Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (03.12.2021)
Wien/EU, am 03.12.2021Verschärfungen für Kälbertransporte in der EU in Sicht
VGT hofft auf positive Einigung im EU-Untersuchungsausschuss zu Tiertransporten
Gestern hat der EU-Untersuchungsausschuss über seine Empfehlungen an die EU-Kommission abgestimmt. Die Vorschläge zur Änderung des mangelhaften EU-Tiertransportgesetzes beinhalten auch Verbesserungen für kleine Kälber und andere Jungtiere, die noch von der Muttermilch abhängig sind. Denn diese dürfen aktuell schon wenige Tage nach der Geburt über lange Strecken transportiert werden. Und das, obwohl sie an Bord nicht mit Nahrung versorgt werden können und dadurch Hunger leiden. Nicht wenige sterben bereits am Transport, andere kurze Zeit später an den Folgen des Nahrungsentzugs und ihres noch schwachen Immunsystems, das anfällig für Krankheiten ist.
Konkret wurde für Jungtiere vorgeschlagen:
- Ein Transportverbot von Tieren, die jünger sind als 5 Wochen (mit Ausnahme innerbetrieblicher Transporte, also Transporten von Bäuer:innen der eigenen Tiere mit eigenen Transportmitteln unter 50 km, die von der EU-Verordnung ausgenommen sind)
- Eine maximale Transportzeit von 2 Stunden für Jungtiere, die älter als 5 Wochen, jedoch noch immer abhängig von der Muttermilch sind
Außerdem für alle Tierarten:
- Eine maximale Transportdauer von 8 Stunden auf der Straße und in der Luft und von 24 Stunden auf dem Schiff
- Ein Transportverbot für trächtige Tiere, die sich im letzten Drittel der Tragzeit befinden
- Verbot von Transporten in Drittstaaten, in denen Europäische Tierschutzbestimmungen nicht eingehalten werden
- Strengere und engmaschigere Kontrollen, höhere Strafen und eine bessere Dokumentation der Verstöße
Leider konnte für eine Begrenzung der maximalen Transportzeit, durch eine Enthaltung von Harald Vilimsky (FPÖ), knapp keine Mehrheit gefunden werden. Dabei wäre besonders dieser Punkt essenziell für eine Verbesserung der Transportbedingungen gewesen. Alle anderen Punkte wurden angenommen. Im Januar soll über die einzelnen Empfehlungen im Plenum abgestimmt werden. Dort gibt es also nochmals die Chance, nachzubessern und doch noch maximale Transportzeiten festzulegen. Die Kommission hat angekündigt, 2023 einen neuen Gesetzesentwurf vorzulegen.
Ann-Kathrin Freude, Campaignerin des VGT: Diese Forderungen sind noch immer Kompromisse innerhalb des Komitees. Eigentlich ist allen Beteiligten klar, dass diese Transporte nicht nur eine große Tierquälerei darstellen, sondern zum Großteil schon jetzt nicht legal durchgeführt werden können, da sie dem Tierschutz ganz klar widersprechen und das Gesetz an vielen Stellen umgangen oder schlicht gebrochen wird. Der Untersuchungsausschuss - wohlgemerkt der erste EU-Ausschuss zu einem Tierschutzthema jemals - hat diese himmelschreiende Tierquälerei auf EU-Ebene katapultiert und klar gezeigt: Hier muss dringend etwas passieren! Eigentlich unglaublich, dass man da noch diskutieren und verhandeln muss. Wir hoffen nun, dass die EU-Kommission die Vorschläge des Ausschusses ernst nimmt und endlich echte Verbesserungen für die Tiere durchgesetzt werden!
Auch in Österreich wird aktuell über Änderungen für Kälbertransporte verhandelt
Zwischen den Koalitionspartnern wird aktuell ebenfalls über Verbesserungen diskutiert. Die Grünen fordern ein Verbot von Transporten über 8 Stunden für Kälber unter 12 Wochen und von Transporten unter 8 Stunden für unter 8 Wochen alte Kälber. Ob sie sich hiermit gegen den Koalitionspartner und die Branche durchsetzen können, bleibt abzuwarten.
Ann-Kathrin Freude: Wir schauen der Politik hier ganz genau auf die Finger und erwarten uns eine tierfreundliche Lösung!