Teilen:

Lammfell bzw. Schaffell

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (19.05.2020)

Wien, 19.05.2020

Unter Lammfell versteht man einen Pelz, der aus der Haut und den Haaren von Lämmern, also Babyschafen, hergestellt wird. Schaffell wird aus dem Pelz erwachsener Schafe hergestellt.

Lammfell bzw. Schaffell wird als hautfreundlich, warm und kuschelig beschrieben. Im Gegensatz zur Schafwolle handelt es sich beim Fell nicht nur um die Haare, sondern auch um die Haut des Tieres. Es muss daher vor der Verwendung getötet werden. Fell wird hauptsächlich als Teppich und für Kleidung, wie zum Beispiel Innenfutter von Schuhen oder als warme Einlagen, verwendet. Auch Fellsäcke für Kinderwägen und Hauben und Handschuhe sind aus Fell erhältlich.

Unterschied Fell und Pelz

Bei Fell handelt es sich, genauso wie bei Pelz, um die Haare und Haut eines Tieres. Der Unterschied liegt in der Haardichte. Weist die Haut von Säugetieren zwischen 50 und 400 Haaren pro Quadratzentimeter auf, spricht man von Fell. Bei einer Haardichte von über 400 Haaren pro Quadratzentimeter wird es Pelz genannt1.

Zahlen und Fakten

Die meisten Schafe werden in China, Australien und Neuseeland gehalten2. 2019 lebten in Österreich etwa 403.000 Schafe in ca. 16.000 Betrieben3. Die meisten Schafshäute werden zu Leder verarbeitet, nur wenige zu Fellen. Fellprodukte findet man in vielen Geschäften. Neben Gerbereien und Kürschnereien bieten auch Bekleidungsgeschäfte und Einrichtungshäuser Produkte aus Lamm- oder Schaffell an.

Leiden der Tiere

Schafe dürfen gesetzlich an 275 Tagen im Jahr in Einzelboxen eingesperrt werden4. Ähnlich wie in der Milchwirtschaft bei Rindern müssen auch weibliche Schafe Kinder gebären, um Milch zu produzieren. Die meisten Lämmer werden nach 6 bis 12 Monaten als Mastlämmer in Schlachthöfen getötet. Außerdem werden Schafe für unterschiedliche Zwecke über Grenzen transportiert. Etwa 30.000 Schafe wurden 2019 von Österreich exportiert5. Schafe werden als Zucht-, Mast- oder Schlachttiere verkauft – die Vorschriften für die Transportbedingungen gleichen denen für Rinder. Lämmer, die noch Milch brauchen, dürfen bis zu 19 Stunden transportiert werden (mit einer Stunde Pause). Erwachsene Schafe dürfen sogar bis zu 29 Stunden (mit einer Stunde Pause) mit Tiertransportern befördert werden6.

Da Felle ein Nebenprodukt der Fleischindustrie sind, kommt auch hier oft das sogenannte „Mulesing“ zum Einsatz. Merino-Schafe werden zum Beispiel zusätzliche Hautfalten angezüchtet, um noch mehr Wolle zu erhalten. In diesen Hautfalten sammeln sich jedoch Nässe und Urin; als Folge nistet sich gerne eine bestimmte Fliegenart in die Hautfalten ein und legt dort ihre Eier. Gibt es keine Maßnahmen, werden die Schafe von den Larven bei lebendigem Leibe aufgegessen. Um dies zu verhindern, wird den Lämmern ohne Narkose ein tellergroßes Stück Fleisch um den Schwanz herum herausgeschnitten. Diese Praktik wird als ,,mulesing" bezeichnet und ist äußerst schmerzhaft für die Tiere.

Mythen

Ist Lammfell ein Abfallprodukt der Fleischindustrie? Während andere Pelztiere, wie Nerze oder Marderhunde, ausschließlich für ihren Pelz gehalten werden, findet bei Lämmern und Schafen auch das Fleisch Verwendung. Genau wie Leder ist Fell allerdings kein Abfallprodukt der Fleischindustrie, sondern ein rentables Nebenprodukt.

Ist Lammfell ein unbedenkliches Naturprodukt? Felle müssen genau wie Leder gegerbt werden, da sie sonst anfangen würden, zu verrotten. Die Gerbung ist allerdings nicht unbedenklich. Während es zwar auch pflanzliche Verfahren gibt, ist die Chrom-Gerbung am weitesten verbreitet. Dafür werden hochgiftige Chemikalien wie Chrom(III) und Aluminiumsalze verwendet, die nicht nur sehr umweltschädlich sind, sondern über Rückstände auch bei Körperkontakt von Menschen aufgenommen werden können, wenn die Gerbung nicht sachgemäß durchgeführt wurde.7

Alternativen

Während man in den meisten Fällen einfach grundsätzlich auf Fell verzichten und zum Beispiel auf Schuhe oder Handschuhe mit einer wärmenden Schicht Bio-Baumwolle zurück greifen kann, gibt es allerdings auch Lammfell-Imitate, die ohne Tierqual hergestellt werden und dem Tierprodukt zum Verwechseln ähnlich sehen. Mäntel, Schuhe oder auch ganze Teppiche können als Imitate erworben werden. Allerdings bestehen die Imitate oft aus Polyester oder Acryl, was schlecht für die Umwelt ist, weil es zum Beispiel beim Waschen Mikroplastik abgibt. Wie auch bei Kunstpelz, sollte man sich vor dem Kauf eines Fell-Imitats überlegen, welches Signal man mit dem Tragen dieses Kleidungsstücks aussendet und gegebenenfalls gänzlich darauf verzichten.

Quellen

1 LeLiFe: Lebe Lieber Fesch: Stoffkunde: Fell – ist nicht gleich Pelz

2 FAO: World statistical compendium for raw hides and skins, leather and leather footwear 1999-2015

3 Statistik Austria: Viehbestand

4 1.THVO: 1. Tierhaltungsverordnung

5 TRACES: Österreich Bericht 2019

6 Tiertransport-Verordnung: VERORDNUNG (EG) Nr. 1/2005 DES RATESvom 22. Dezember 2004 über den Schutz von Tieren beim Transport und damit zusammenhängenden Vorgängen sowie zur Änderung der Richtlinien 64/432/EWG und 93/119/EG und der Verordnung (EG) Nr. 1255/97

7 Wikipedia: Leder

25.09.2025, Wien

Bis heute 2.228 VGT-Aktionen gegen den Schweine-Vollspaltenboden: to be continued

Zwischen 12. August und 21. September haben Tierschützerinnen in Bregenz, Eisenstadt, Graz, Innsbruck und Linz je 24 Stunden auf dem „neuen“ Vollspaltenboden ab 2034/2038 verbracht

25.09.2025, Wien

14. Tierschutzlauf in Wien

Laufen für den Tierschutz: Am 5. Oktober 2025 findet der Tierschutzlauf auf der Prater Hauptallee in Wien statt.

24.09.2025, Wien

VGT vor Parlament: Wann wird der Schweine-Vollspaltenboden endlich verboten?

Lassen wir den Firlefanz-Vollspaltenboden, der ab 2034/2038 neuer Mindeststandard wird, einmal beiseite: wann dürfen Schweine mit einem weich eingestreuten Liegebereich rechnen?

21.09.2025, Linz

Nach 24 Stunden auf Schweine-Vollspaltenboden in Linz: „Mir tut wirklich alles weh!“

Auch der neue, von der Regierung ab 2034/2038 vorgeschriebene Mindeststandard in der Schweinehaltung ist ein Vollspaltenboden mit allen Konsequenzen

20.09.2025, Linz

In Linz beginnt’s: Aktivistin beginnt ihre 24 Stunden auf Schweine-Vollspaltenboden

Sie testet dabei genau jenen neuen Mindeststandard, der ab 2034/2038 für alle Schweinebetriebe als „Gruppenhaltung Neu“ vorgeschrieben wird, aber ein Vollspaltenboden bleibt

19.09.2025, Linz

Linz: ab morgen Samstag 9 Uhr Tierschützerin 24 Stunden auf Vollspaltenboden

Eine VGT-Aktivistin will jetzt herausfinden, ob der von der Regierung ab 2034/2038 als neuer Mindeststandard für Schweine vorgeschriebene Boden wirklich physisch angenehm ist

18.09.2025, Wien

29 Stunden im "Tiertransporter" - Aktivistin berichtet

VGT-Campaignerin Isabell verbrachte 29 Stunden in einem nachgebauten Tiertransporter. Sie zieht das Fazit ihres Selbstexperiments.

16.09.2025, Dahab/Bregenz

Streunerkatzen brauchen unsere Hilfe – nicht nur in Österreich

Die Vorarlberger VGT-Aktivistin Sandy P. Peng hat ein Kastrationsprojekt auf der Sinai-Halbinsel gegründet