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Vielfältiger Wildtierschutz: VGT möchte Wald kaufen und außer Nutzung stellen

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (07.11.2022)

Österreich, 07.11.2022

Amphibienschutz im Wald: warum der Altbestand von Bäumen eines Waldes, der nicht forstwirtschaftlich genutzt wird und in dem deshalb viel Totholz liegt, für Amphibien unabdingbar ist

Sieht man sich in Österreich den Wald an, dann stößt man meistens auf Fichtenmonokulturen. Da wurde der ursprüngliche Wald, zum Teil schon vor 200 Jahren oder länger, per Kahlschlag entfernt und durch einen Jungwuchs von Fichten ersetzt, die in Reih und Glied angepflanzt werden. Das Totholz ist aus dem Wald geräumt worden und es gibt keine alten, toten Bäume, die noch stehen. Diese künstlichen Nutzforste sind deshalb lebensfeindlich. Der VGT möchte daher einen Wald kaufen, um ihn außer Nutzung zu stellen und als Wildtierrefugium zu schützen. Gerade für Amphibien wäre das besonders wichtig.

Der Wald ist Lebensraum für Tierarten, die es kühl und schattig lieben. Viele heimische Amphibienarten, wie der Feuersalamander, der Kammmolch und die Gelbbauchunke, finden ihr Habitat zwischen Bäumen und Sträuchern. Denn in Wäldern finden sich viele Stellen, wo sich Wasser sammelt, wie etwa unter Wurzeltellern. Diese Tümpel nützen Amphibien gerne zur Fortpflanzung. Da diese Waldgewässer sehr flach sind, kommen kaum Fressfeinde (Fische) vor, sie sind daher ideal für die Aufzucht von Laich und Larven. Selbst Fahr- und Rückespuren, die Hinterlassenschaften von (zu) schweren Forstmaschinen, werden von Gelbbauchunken gerne genutzt. Im Jahresverlauf benötigen Amphibien verschiedene Lebensräume: Von November bis Februar sind sie auf der Suche nach frostfreien Winterquartieren. Neben Mäusegängen ist liegendes Totholz ideal zum Überwintern. Ist die frostige Jahreszeit vorüber, geht es für die geschlechtsreifen Tiere darum, sich erfolgreich fortzupflanzen. Dafür werden Laichgewässer aufgesucht. Bei diesen Massenwanderungen werden sie dann für Menschen sichtbar. Wälder stellen für Amphibien gerade in heißen, trockenen Sommermonaten ideale Tagesverstecke dar, da es im Wald vergleichsweise kühl und feucht bleibt. Verborgen in Bodenlöchern, unter liegenden Holzstücken und Steinen, warten Amphibien auf die Nacht, um auf Beutefang zu gehen.

Liegendes Totholz, Asthaufen, bemooste Steinblöcke, Wurzelstöcke: das sind die Orte, an denen sich Amphibien wohl fühlen und wo ihre empfindliche Haut vor dem Austrocknen bewahrt wird. Was von manchen ordnungsliebenden Waldbesucher:innen als ungepflegt empfunden wird, ist daher in Wahrheit aktiver Naturschutz. In den kalten Wintermonaten dienen solche Verstecke als frostsichere Überwinterungsquartiere. Ist auch noch eine üppige Kraut- und Strauchschicht vorhanden, fühlen sich Feuersalamanader und Gelbbauchunke richtig wohl. Wichtig für das Überleben von Amphibien ist auch eine vielfältige Bodenfauna: Asseln, Mücken, Käfer, Schnecken und Würmer stehen auf dem Speisezettel. Daher sind Nadelholzmonokulturen kein geeigneter Lebensraum, weil die schwer abbaubaren Nadeln eine saure Bodenstreu bilden, in der nur wenige Bodenlebewesen ein Auslangen finden können.

Um Amphibien im Wald zu schützen, braucht es nicht viel: vor allem der Erhalt von vorhandenen Gewässern ist entscheidend. Wichtig dabei ist weniger die Größe, vielmehr zählt Strukturvielfalt. Waldbäche sollten ebenfalls unberührt bleiben. Feuchtbiotope künstlich zu schaffen, ist ein aktiver Beitrag, um Amphibien zu fördern. Besonders sinnvoll ist es dabei, Mulden und Vertiefungen vor allem auf staunassen oder grundwassernahen Böden anzulegen. Die so geschaffenen Gewässer sollten flach genug sein, sodass sie periodisch austrocknen und frei von Fischbesatz bleiben. In der Nähe von Gewässern brauchen Amphibien geeignete Landlebensräume. Laubbaumreiche Altbestände mit reichlich Bodenvegetation sind sehr förderlich, ebenso wie Lichtungen in unmittelbarer Nähe von Waldgewässern, um das Wärmebedürfnis der Amphibien zu befriedigen. Daher sind auch breite Waldränder zu erhalten bzw. zu fördern, weil sie nicht nur für Amphibien, sondern für eine ganze Reihe von Tierarten einen unverzichtbaren Lebensraum darstellen. Die Gelbbauchunke braucht ein ganz spezielles Biotop: Sie hat sich an wassergefüllte Fahr- und Rückespuren als Laichplatz angepasst. Bei der Sanierung, aber auch der Renaturierung von Rückegassen und Forststraßen sollte das berücksichtigt werden.

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