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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (28.01.2022)

Wien, am 28.01.2022

Wir lieben alle – Lieben wir alle?

Gedanken zu einem antispeziesistischen Valentinstag

Ich hatte beschlossen, den Valentinstag auf einem sogenannten Lebenshof zu verbringen, einem Ort, an dem Lebewesen, die aus dem Blickwinkel der Industrie keinen Nutzen mehr erbrachten, glücklich leben dürfen, einem Ort des Friedens und der gelebten Liebe, die an diesem Tag im Mittelpunkt steht. Natürlich, wer die Liebe lebt, lebt sie an jedem Tag, aber es ist wohl ein Anlass, ein wenig darüber zur reflektieren. Was ist Liebe? Besteht sie nicht in der Zugewandtheit zu anderen, die uns dazu bringt, aufeinander acht zu geben, uns zu unterstützen, füreinander da zu sein und uns frei zu geben, einfach zu leben?

Ich sitze auf der Wiese und beobachte diese wunderbaren Geschöpfe, jedes für sich einzigartig, die hier Aufnahme und Heimat und Ruhe fanden. Niemand wird sie mehr ausbeuten, sie auf engstem Raum zusammenpferchen und zuletzt grausamst töten. Die Menschen, die sich hier um sie kümmern, haben ihr Vertrauen verdient. Und sie zeigen es, wie glücklich und lebensfroh sie sind, ganz gleich, was für schreckliche Dinge sie zuvor erleben mussten. Sie nehmen ihr neues, wahres Leben an, ohne auch nur ein einziges Mal zurückzudenken.

„Ich liebe Tiere“, habe ich so oft von Menschen gehört, während sie in ihre Leberkäsesemmel beißen. „Auch das in Ihrer Semmel?“, fragte ich dann nach. Wenn sie sagen, sie liebten Tiere, so ist das ehrlich gemeint, aber sie meinen mit „Tieren“ nicht alle, sondern sie denken an den Hund, der zu Hause verhätschelt wird, an die Katze, die sich auf der Couch in der Sonne räkelt, an den Hamster, der lustig vor sich hinspringt, kurz gesagt, an all die Tiere, die wir als Haustiere bezeichnen. Aber ein Schwein, das ist kein Haustier. Das fällt aus dem Lieben heraus, denn es ist eine besondere Art von Tier. Es ist ein sogenanntes Nutztier. Nein, das ist keine biologische Kategorie, auch in keiner anderen Weise wissenschaftlich, sondern eine praktikable Einteilung, um sofort zu wissen, wen wir lieben und wen nicht, bei welchen Tieren es als normal angesehen wird, dass wir ihnen alles wegnehmen, was sie haben, zuletzt auch ihr Leben. „Dafür sind sie schließlich da“, heißt es dann, als wäre es ihre Bestimmung, dem Menschen zu dienen.

Fridolin, ein halbwüchsiger Eber, wühlt vor mir in der Erde, läuft herum und freut sich seines Lebens. Davor, in seinem früheren Leben, ist er in einem kleinen Kobel gesessen, tagaus, tagein. Wenige Meter weiter steckten die Mutterschweine in den Gitterkäfigen fest, während die Babies neben ihnen lagen und nichts weiter konnten, als bei ihr zu trinken. Was hat das mit Liebe zu tun, wenn ich es fertigbringe, fühlende Lebewesen ihr ganzes, kurzes Leben lang auf Betonspalten über ihren eigenen Exkrementen auf engstem Raum vegetieren zu lassen, ihnen beim krank sein zusehe und ihr Leiden ignoriere?

Da fühle ich, wie mich jemand stupst. Martha, die Kuh, die einstmals in der Milchindustrie ausgebeutet wurde, hat sich an mich herangeschlichen. Ihr letztes Kalb durfte sie hier zur Welt bringen, wo niemand auf die Idee käme, ihr ihr Baby wegzunehmen. Aber wir bezeichnen es als Liebe, wenn wir zulassen, dass Babies gleich nach ihrer Geburt von der Mutter wegkommen, weil sie die Milch, die eigentlich für das Kälbchen bestimmt ist, selbst haben wollen. Den Kuhbabys tut sie gut, diese Milch. Sie hilft ihnen, groß und stark zu werden. Uns macht sie krank, aber wir weigern uns, damit aufzuhören, sie auszubeuten, ihnen noch den letzten Tropfen abzuzwingen. An welchem Punkt haben wir unser Herz verloren, das uns sagen würde, ein Baby gehört zu seiner Mutter und ich habe kein Recht, die beiden zu trennen?

Neben Martha scharrt Susi im Boden, wie es Hühner nun mal machen. Als sie auf den Hof kam, hatte sie kaum noch Federn am Körper. Sie stammte aus der sogenannten Bodenhaltung, einer angeblich guten Haltungsform. Dennoch ist es eng und laut und stickig, nur dass es keine Käfige mehr gibt, bloß um sie dazu zu zwingen, Tag um Tag Eier zu legen, die wir ihnen dann wegnehmen. Ihre Körper werden ausgezehrt, die Knochen brüchig und nach nicht einmal einem Jahr sind sie reif für den Suppentopf. Sie sind kaputt gemacht worden. Martha, jetzt wieder im wunderschönen Federkleid, kommt zu mir. Ich denke an einen Kindergeburtstag. Die Eltern waren bestrebt, den Kindern die Liebe zu den Tieren näherzubringen, indem sie sie kennenlernen konnten. Zwischen den kleinen Menschen liefen gefiederte Wesen umher. „Die sind so lieb“, meinte ein Junge, bevor er sich an den Tisch setzte und das Hühnchen verspeiste, das nebenan am Grill zubereitet worden war. Wie weit sind wir von der Liebe entfernt, wenn wir es schaffen, das eine Huhn zu streicheln und das andere zu verzehren?

„Wir lieben Tiere!“, sagen viele von uns und metzeln sie hin, ohne mit der Wimper zu zucken. Nicht nur Kühe, Hühner und Schweine, auch Hasen, Gänse, Enten, Füchse, Rehe, Fische, Nerze, Haie, Elefanten, Bären und noch viele mehr. Vielleicht wäre es an der Zeit, ernst zu machen mit der Liebe, am Valentinstag und an jedem anderen Tag, ernst mit einer Liebe, die behütet, beschützt und leben lässt, frei und glücklich.

Text: Daniela Noitz

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