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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (16.08.2022)

Wien, am 16.08.2022

Ergebnis der VGT-Kampagne gegen das Widderstoßen

Bis 1999 wurden im Zillertal in Tirol noch extra gezüchtete Kampfwidder vor 5000 Zuschauer:innen in einer Arena zum Kampf bis zum Tod aufeinander gehetzt.

In früheren Jahren war die Organisation von Tierkämpfen in Österreich vollkommen normal. In einem Tagebuch einer Frau aus der Obersteiermark Ende des 17. Jahrhunderts wird z.B. das Hahnenschlagen als Dorfbelustigung beschrieben. Dabei peitschen die Menschen abwechselnd einen angefesselten Hahn, und wem der tödliche Hieb gelingt, der hat gewonnen. Legendär ist auch das Hetztheater in Wien, das bis ins 19. Jahrhundert hinein aktiv war. Im Zillertal gab es noch im 20. Jahrhundert das Kuhstechen. Eine Art von Tierkämpfen vor Publikum dort, hatte sich aber bis in unsere Tage erhalten: das Widderstoßen.

Traditionell fand es in den Ortschaften dieses Tales, insbesondere in Fügen und in Zell am Ziller, zwischen Ende März und Anfang Mai jeden Jahres statt. Im Rahmen des Gaudafestes am ersten Sonntag im Mai in Zell am Ziller kam es dann zum größten solchen Event. Dabei wurden jeweils 2 Kampfwidder in die von tausenden Menschen besuchte Arena gebracht und aufeinander gehetzt. Diese extra zum Kampf gezüchteten Tiere sind sehr groß und kräftig. Doch kämpfen wollten sie nicht. Damit es überhaupt zum Kampf kam, wurden sie von ihren jeweiligen Besitzer:innen, die mit in der Arena stehen, aneinander gestoßen, bis sie plötzlich Anlauf nahmen und aneinander krachten. Ein Schiedsrichter in der Arena kommentierte das Geschehen mit einem Lautsprecher und erklärte irgendwann den Stärkeren zum Sieger. Die Tiere wurden dabei häufig schwer verletzt und manche starben auch. Der Gesamtsieger des Kontests wurde über ein K.O.-System ermittelt. Der Gewinner hatte also zahlreiche Kämpfe an einem einzigen Tag überstehen müssen. Als Preis für die Besitzer:innen winkte Prestige und ein Preisgeld.

Der Weg zur VGT-Kampagne

Eine engagierte Tirolerin hatte im Jahr 1996 beim Widderstoßen einige Fotos aufgenommen und diese im März 1997 im Tiroler Zillertal aufzuhängen versucht. Der lokale Pfarrer winkte ab, er sei zwar Tierfreund, wolle es sich aber mit der Bevölkerung nicht verscherzen.

Daraufhin erschien die Tierschützerin mit ihrem Ehemann und einigen Aktivist:innen ohne Anmeldung einer Kundgebung, weil sie eine Untersagung fürchtete, beim Widderstoßen in Fügen am 30. März 1997, dem Ostersonntag, und protestierte vor Ort mit einem Lautsprecher. Als beobachtet werden musste, dass ein Widder im Kampf starb, wurde der Tierarzt vor Ort zum Eingreifen aufgefordert. Die anwesenden Menschen reagierten mit Gewalt, das Kabel des Lautsprechers wurde zerschnitten, dem Sprecher eine Zigarette in den Nacken gedrückt, die Aktivist:innen physisch attackiert. Die Anzeigen gegen die Organisator:innen des Widderstoßens verliefen im Sand, die Tierschützer:innen wurden wegen Nichtanmeldung einer Versammlung mit 4.000 Schilling bestraft.

Daraufhin begann die Kampagne des VGT gegen das Widderstoßen.

Status Quo

Tierschutz war Landessache, das Abhalten von Tierkämpfen in Tirol nicht verboten. Das Widderstoßen war in der lokalen Bevölkerung als Tradition tief verwurzelt, die Tourist:innen besuchten begeistert diese Attraktion. Die Medien solidarisierten sich mit den Organisator:innen der Veranstaltungen. Argumentiert wurde, dass die Widder sowieso gerne kämpfen würden. Als Entgegenkommen beschränkte man die Anzahl der Stöße pro Widderkampf auf 8. Statt also zu warten, bis einer der Widder aufgab oder zusammenbrach, wurde nach 8 Stößen abgebrochen und der Schiesdrichter bestimmte den Sieger.

Aktivitäten

Am 4. Mai 1997, beim Gaudafest in Zell am Ziller, wurde die Arena von einer Allianz von Tierschützer:innen mit Transparenten gestürmt und die Veranstaltung abgebrochen. Der Obmann des VGT organisierte einen Paragleiter, der über die Arena flog und kritische Flugblätter auf die gaffende Menge abwarf. Die Aktivist:innen wurden mit Gewalt entfernt, das Widderstoßen fortgesetzt. Die Medien verurteilten das unerlaubte Abwerfen von Flugblättern und meinten, das Erstürmen der Arena sei Gewalt.

Im Vorfeld der Widderkämpfe 1998 wurde verlautet, dass sich die Zillertaler:innen nicht erpressen lassen würden. Bei den ersten Kämpfen in Fügen gab es wieder eine Demonstration, nur diesmal nach einer Anmeldung. Die Polizei kam den Tierschützer:innen, die hemmungslos attackiert wurden, aber erst nach Betätigung des Notrufs zu Hilfe.

Für das Widderstoßen am 3. Mai 1998 in Zell am Ziller konnte ein Kamerateam von Help TV des ORF gewonnen werden. Bereits am Vormittag starben die ersten Widder bei den Kämpfen, das ORF-Team wurde mit Gewalt vom Filmen abgehalten, die toten Widder im Laufschritt entfernt, die Verletzungen abgedeckt. Neben einer angemeldeten Gegenkundgebung, stürmte der VGT in großer Gruppe wieder mitten während der Kämpfe in die Arena. Die Veranstaltung wurde lange unterbrochen, bevor die Aktivist:innen geräumt werden konnten.

Am 13. Mai 1998 wurde die Help TV-Sendung live ausgestrahlt. Ein Tierschützer diskutierte dabei mit dem Obmann des Tourismusverbandes, der das Widderstoßen verteidigte. Der Leiter der Veterinärmedizinischen Untersuchungsanstalt Innsbruck wies in der Sendung anhand der Wunden der Widder nach, dass es sich um Tierquälerei handelt. Dennoch antworteten Lokalmedien, die Zeit sei noch nicht reif für ein Ende.

In der Woche vor den Tiroler Landtagswahlen am 5. März 1999 wurde täglich in Innsbruck gegen das Widderstoßen protestiert und die verantwortlichen ÖVP-Politiker:innen beim Namen genannt. Auf Großleinwand zeigten Tierschützer:innen wiederholt die Help-TV-Sendung auf der Straße mit einem Beamer. Die ÖVP verpasste bei der Wahl mit 30 Stimmen die absolute Mehrheit.

Ergebnis der VGT-Kampagne gegen das Widderstoßen

Noch vor dem ersten Widderstoßen Ende März 1999 in Fügen, verkündete die Bezirkshauptmannschaft Schwaz, dass das Widderstoßen aufgrund eines Gutachtens des Amtstierarztes nicht bewilligt werde. Der Bürgermeister von Zell am Ziller beschwerte sich und meinte aber, die Zillertaler:innen würden sich mit geballter Faust im Hosensack damit abfinden.

Die Tiroler Tierschützerin, die die Kampagne ausgelöst hatte, fuhr allein zu den geplanten Veranstaltungen 1999 und kontrollierte das Geschehen. Der zuständige Tiroler Landesrat war anwesend und versprach, dass es keine Widderkämpfe mehr geben werde. Tatsächlich wurden die Kampfwidder nur mehr nach ihrer Schönheit prämiert, aber sie mussten nicht mehr zum Kampf antreten.

Das Bundestierschutzgesetz verbietet seit 2005 alle Tierkämpfe in Österreich.

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