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Vortrag zu christlicher Tierethik

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (24.11.2016)

Wien, 24.11.2016

Kurt Remele trug im gut gefüllten Projektraum des WUK vor, was er über die Geschichte und den aktuellen Stand der Tierethik im Christentum erforscht hat.

Der Einladung zum Vortrag: Das Kreuz der Kirche mit den Tieren oder: Das Kreuz der Tiere mit der Kirche waren auch viele im VGT neue Gesichter gefolgt. Am Mittwochabend ab 19 Uhr klärte Dr. Kurt Remele, Ethikprofessor an der katholisch-theologischen Fakultät der Karl Franzens Universität in Graz, über Fakten und Legenden rund um christliche Perspektiven in Umgang mit nicht menschlichen Tieren auf. Er beschränkte sich dabei nicht allein auf katholische Sichtweisen. Sowohl geschichtlich als auch konfessionell spannte er einen großen Bogen von den Anfängen des Christentums in den jüdischen Wurzeln bis hin in die Gegenwart und von katholischen Lehrmeinungen bis hin zu buddhistischen und indianischen Traditionen. Es gelang ihm dabei darzulegen wie vielfältig auch christliche Auslegungen waren und heute noch sind und in welchen Kontexten zum Beispiel Bibelzitate interpretiert werden sollten.

Remele beleuchtete dabei nicht nur Klassiker wie Macht Euch die Erde untertan! kritisch, sondern referierte auch über weniger bekannte, aber durchaus interessante Texte wie Jesus' Heilung eines Maulesels, der zwar nur in apokryphen Schriften zu finden ist, aber in einem Stil verfasst ist, der mehr den Evangelien als anderen apokryphen Geschichten gleicht. Das legt den Verdacht nahe, dass dieser Text in der frühchristlichen Tradition fallen gelassen wurde weil damals Tieren weniger Wert beigemessen wurde. Es erscheint also plausibel, dass Jesus nicht menschlichen Tieren deutlich mehr Bedeutung beigemessen hat als die christliche Tradition.

Obwohl es Heilige gibt, die für Tierschutz bekannt sind, glänzt die christliche Geschichte nicht unbedingt durch Tierfreundlichkeit. Allerdings sind selbst alte christliche Traditionen, die mehr Vegetarismus einforderten, kritisch zu sehen, da in vielen Fällen nicht das Mitgefühl mit Tieren, sondern eher die Idee der Reinheit von Menschen bzw. Unreinheit von Tieren dahinter steckt. Remele geht ebenso auf die Frage ein, ob Jesus Vegetarier war, wobei diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden kann.

Thematisiert wurde auch die Bedeutung der Stellungnahmen des aktuellen Papstes, der als sehr tierfreundlich gilt. Anerkannte Theologen wie Andrew Linzey, der eine eigene christliche Tiertheologie konzipiert hat, oder Erzbischof Desmond Tutu, der die Idee dass Gott nur Interesse an uns Menschen hätte wortgewaltig als theologischen Schwachsinn beschreibt, haben den Grazer Theologieprofessor nachhaltig bewegt. Aber Remele bleibt nicht bei einer bloßen Betrachtung des Status Quo: Er wagt die christliche Gemeinde mit der Frage herauszufordern, in wie weit der Konsum von Tieren mit einem christlichen Gewissen vereinbar ist. Er selbst lebt inzwischen nach eigenen Angaben vegan.

In der an den spannenden Vortrag anschließenden Diskussion wurden noch einige historische Fragen erörtert und aktuelle christliche Gruppierungen angesprochen, die heutzutage vegan oder vegetarisch leben. Zum Abschluss waren alle Anwesenden zu kostenlosen veganen Brötchen eingeladen, die offensichtlich gut mundeten.

Professor Remele war so nett, allen Interessierten die Möglichkeit zu geben die projizierten Präsentationsunterlagen als PDF-Datei einzusehen. Selbstverständlich kann das Buch Die Würde der Tiere ist unantastbar. Eine neue christliche Tierethik, aus dem Prof. Remele beim Vortrag mehrere Passagen zitierte, und dessen Exemplare vor Ort rasch ausverkauft waren, auch im normalen Buchhandel erstanden werden.

Wir danken Professor Remele für seinen Besuch und Vortrag und allen Anwesenden fürs Kommen, aufmerksame Zuhören und anschließende Mitdiskutieren.

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