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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (03.05.1998)

Proteste gegen das Widderstoßen in Zell am Ziller, Tirol, am 3. Mai 1998

Überall in Österreich sind organisierte Tierkämpfe, wie Hunde- , Hahnen- oder Stierkämpfe, verboten - sollte man meinen. Nur im Tiroler Zillertal gibt es noch einige Ortschaften, die Widderkämpfe als Teil ihres Brauchtums durchführen.

Und selbst das neue Tiroler Tierschutzgesetz, eines der besten Landestierschutzgesetze Österreichs, erlaubt die Fortführung dieser Praxis explizit weiterhin, mit der Konzession, daß ein Tierarzt anwesend sein muß. Und so beschlossen wir vom VgT in diesem Jahr einmal mit dabei zu sein, und dieses sogenannte Widderstoßen selbst zu sehen und dagegen zu demonstrieren.

In Zell am Ziller ist das Widderstoßen Teil eines Volksfestes, dem Gaudafest. Zu diesem Fest kommen tausende Menschen, von denen die meisten sicher zivilisiert genug sind, organisierte Tierkämpfe zu verabscheuen. Die Gruppe Tierschutz Aktiv Tirol hatte dieses Jahr deshalb eine Versammlung beim Gaudafest außerhalb der Tierkampfarena angekündigt. Diese wurde auch friedlich unter Polizeischutz abgehalten, und die Öffentlichkeit über die Barbarei des Widderstoßens aufgeklärt.

Die Aktivisten vom VgT allerdings wagten sich in die „Höhle des Löwen“, direkt zur Tierkampfarena, um im gegebenen Zeitpunkt hinaus zu stürmen und das Tierleid vor laufender TV Kamera vor denen anzuprangern, die es verschulden bzw. bezahlen.

So mußten wir einige Zeit lang das Treiben in der Arena mit eigenen Augen mitansehen. Und das war wirklich sehr viel verlangt. Das Widderstoßen ist ein Wettkampf, bei dem ein Widder gegen einen anderen kämpfen muß, wobei jeweils der Gewinner nach einem K.O. System aufsteigt, bis es nur noch einen Tagessieger gibt. Die meisten Widder in der Arena waren nicht willig zu kämpfen, und wurden von ihren Besitzern derb gegeneinander gestossen und in Kampfposition gebracht, um Aggression hervorzurufen. Der Platzsprecher versicherte unterdessen, daß das alles keine Tierquälerei sei, weil die Widder, wenn sie nicht kämpfen dürfen, angeblich ihre Ställe zertrümmern und dergleichen mehr. Zur gleichen Zeit allerdings in der Arena die gegeneinander mit allen Mitteln aufgehetzten Widder sich friedlich beschnuppern zu sehen, entbehrte nicht einer gewissen Komik. Schockierend war es dagegen das Murren in den Zuschauerreihen zu hören, wenn die Widder nicht und nicht gegeneinander kämpfen wollten.

Doch immer wieder gab es doch aggressivere Widder, und der eine oder andere konnte auch von den Besitzern letztendlich zum Kampf getrieben werden. Und wenn die Widder dann mit gesenktem Kopf einander gegenüberstanden, ging ein Raunen durch die Menge. Und wenn sie dann mit ungeheurer Wucht aneinander krachten, schrie und johlte die Zuschauermeute vor Begeisterung. Wir kamen uns ins Mittelalter zurückversetzt vor, in dem öffentliche Hinrichtungen und Tierkämpfe an der Tagesordnung waren. Die Szenen, die wir da mitansehen mußten, paßten wohl besser in spanische Stierkampfarenen oder zu Tierqualfiestas, als ins friedliche Ambiente unserer heimatlichen Berge.

Ein Widder schwer verletzt

Und dann kam es wie es kommen mußte: ein Widder, nach einigen Zusammenstößen schwer verletzt und wacklig auf den Beinen, versucht seinem Gegner zu entkommen, was durch die Absperrungen der Arena nicht gelingt, und stirbt beim nächsten Angriff seines Kontrahenten. Und unter dem Johlen der Menge schweigt der Platzsprecher plötzlich, der vorher noch erklärt hatte, wie lustig das alles für die Widder ist. Und unglaublich schnell stürmen zwei Männer herein, offensichtlich in Erwartung eines solchen Vorfalls, und schleifen den toten Widder hinaus und verladen ihn und fahren sofort davon. Das Kamerateam vom Help TV wird brutal abgedrängt und angespuckt, um sie ja vom Filmen abzuhalten. Zunächst kehrt ein bißchen Ruhe ein - und dann beginnt das grausame Spiel von neuem, mit neuen Widdern.

Wir können unseren Augen kaum trauen, mit was für einer Gleichgültigkeit, und fast sadistischer Freude, das furchtbare Ende dieses stolzen Tieres begleitet wird. Und immer wieder, vor und nach diesem Unglück, werden kampfesunwillige oder fliehende Widder eingefangen und erneut ihren Kontrahenten entgegengestellt. Es scheint fast, daß der Tod eines Widders im Kampf gegen einen überlegenen Gegner ein bewußt herbeigeführter Höhepunkt dieses Spektakels ist. Und tatsächlich ist auch letztes Jahr, wie Tierschützer diesen Widderkampf beobachtet haben, ein Widder auf ähnliche Weise gestorben.

Während des Finales dann ist es so weit: plötzlich stürmen 20 VgT Aktivisten von drei verschiedenen Seiten zugleich auf die Arena und entrollen ihre Transparente gegen diese Tierqual, mitten während zwei Widder gerade zum Kampf gereizt werden sollen. Und dann geschieht etwas, das wir wirklich nicht erwartet hatten: trotz einigem Pfeifens und Buhens von ein paar Leuten, bleibt doch ein guter Teil der Zuschauer ruhig und scheint einige Sympathien für unsere Aktion zu haben. Drei betrunkene Männer stürmen auf das Feld und versuchen uns unsere Transparente zu entreißen, ein weiterer exponiert seine Genitalien anscheinend um uns seine Verachtung zu demonstrieren, aber der erwartete Volksaufstand bleibt aus. Sehr bald erscheinen einige Polizisten, die zusammen mit den Schiedsrichtern der Widderkämpfe und den Ordnungskräften der Veranstaltung die Situation beruhigen und uns bitten zu gehen. Und so packen wir 5 Minuten nach unserem Erscheinen einfach ruhig unsere Transparente wieder ein und verlassen freiwillig den Platz. Niemand wird angezeigt und alles endet friedlich - außer für die Widder, die nichtsdestotrotz ihre „Finalkämpfe“ auf Leben und Tod fortsetzen müssen.

Wir müssen wirklich alles daran setzen, daß diese anachronistische Tierquälerei sobald wie möglich der Vergangenheit angehört. Man könnte doch z.B. die Widderkämpfe durch das Vorführen geschmückter Widder ersetzen, und vielleicht auch eine Wahl des schönsten Widders durchführen. Immerhin sind bei diesen Widderkämpfen auch viele Kinder um die 10 Jahre und jünger anwesend. Sollen diese Kinder wirklich von uns lernen, daß das Hetzen zweier Tiere zu tödlichem Kampf eine legitime Belustigung darstellt, bei der man - um erwachsen zu sein - jegliches Mitgefühl ausschalten muß? Sowohl zum Schutz der Widder, als auch um unser aller Willen, muß dieses Widderstoßen ein Ende haben!

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