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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (05.04.2022)

Wien/Ukraine, am 05.04.2022

Vergessene Kriegsopfer: Tiere in der Landwirtschaft leiden millionenfach

Aufnahmen aus der Ukraine zeigen bombardierte Stallungen und getötete Tiere

Die Szenerie erinnert an einen geschmacklosen Katastrophenfilm. Doch es ist die Realität: Erschütternde Aufnahmen eines bombardierten Milchbetriebs in der Region Charkiw zeigen tote Kühe, halb begraben unter Schutt und Metallteilen. Dazwischen einige noch lebende Tiere, die zwischen zerstörten Gebäuden und ausgebrannten LKWs umherirren. Der Boden ist schlammig, Nahrung und Wasser suchen sie hier vergeblich. (Video-Aufnahmen) Es scheint, als versuchten sie, das Unbegreifliche zu begreifen. Auch abseits der Bombardements leiden Kühe, Schweine und Hühner. Sie sind die vergessenen Opfer dieser Krise.

Das menschliche Leid im Krieg ist unaussprechlich, keine Frage. Die neueste Berichterstattung zeigt in schonungsloser Deutlichkeit die Gräueltaten, die an der Zivilbevölkerung verübt wurden. Doch auch das Leid der ebenso unschuldigen Tiere ist eine grauenhafte Facette des Krieges, die angesprochen werden muss.

Denn der Krieg hat die ukrainische Landwirtschaft schwer getroffen. Militärische Angriffe, Treibstoffmangel, zerstörte Lieferketten: Die angemessene Versorgung der Tiere ist unter diesen Umständen kaum möglich. Dazu kommt, dass landwirtschaftliche Mitarbeiter:innen meist die Betriebe verlassen, um im Krieg zu kämpfen. Zurück bleiben vielfach die Inhaber:innen mit hungernden Tieren, schwindenden Vorräten und einer ungewissen Zukunft.

Die Zahlen sind alles andere als trivial. Beispiel Milchwirtschaft: Etwa 4 Mio. Rinder werden in der Ukraine gehalten.1 Ungefähr 65 % der Tiere leben in bäuerlichen Familienbetrieben.2 Diese liefern zwar vielfach noch Milch und Fleisch an die Bevölkerung im Umland, stehen aber zunehmend vor massiven Schwierigkeiten. Denn Futtermittel gehen zur Neige und die verarbeitende Industrie steht vielerorts still. Zahlreiche Tiere sind bereits gestorben.

Auch in der industriellen Tierhaltung sieht es düster aus: Der größte Eierproduzent der Ukraine gab vor kurzem bekannt, drei Millionen Hennen seien akut vom Hungertod bedroht, weil kein Futter geliefert werden könne.3

In der Schweinehaltung zeigt sich ein ähnliches Bild: Fast zwei Drittel der etwa 6 Mio. Schweine in der Ukraine leben in industriellen Haltungssystemen4 und sind direkt von Kraftfutter abhängig. Auch Stromausfälle können diese durchautomatisierten Betriebe empfindlich treffen.

Aus Tierschutzsicht steht die Intensivhaltung ohnehin schon lange in der Kritik. Da ist die Ukraine leider keine Ausnahme.5 Nun offenbart sich auch noch deutlicher denn je die strategische Schwäche eines Systems, das auf gigantische Futtermengen angewiesen ist und just in time produziert.

Nicht einmal Nottötungen sind in der momentanen Situation praktikabel. Dafür fehlt nämlich kriegsbedingt das Personal und die Infrastruktur der großen Schlachthöfe. Kurz: Das Leid der Tiere potenziert sich durch den Krieg.

Die ukrainische Tierrechtsorganisation UAnimals fordert angesichts der ernsten Lage die Schaffung grüner Korridore zur Versorgung von Tieren, schwerpunktmäßig für Tierheime und ähnliche Einrichtungen in umkämpften Gebieten.

Dieser Forderung schließt sich der VGT an. Darüber hinaus fordern wir, dass bei den Schutzbemühungen auch landwirtschaftlich genutzte Tiere berücksichtigt werden.

VGT-Kampagnenleiterin Nicole Staudenherz: Es ist unsere moralische Pflicht, in Kriegszeiten den Schwächsten in der Gesellschaft zu helfen, und zwar gerade auch den Tieren in der Landwirtschaft. Deshalb sagen wir: Grüne Korridore jetzt! Damit die Tiere zumindest mit dem Allernötigsten versorgt werden können. Wir dürfen sie nicht einfach dem Tod überlassen. In dieser Krise zeigt sich aber leider auch das traurige Dilemma unseres Agrarsystems. Wir Menschen sind viel zu abhängig von Fleisch, Milch und Eiern. Jahr für Jahr werden weltweit viele Milliarden so genannter Nutztiere in die Welt gesetzt. An sie verfüttern wir den Großteil der Getreideernte, statt Brot für Menschen zu backen. Dabei gehen bis zu 90% der Kalorien verloren. So können wir nicht mehr weitermachen. Ein Systemwandel in Richtung pflanzenbasierte Ernährung ist überfällig.


Verweise

  1. vgl. USDA/GAIN (2021): Livestock and Products Annual
  2. vgl. ebd.
  3. vgl. WATTPoultry.com (11.03.2022): UkrLandFarming: 3 million hens could die of starvation
  4. vgl. USDA/GAIN (2021): Livestock and Products Annual
  5. Voice Animal Cruelty Index für die Ukraine

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