Trauer vor dem Parlament: Gedenktag für „Versuchstiere“ - vgt

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Trauer vor dem Parlament: Gedenktag für „Versuchstiere“

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (20.04.2023)

Wien, 20.04.2023

Am 24. April ist der „World Day for Laboratory Animals”. An diesem Tag wird weltweit der Tiere gedacht, die in Tierversuchen leiden und sterben. Der VGT hat den Tag zum Anlass genommen, um den Menschen auf der Straße nicht nur die erschreckend hohe Zahl von Tieren zu präsentieren, die in Österreich „verbraucht werden“, sondern um auch ihre Gesichter zu zeigen.

Von den Bildern, die die Tierschützer:innen des VGT mahnend in die Höhe halten, blicken den Passant:innen vor dem Parlament in Wien die Gesichter von Hunden, Mäusen, Fischen, Vögeln, Schweinen und anderen Tier"arten" entgegen. Unter den Bildern findet sich jeweils die Anzahl der Tiere, die im Jahr 2021 in Tierversuchen in Österreich verwendet wurden. In Österreich waren es insgesamt mehr als 218.000 Tiere im Jahr 2021.1 Die vorbeikommenden Menschen bleiben stehen und viele sind betroffen. Sie wundern sich, dass in unserem Land immer noch so viele Tiere in Tierversuchen leiden müssen und sterben; schließlich höre man in den Medien doch immer wieder Berichte von fortschrittlichen Alternativmethoden zu Tierversuchen, die oftmals sogar zuverlässiger seien, als Tierversuche.2 In den angeregten Diskussionen fallen Wörter wie 2D- und 3D-Zellkulturen (in vitro Verfahren), Miniorgane (Organoide), Computersimulationen (in silico Verfahren) und personalisierte Medizin.

Zur Petition

Dr. Vera Marashi, Referentin für Tierversuche beim VGT, stimmt zu und erklärt: Was den angestrebten Ausstieg aus dem Tierversuch betrifft, bekommen wir – zumindest auf dem Papier – auch Unterstützung von der Europäischen Union (EU); denn vor dem Hintergrund des großen Potenzials tierversuchsfreier Methoden, d. h. aus wissenschaftlicher Sicht (!) und ebenso aus ethischen Gründen, hat die EU bereits im Jahre 2010 in der Richtlinie 2010/63/EU den vollständigen Ausstieg aus dem Tierversuch als letztendliches Ziel für seine Mitgliedsstaaten definiert! 3

Die Forderung der EU geht mit der Forderung nach der hierfür notwendigen Förderung tierversuchsfreier Ersatzmethoden einher. Doch das Ziel und die erforderlichen Maßnahmen werden von den Mitgliedsstaaten der EU nicht ausreichend verfolgt und umgesetzt. Der Anstieg der Versuchstierzahlen in Österreich ist nur ein Beweis dafür.1 Ein weiterer Beweis findet sich darin, dass neue Tierversuchslaboratorien gebaut werden und enorme Geldsummen in die Tierversuchsindustrie fließen, anstatt damit tierversuchsfreie und bestenfalls tierleidfreie Forschung zu fördern. Ein aktuelles Beispiel ist der Bau des neuen Tierversuchslabors am MED Campus der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz, das heuer in Betrieb genommen wird.

Dr. Vera Marashi: Besonders traurig ist hier, dass Tierversuche an einer Universität stattfinden werden, die bislang tierversuchsfrei war. Die JKU Linz ist sich der prekären Situation offensichtlich bewusst und hat angekündigt, einen Tierethikrat zu etablieren, von dem Tierversuchsanträge und damit Tierversuche zumindest strenger geprüft werden sollen, als üblich und als gesetzlich vorgeschrieben. Doch der VGT ist skeptisch; denn Grundvoraussetzung für eine faire Abstimmung im Tierethikrat, was die Genehmigungsfähigkeit von Tierversuchen betrifft, ist eine adäquate Verteilung und Zuweisung der Sitze. Aber diesbezüglich hüllt sich die JKU, u. a. was die Besetzung der Tierschutzsitze betrifft, trotz mehrfacher Anfragen des VGT in Schweigen.

Der VGT hat deshalb eine Petition gestartet, um mit Hilfe der Bürger:innen ein Nominierungsrecht für den Dachverband der Tierschutzorganisationen pro-tier hinsichtlich der Tierschutzsitze im Tierethikrat der JKU Linz einzufordern. Zudem soll eine adäquate Förderung von tierversuchsfreien Alternativmethoden gewährleistet werden. Dr. Vera Marashi ist erfreut; denn viele der Passant:innen, die sich bei der Aktion des VGT zum Welttag für Versuchstiere über Tierversuche und Alternativmethoden informierten, haben die Petition bereits unterzeichnet.

Pressefotos (Copyright: VGT.at)


Quellen

  1. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung: Veröffentlichte Jahresstatistiken zu den in Tierversuchen verwendeten Tieren in Österreich
  2. Lorna Ewar et al.: Performance assessment and economic analysis of a human Liver-Chip for predictive toxicology. Nature, Communications Medicine, 06. December, 2022.
  3. RICHTLINIE 2010/63/EU DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 22. September 2010 zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere (Text von Bedeutung für den EWR)
  4. An Estimate of the Number of Animals Used for Scientific Purposes Worldwide in 2015 Katy Taylor, Laura Rego Alvarez Alternatives to Laboratory Animals. 2019 Nov-Dec; 47(5-6): 196-213.
  5. Die Angabe von bis zu 10,8 Millionen Tieren, die im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) pro Jahr in Tierversuchen verwendet wurden, bezieht sich auf die Jahre von 2018 – 2020. Statistische Daten zur Anzahl an "Versuchstieren" in der EU/im EWR-Raum sind über ALURES* von 2015 – 2020 verfügbar (Stand April 2023). * ALURES – ANIMAL USE REPORTING - EU SYSTEM EU STATISTICS DATABASE ON THE USE OF ANIMALS FOR SCIENTIFIC PURPOSES UNDER DIRECTIVE 2010/63/EU

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