Teilen:

Agrar-Lobby setzt sich durch: Italien will Zell-Fleisch verbieten

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (05.04.2023)

Wien, 05.04.2023

Schwerer Schlag für den Tierschutz – "Tradition" und "Natürlichkeit" der grausamen Intensivtierhaltung sollen geschützt werden.

Fleisch oder andere Tierprodukte, die auf Zellbasis hergestellt werden können, ohne dass dafür Tiere sterben müssen, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Wenngleich sie kommerziell noch nicht in Europa vermarktet werden, bieten sie ein großes Potential für den Tier- und Umweltschutz. Denn anders als pflanzliche Alternativprodukte sind Geschmack und andere Genussfaktoren bei sogenanntem „Cultured Meat“ dem konventionellen Fleisch von toten Tieren am ähnlichsten.

Die italienische Regierung brachte nun einen Gesetzesentwurf ein, der den Verkauf von Zellfleisch und Fleisch-Produkten, die nicht von geschlachteten Tieren stammen, verbieten soll. Laut dem zuständigen Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida von der postfaschistischen FdI-Partei beruht der Vorstoß unter anderem auf dem Drängen der Landwirt:innen und Landwirtschaftsverbände. ("Kein In-Vitro-Fleisch in Italien")

Tierleid unter dem Deckmantel der „Natürlichkeit“

Populistisch wird das geplante Verbot als Wahrung von „Tradition“ und „Natürlichkeit“ vermarktet. Dass die Intensivtierhaltung, wie sie in der Fleischproduktion üblich ist, gar nichts mit Natürlichkeit – sprich den natürlichen Bedürfnissen von Tieren – zu tun hat, verdeutlichen Blicke hinter die Türen italienischer Tierfabriken. Artwidrige Haltungsbedingungen und Tierrassen, die auf Kosten des Wohlbefindens der Tiere nur auf Leistung optimiert sind, sind auch in Italien die Norm. Vollspaltenboden in der Schweine- und Rinderhaltung und Qualzucht von Masthühnern sind nur zwei Beispiele für die viel zu oft ignorierten Leiden der sogenannten Nutztiere in der industriellen Massenproduktion von Fleisch. Nach Deutschland, Spanien, Frankreich und Polen ist Italien der fünftgrößte Fleischproduzent der EU. Produkte wie Hühnerfleisch der Marke AIA landen auch im österreichischen Handel.

Zellfleisch: Genuss ohne Tierleid

Cultured Meat (früher auch als „Labor-Fleisch“ oder "clean meat" bekannt) wird auf Basis einer kleinen Menge von Muskelzellen produziert, die in Nährlösungen vermehrt werden. Der Prozess ähnelt dabei eher einer Brauerei als einem Labor. Das bisher aus Tierschutzsicht kritische „Fötale Kälberserum“ wird alleine schon aus Kostengründen nicht für die Produktion von marktreifem Kulturfleisch verwendet werden.1 Das Resultat sind Fleischprodukte, die aus echtem Tierfleisch bestehen – jedoch ohne dass dafür Tiere sterben mussten. Auch aus Klimasicht bietet kultiviertes Fleisch Chancen. Laut einer Ökobilanz-Analyse des "Good Food Institute" ist der Co2-Ausstoß bei Einsatz erneuerbarer Energien bei kultiviertem Rindfleisch im Vergleich zu herkömmlichem Rindfleisch um bis zu 92 Prozent geringer, bei kultiviertem Schweinefleisch um bis zu 44 Prozent.2

Momentan ist der kommerzielle Verkauf von kultiviertem Fleisch nur in Singapur erlaubt, in den USA könnte eine offizielle Freigabe nach einem positiven Statement der zuständigen Lebensmittelbehörde FDA kurz bevorstehen. In der EU ist Fleisch aus Zellkultur noch gar nicht offiziell zugelassen. Sollte diese Zulassung schließlich erfolgen, dürfte das italienische Verbot gegen den freien EU-Binnenmarkt verstoßen und deshalb von EU-Gerichten gekippt werden.

VGT-Campaigner Georg Prinz: Der Vorstoß in Italien ist erschütternd, aber leider nicht ungewöhnlich und erinnert an den autoritären Präsidenten Erdoğan, der in der Türkei pflanzliche Käsealternativen einfach verbieten hat lassen und damit eine innovative Branche auf einen Schlag vernichtet hat. Die Landwirtschafts-Lobby hat sich wie so oft durchsetzen können, wie es scheint. Dabei gibt es sogar einige Fleischkonzerne, die Innovationen im Bereich Fleischalternativen vorantreiben und sich in Zukunft „Proteinfirmen“ anstelle von „Fleischfirmen“ nennen wollen. Kultiviertes Fleisch bietet eine enorm wichtige Möglichkeit für jene Menschen, die den Tod und das Leiden von Tieren verhindern, aber dennoch Fleisch essen wollen. Tierleid kann keine „Tradition“ sein, industrielle Nutztierhaltung mit High-Tech-Rassen aus dem Labor kann keinesfalls als natürlich bezeichnet werden. Wer kultiviertes Fleisch verbieten will, ohne Tierfabriken anzutasten, handelt scheinheilig und nimmt sich eine der größten Chancen, die negativen Auswirkungen des Fleischkonsums auf Tiere und Umwelt deutlich zu reduzieren.


(1) Good Food Institute: Animal-free, non-recombinant albumin and transferrin for cultivated meat [6.4.2023]

(2) Swartz, Elliot: New studies show cultivated meat can have massive environmental benefits and be cost-competitive by 2030. GFI, 9.3.2021 [6.4.2023]

16.09.2025, Dahab/Bregenz

Streunerkatzen brauchen unsere Hilfe – nicht nur in Österreich

Die Vorarlberger VGT-Aktivistin Sandy P. Peng hat ein Kastrationsprojekt auf der Sinai-Halbinsel gegründet

16.09.2025, Wien, NÖ

VGT-Tierschutzunterricht im letzten Schuljahr höchst erfolgreich – nun top motivierter Start ins neue Schuljahr!

Der Tierschutzunterricht in Wien und Niederösterreich erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Die Anmeldungen fürs neue Schuljahr laufen derzeit auf Hochtouren. Anlässlich dessen werfen wir einen kurzen Rückblick auf ein sehr erfolgreiches Schuljahr 2024/25!

16.09.2025, Dahab/Bregenz

Kastrationsprojekt in Dahab ist voller Erfolg

Die Vorarlberger VGT-Aktivistin Sandy P. Peng beschreibt ihr tolles Kastrationsprojekt für Streunertiere auf der Sinai-Halbinsel

15.09.2025, Salzkammergut

Heute beginnt die Singvogelfangsaison im OÖ Salzkammergut

Bis Ende November werden etwa 35.000 Singvögel gequält, um dieser absurden Tradition zu huldigen – neue Auflage der Behörden beim Transport der gefangenen Vögel

05.09.2025, Altlichtenwarth (NÖ)

Grauenhaft: Liechtenstein’sche Jagdgesellschaft setzt massenweise Fasane zum Abschuss aus

Nahe Altlichtenwarth wimmelt es momentan von Fasanen, die alle aus einer Zucht in Massentierhaltung stammen und nur zur Abschussbelustigung dienen werden

03.09.2025, Wien

Tierschützerin verbringt 29 Stunden ohne Essen und Trinken im Tiertransporter

VGT fordert starke neue EU-Tiertransportverordnung mit maximal 8 Stunden Transportzeit

02.09.2025, Graz

Argumentationstraining für Aktivist:innen

Workshop am Institut für Ethik und Gesellschaftslehre

02.09.2025, Wien

Einladung zur 29-Stunden-Aktion im Tiertransporter

Eine als Kuh verkleidete Tierschützerin wird insgesamt 29 Stunden ohne Essen und Trinken in einem Mini-Tiertransporter verbringen