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Deutscher Starphilosoph Richard David Precht in Wien: Jagd auf Zuchttiere ist Perversion

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (12.05.2017)

Wien, 12.05.2017

Im ausverkauften Gartenbaukino sagt er zu 500 ZuhörerInnen: Jagd aus dem Motiv der Lust, selbst wenn dabei Wildbret anfällt, ist krank; Precht empfiehlt den Arztbesuch

€ 20 kostete der Eintritt, 2 Stunden lang hörten dafür die 500 TeilnehmerInnen den deutschen Starphilosophen Richard David Precht gestern Abend im ausverkauften Wiener Gartenbaukino zum Thema „Tiere denken“ sprechen. Und bei der Jagd fand er klare Worte. Das österreichische Tierschutzgesetz würde einen vernünftigen Grund verlangen, um Tieren Schmerzen und Leiden zuzufügen. Wenn gejagt werde, um einen Wildbestand zu regulieren und den ökologischen Schaden gering zu halten, so sei das vernünftig. Aber warum würden das keine staatlichen WaidvollzugsbeamtInnen machen, sondern Privatpersonen, die noch dazu dafür zahlen? Precht zog den Vergleich mit Kühen auf der Alm. Sie zur Fleischproduktion zu töten sei eine Sache, sie aber aus Spaß zu jagen eine andere. „Würde ich das machen, würde man sagen, ich bin krank“, meinte Precht. Aber genau das geschieht bei der Gatterjagd oder der Jagd auf ausgesetzte Zuchtvögel. Es stimme schon, dass die Jagd weniger Leid mit sich bringe, als die Massentierhaltung. Aber es komme nicht auf den Grund für die Zufügung von Tierleid an, sondern auf das Motiv. Und bei dieser Jagd ist das Motiv weder Nahrungsmittelbeschaffung noch Regulation. „Solchen Menschen würde ich empfehlen, einen Arzt aufzusuchen“, schloss Precht. Die Jagd auf Zuchttiere sei für ihn, wörtlich, eine „Perversion“.

Und weiter: „Klar, man kann argumentieren, dass Jagen Teil des arttypischen Verhaltens des Menschen ist. Frauen vergewaltigen übrigens auch. Wurde in unserer Kulturgeschichte millionenfach gemacht, finden wir heute aber nicht mehr so gut. Diese archaischen Triebe möchten wir aus unserer Gesellschaft heraushalten. Warum also sollte man bei der Jagd eine Ausnahme machen? Die Sache ist völlig klar: Da hat jemand Spaß am Töten. Die Jäger behaupten natürlich, es gehe um Naturschutz. Aber ginge es darum, müssten sie nicht schießen. Sie könnten bei der Winterfütterung Antibabypillen ins Futter mischen, um die Geburtenrate zu reduzieren, so wie das in afrikanischen Nationalparks getan wird, um die Elefantenbestände zu regulieren. Ginge problemlos, macht der Jäger aber nicht, denn er will ja schießen. […] Das ist eine reine Lobbygeschichte. Die Jagd widerspricht nun wirklich dem Tierschutzgesetz – sogar mehr als die Massentierhaltung. Das Motiv des Jägers ist die Mordlust. Wenn das nicht so wäre, dann bräuchte man ja keine Jäger, dann könnte man den Job ja dem Förster und ein paar Profis überlassen. Stattdessen zahlen Jäger ein Heidengeld dafür, Tiere abzuknallen. Menschen, die gerne töten, werden ansonsten in unserer Gesellschaft weggesperrt, warum machen wir da eine Ausnahme? Wenn ich das Bedürfnis hätte, jeden Monat ein paar Rinder im Stall mit dem Vorschlaghammer zu ermorden, würde mich jeder für vollkommen gestört erklären. Mache ich es mit dem Gewehr im Wald, ist es edles Kulturgut? Das verstehe ich nicht.“

VGT-Obmann Martin Balluch: „Mayr-Melnhof hat mich auf € 100.000 Schadenersatz geklagt, weil er sich durch genau diesen Vorwurf, dass die Gatterjagd eine perverse Tierquälerei ist, beleidigt fühlt. Das ist schon bemerkenswert, dass ich hier derart deutlich Unterstützung eines anerkannten Philosophen aus Deutschland erhalte. Noch dazu empfiehlt Precht die Verwendung von Antibabypillen. Obwohl wir zwar keine hormonelle, aber doch eine Verhütung bei den Wildtieren im Lainzer Tiergarten vorschlugen, wurde die Jägerschaft ausfällig. Der nö Landesjägermeister bezeichnete mich in einem Kurier-Interview genau wegen solchen Ideen und dieser Wortwahl als radikal und fanatisch und meinte, mit mir könne man nicht diskutieren. Gilt das auch für Precht? Oder für den Umweltminister in Schleswig-Holstein, oder den deutschen Naturschutzbund, die alle ins gleiche Horn blasen? Auch der Forstdirektor der Stadt Wien, die Grünen und eine Petition innerhalb der Jägerschaft mit hunderten Unterschriften nannten die Gatterjagd pervers, Wildbiologin Karoline Schmidt sprach von Ballern im Bordell. Ich fürchte, Herr Mayr-Melnhof wird anerkennen müssen, dass die Ansicht, seine Gatterjagd und seine Jagd auf Zuchtenten seien Perversionen, mittlerweile die Norm geworden ist.“

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