Gans schön traurig - vgt

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Gans schön traurig

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (20.12.2021)

Wien, 20.12.2021

Weshalb Österreich seine Gänse leiden lässt und was wir dagegen tun können

Gänse haben keine große Lobby – zumindest nicht aus Tierschutz-Sicht. 600.000 Tiere werden hierzulande jährlich verspeist1– der Großteil natürlich am und um den 11.November. Dass hinter der Tradition ein immenses Ausmaß an Tierleid steckt, wissen die Wenigsten.

Gänse aus dem Ausland

Drei Viertel der Gänse, die in Österreich gegessen werden, werden aus dem Ausland importiert. Ein Großteil aus Ungarn, wo die grausame Stopfmast immer noch erlaubt ist. Auch Lebendrupf wird nach wie vor praktiziert. Eine schreckliche Tortur für die Gänse, erkennbar an blauen Stellen im toten Fleisch. Auch die Haltungsbedingungen lassen zu wünschen übrig. Oft vegetieren die Gänse in körperengen Käfigen dahin und müssen auf Drahtgitterboden stehen. Unermessliches Leid für die Tiere und ihre sensiblen Schwimmhäute an den Füßen.

Obwohl die Stopfleberproduktiion in Österreich verboten ist, darf das Produkt weiterhin verkauft werden. Gänsestopfleber im Wert von 425.000 Euro wurde im Jahr 2020 nach Österreich importiert2. Unter welchen furchtbaren Bedingungen die Gänse bei dieser Prozedur gequält werden, ist für Menschen mit einem Funken Empathie kaum zu ertragen.

Mythos artgerechte Weidegans

Doch auch in Österreich herrscht dringender Verbesserungsbedarf in der Gänsehaltung. Viel gelobt wird immer die Weidegans, doch was gern verschwiegen wird, ist, dass die Tiere hier keinen verpflichtenden Zugang zu einem Badeteich haben3. VGT-Campaignerin Heidi Lacroix: Diese Haltung ist absolut nicht artgerecht, hier herrscht dringender Verbesserungsbedarf des Gesetzgebers. Gänse brauchen Wasser für die Gefiederpflege, sie schlafen gern am Wasser und suchen darin auch nach Nahrung. Bloße Nippeltränken erfüllen die Bedürfnisse der Tiere nur ungenügend!  Dass Gänse bereits am ersten Tag ihres Lebens einen Tiertransport über teils mehrere hundert Kilometer über sich ergehen lassen müssen, wird vom Verband ebenfalls gerne verschwiegen. In Österreich gibt es eine Gänsebrüterei, in der die Gänsebabys in Brutkästen schlüpfen. Ihre Eltern sehen die kleinen Gänse nie. Cirka 40 Prozent der in Österreich für den Fleischverzehr hochgezüchteten Gänse sind Weidegänse, der Rest stammt aus Mastbetrieben, wo der Tierschutz noch kleiner geschrieben wird.

Biologie und Umwelt

Den Gänsen ist in Österreich kein langes Leben beschert. Bereits nach 3-6 Monaten werden sie geschlachtet. Sie sind dann noch nicht einmal geschlechtsreif, also noch Tierkinder, hochgemästet für den kurzen Gaumenkitzel. (Hausgänse könnten bis zu 15 Jahre oder sogar älter werden. ) Dabei ist die Gänsemast eine richtige Ressourcenverschwendung. Eine Gans bekommt während der Aufzucht und Mast ca. 20kg Getreide und Saaten verfüttert. Das Ergebnis ist ein Schlachtgewicht von wenigen Kilogramm. Eine enorme Verschwendung, die angesichts des Hungers in der Welt aber auch unter dem Blickpunkt Nachhaltigkeit problematisch zu werten ist.

Gänse unter sich

Gänse sind ausgesprochen soziale Tiere. Sie gehen lebenslange Partnerschaften ein (auch gleichgeschlechtliche oder Mehr-Gans-Partnerschaften werden beobachtet), kümmern sich sehr aufopfernd um ihre Kinder und verteidigen diese auch gegen physisch viel größere Feinde (auch Menschen). Untersuchungen haben ergeben, dass Gänse sich bis zu 100 Gesichter merken können! In den Gänsemasten in Österreich werden die Tiere meist nicht natürlich ausgebrütet. Sie schlüpfen in riesigen Brütereien aus den Eiern. Die Bindung an die Mutter erfahren sie nie. In der Natur würden sie bis zu 3 Jahre bei den Eltern bleiben und von ihnen lernen. (viele Verhaltensweisen sind bei Gänsen nicht angeboren, sie lernen sie von den Eltern, z.B. Flugrouten oder versch. Gebärden wie zB.. das typische Drohverhalten) In einem natürlichen Setting würde die Gänsemutter für ihre Kinder ein Nest aus ihren weichen Daunen bauen. Doch auch die will der Mensch nach ihrem Tod für sich nutzen. Der soziale Rückhalt ist für die Gänse extrem wichtig, die Beziehungen sparen Energie und senken den Stresslevel der Tiere. In Haltungen von mehreren hundert oder über tausend Tieren können sie die sozialen Strukturen nur bedingt verfolgen, viel zu groß ist die Gänseschar.

Alternativen

Wer die liebgewonnene Tradition des Martiniessens nicht aufgeben will aber Tierleid am Teller nicht mehr akzeptiert, kann inzwischen aus einer Fülle an Lokalen wählen, die das „Vegansl“ anbieten. Eine schmackhafte pflanzliche Gänsefleisch-Alternative mit den traditionellen Knödel- und Rotkraut-Beilagen. Wer selbst den Kochlöffel schwingen will, findet inzwischen viele Rezepte, die ein schmackhaftes Martini-Essen auch tierschutzgerecht ermöglichen.


(1) NÖN, lk online

(2) vgl. Eurostat Datenbank

(3) So heißt es in der 1. THVO zwar unter Punkt 6.1. "Bei Stallanlagen für Gänse und Enten ist eine Bade- oder Duschmöglichkeit vorzusehen." Aber im Handbuch Geflügel, das vom Ministerium herausgegeben wird, heißt es auf Seite 91: "Das Eintauchen des Kopfes und Schnabels bis über die Nasenlöcher ist eine Mindesterfordernis, ein komplettes Eintauchen des Körpers in sauberes Wasser ist zu empfehlen." Nicht einmal im Bio-Bereich ist eine Bademöglichkeit zwingend vorgeschrieben.

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