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Tierquälerei für Martini

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (27.09.2022)

Wien, 27.09.2022

Wie sehr Gänse und Enten für unsere „Tradition“ leiden müssen.

Viele freuen sich auf das traditionelle „Ganslessen“ rund um den 11. November. Doch welches schlimme Tierleid sich oft hinter den Speiseangeboten der Gasthäuser verbirgt, ist Vielen nicht bewusst. Oder es kümmert sie nicht.

Der VGT fasst die blutigen Aspekte des Martini-Festes zusammen.

Stopfleber

Eines der schlimmsten Tierqual-Produkte überhaupt ist die Stopfleber, auch als „Foie Gras“ bekannt. Für deren Herstellung wird Gänsen oder Enten über 12-16 Tage hinweg mehrmals täglich ein bis zu 50 Zentimeter langes Metallrohr in die Speiseröhre gerammt und der Magen mit einem stark fetthaltigen Getreidebrei aufgefüllt. Bis zu 1 Kilogramm Brei müssen die Tiere mit Gewalt täglich schlucken. Die schmerzhafte Prozedur sorgt dafür, dass sich die Leber der Vögel bis auf das Zehnfache ihres Normalgewichts vergrößert und stark verfettet. Damit sie sich nicht verstecken und nicht fliehen können, sondern einzeln einfach zugänglich sind, leben sie oft in enge Käfigbatterien gepfercht. Wasser zum Baden oder zur Körperpflege, das Enten und Gänse dringend benötigen, steht ihnen nicht zur Verfügung.

Am Ende der Stopfperiode sind die Tiere so krank, dass sie fast nicht mehr überlebensfähig sind. Oft können sie nicht mehr aufrecht stehen oder sterben bereits während der Fütterungen, weil ihnen das Metallrohr im Schlund innere Verletzungen zufügt oder sie an ihrem Erbrochenen ersticken. Sterbende und kranke Tiere werden nicht versorgt, oft werden sie noch weiter zwangsgefüttert. Häufige Todesursachen sind Herzversagen oder Leberblutungen. Viele Tiere hecheln schwer, was auf Verletzungen der Speiseröhre und Atemot aufgrund der stark vergrößerten Organe hindeutet. Am Ende der wochenlangen Quälerei steht den Tieren noch der Tod im Schlachthof bevor. Die Tiere sind dann erst wenige Monate alt, also noch Tierkinder. Weil männliche Tiere eine größere Leber entwickeln, werden die weiblichen Kücken bereits wenige Stunden nach der Geburt aussortiert und zu Tode geschreddert.

Leider gibt es auch in Österreich immer noch zahlreiche unbeirrbare Lokale und Fleischereien, die immer noch das Tierqualprodukt Stopfleber anbieten. Jedes Jahr erneut protestiert der VGT gegen diese unnötige Quälerei von empfindsamen Lebewesen für ein Luxusprodukt, dessen Herstellung in Österreich verboten ist, der Import jedoch nicht.

VGT-Campaignerin Mag.a Heidi Lacroix: Das Stopfen von Enten oder Gänsen gehört zu den schlimmsten Tierquälereien überhaupt. Es macht mich unfassbar wütend, dass im 21. Jahrhundert, wo allen bekannt ist, wie diese "Delikatesse" produziert wird, diese Barbarei immer noch auf den Tellern der heimischen Restaurants und in Fleischvitrinen landet. Solange es kein EU-weites Produktionsverbot gibt, müssen wir als Konsument:innen dafür sorgen, dass Lokale derartige Produkte nicht ohne angemessene Empörung anbieten.

Rechtliches

In 22 EU-Ländern, darunter auch Österreich, ist die Produktion von Stopfleber verboten. Doch es wird in vielen Ländern weiter praktiziert, der Verkauf von Stopfleber ist auch in Österreich erlaubt. Die EU-Richtlinie 98/58CE besagt, dass „die Art des Fütterns und Tränkens keine unnötigen Leiden oder Schäden für die Tiere verursachen darf". Damit müsste das Stopfen von Enten und Gänsen eigentlich in der gesamten EU verboten werden. Doch das ist nicht der Fall.

Zahlen

Hauptexporteur von Foie Gras ist Frankreich, gefolgt von Ungarn und Bulgarien. Die EU produziert 90% der weltweit konsumierten Stopfleber. Derzeit werden jährlich ca. 18.000 Tonnen Stopfleber in der EU produziert. Aber auch in China, den USA und Kanada wird immer noch Stopfleber hergestellt.

Versteckte Tierquälerei

Wer zu Martini eine ausländische Gans verspeist, muss sich bewusst sein, dass dieses Tier auch aus einem Stopf- oder aus einem Lebendrupfbetrieb stammen kann. Nur wer die genaue Herkunft eines Tieres kennt, kann wissen, ob ein Tier vor seinem Tod möglicherweise Opfer von Lebendrupf oder von Zwangsfütterung wurde. (Vollständige Sicherheit gibt es allerdings nie.) Darum ist es wichtig, immer nachzufragen, aus welchem Land das Fleisch stammt und ob es ein Zertifikat für verbesserte Tierhaltung gibt. Sonst muss man davon ausgehen, dass das Tier noch schlimmere Qualen als die konventionelle Mast ohnehin schon darstellt, erlitten hat. Nur ein Viertel der zu Martini verspeisten Gänse kommt aus Österreich. Besonders bei Gänselfleisch in Gasthäusern, wo die Herkunft nicht deklariert wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser Preis querfinanziert ist. Das bedeutet, dass neben dem Fleisch auch mit der Fettleber oder den Daunen Geld gemacht wurde. Beim Lebendrupf werden den Tieren bei lebendigem Leib die Federn ausgerissen. Anders sind diese günstigen Angebote kaum finanzierbar! Häufig haben die Tiere blutige Wunden, die ohne jede Anästhesie oder Schmerzmittel einfach zugenäht werden. Darum verzichten immer mehr Menschen auf Daunen in ihrer Kleidung oder ihren Bettwaren.

Was Sie tun können

Wenn Sie „Foie Gras“ oder Stopfleber auf einer Karte entdecken, sprechen Sie es an! Machen Sie darauf aufmerksam, dass Sie Tierqual NICHT unterstützen und Restaurants oder Shops meiden, in denen solche Produkte angeboten werden. Informieren Sie sich, woher das Fleisch stammt, das bei Ihnen am Teller landet. Ist es eine Bioweidegans aus Österreich? Eine Gans aus konventioneller Haltung in Österreich? Ein ungarischer Lieferant? Oder ist man gar nicht bereit für Auskunft? Im letzten Fall müssen Sie damit rechnen, dass das Tier unter den schlimmsten Bedingungen gemästet wurde. Machen Sie Ihre Freund:innen darauf aufmerksam, welches Tierleid sich auch hinter dem „Martini-Gansl“ versteckt.

Und eines noch: seien Sie gut zu Gänsen und Enten. Sie sind liebenswerte Mitgeschöpfte wie Du & Ich.

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