Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (10.12.2023)
Wien, am 10.12.2023Podiumsdiskussion zum Volksbegehren für ein Bundesjagdgesetz an der Uni Wien
Eine Diskussion mit Politiker:innen hätte es werden sollen, eine Diskussion der Initiator:innen des Volksbegehrens mit dem Publikum ist es geworden.
Die Jagd soll den uralten Trieb nach Erbeutung kapitaler Trophäen befriedigen. So haben einschlägige Landesjägermeister die Motivation zur Jagd beschrieben. Wie allerdings ein derart egoistischer und zerstörerischer Umgang mit der Natur gerechtfertigt sein soll, wäre doch eine interessante Diskussion. Die Protagonist:innen des Volksbegehrens für ein Bundesjagdgesetz sehen das nämlich ganz anders: die Jagd muss den Prinzipen von Ökologie und Tierschutz folgen und im öffentlichen Interesse sein. Es geht nicht darum, Beute zu machen, sondern darum, geschädigten Ökosystemen zu helfen und die landwirtschaftliche Produktion zu schützen. Die Jagd muss Dienst an der Gesellschaft werden.
Das wäre doch, würde man meinen, Stoff für einen interessanten Meinungsaustausch zwischen traditioneller und progressiver Jägerschaft, zwischen der Beute-Fraktion und den Ökolog:innen, zwischen den Fallen- und Baujäger:innen auf der einen Seite und dem Tierschutz auf der anderen. Doch weit gefehlt, die konventionellen Jagdverbände verweigern jeden Diskurs und versuchen das Volksbegehren tot zu schweigen. Das haben sie sogar in einem internen Rundschreiben explizit zugegeben. Deshalb wurden Politiker:innen aller Parteien geladen, immerhin sollte es zuletzt ja eine Diskussion im Parlament dazu geben. SPÖ und ÖVP waren von vornherein dafür nicht zu haben. Die FPÖ sagte zwar zunächst zu aber deshalb wieder ab, NEOS stiegen ebenfalls aus und von den Grünen war zwar noch der Landtagsabgeordnete Wolfgang Spitzmüller aus dem Burgenland als letzter Mohikaner der Politik dabei, doch auch der Moderator, selbst ein Jäger, trat in letzter Sekunde von seinem Amt zurück.
Also präsentierten am 25. November 2023 in der Aula des Uni Wien Campus im Alten AKH die Protagonist:innen des Volksbegehrens, allen voran Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer, der das Volksbegehren offiziell eingereicht hat, ihre Anliegen. Winkelmayer kritisierte die Jagd aus Innensicht, war er doch selbst jahrzehntelang Jäger. Prof. Dr. Kurt Kotrschal, Sprecher der AG Wildtiere, gab seine Perspektive als Biologe und Artenschützer zum Besten. Es folgten Dr. Madeleine Petrovic von Tierschutz Austria, DDr. Martin Balluch vom VGT und DI Franz Puchegger vom Ökologischen Jagdverband. Mit den anwesenden Zuhörer:innen, die die Aula füllten, entspann sich eine angeregte Diskussion. Die Mehrheit der Menschen dürfte hinter der Kritik an der Jagdpraxis stehen, die vom Volksbegehren artikuliert wird. Nur die konventionelle Jägerschaft und die vom Jagdeinfluss durchsetzte Politik versuchen sich der Diskussion zu entziehen. Ob diese Kopf-in-den-Sand
-Politik letztlich erfolgreich sein wird, werden wir spätestens 2025 erfahren, wenn dieses Volksbegehren seine Eintragungswoche hat und hoffentlich im Parlament diskutiert werden muss.
Hintergrundinfos und wie man Unterstützungserklärungen abgeben kann: vgt.at/bundesjagdgesetz