mensch-Pferd-Beziehung stärken und gleichzeitig auch geistige Beschäftigung für die Pferde bieten.

Pferde schützen!

Die Nutzung von Pferden ist wie auch andere Bereiche der Tiernutzung nicht frei von Problemen. Kritisches Hinsehen und Hinterfragen der zahlreichen tierlieben Menschen, die sich mit Pferden beschäftigen, kann viel erreichen. Wenn man z.B. bei einem Ponyreiten oder einer Fiaker-Fahrt unsicher ist, ob die Pferde ausreichend Schutz erhalten (oder sie z.B. bei großer Hitze „arbeiten“ müssen), der sollte lieber verzichten. Pferdekontakt lässt sich auch auf den meisten österreichischen Lebenshöfen erleben! Dort können Pferde in weitestgehender Freiheit ihrem Alltag nachgehen. Vor allem für junge Menschen ist gerade das eine wichtige und schöne Erfahrung!

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