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Bundesweite VGT-Proteste zum Internationalen Tag gegen Tiertransporte

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (13.06.2024)

Österreich, 13.06.2024

Aktivist:innen des VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN kritisieren qualvolle Tiertransporte und fordern ein Drittstaaten-Exportverbot

Dass Lebendtiertransporte in Drittstaaten besonders qualvoll sind, ist längst bekannt. Immer wieder kommt es dabei zu schrecklichen Tragödien wie z.B. jenen auf den Schiffen ElBeik und Karim Allah im Jahr 2021: 1600 Rinder mussten nach drei Monaten auf See an Bord der Elbeik in den spanischen Ausgangshafen zurückkehren und notgeschlachtet werden. 200 starben aufgrund der unerträglichen Bedingungen zuvor an Bord. Ähnlich ging es den 900 Tieren an Bord der Karim Allah, von denen die 850 überlebenden Tiere notgeschlachtet werden mussten. Zuletzt schockierten die grauenhaften Zustände auf einem Schiff im Hafen von Kapstadt, beladen mit 19.000 Rindern – tief in ihren Exkrementen stehend.1

Mit dem Ergebnis der am 09. Juni zu Ende gegangenen Europawahl wurden die Weichen dafür gestellt, wie es mit dem Tierschutz in der EU weitergehen wird. Der in vielen Ländern – darunter Österreich – erlebte Rechtsruck verheißt jedoch nichts Gutes, da es im Gegensatz zu den linkeren Fraktionen gerade die Fraktionen rechts der Mitte sind, die tendenziell gegen Verbesserungen im Tierschutz mauern, wie eine Studie des Abstimmungsverhaltens der EU-Parlamentarier:innen im Zeitraum 2019–2023 zum Tierwohl landwirtschaftlich genutzter Tiere belegt.2 Für die EU-Parlamentarier:innen der österreichischen Parteien hat diese Studie Ähnliches gezeigt: In nur 14 % der entsprechenden Abstimmungen haben die Abgeordneten der ÖVP für mehr Tierschutz abgestimmt, gefolgt von jenen der FPÖ (45 %). Eher pro Tierschutz ausgerichtet waren die Abgeordneten der SPÖ (69 %). Hingegen fast ausschließlich für Verbesserungen im Tierschutz abgestimmt haben die Parlamentarier:innen der Grünen (93 %) – am zweitmeisten jene der NEOS (84 %).

Diese Zahlen geben auch im Hinblick auf die kommenden Nationalratswahlen zu denken, nicht zuletzt, wenn es um qualvolle Drittstaatenexporte geht. Denn auch hier missachtet die ÖVP die Interessen der Tiere zugunsten der Wirtschaft. Dass der im Herbst 2023 durch die EU-Kommission vorgelegte Gesetzesentwurf zur Überarbeitung der EU-Tiertransportverordnung ein grundsätzliches, EU-weites Verbot von Drittstaatenexporten nicht vorsieht, war erst kürzlich Thema in einer Sitzung des EU-Unterausschusses des Nationalrats. Die ÖVP, vertreten durch Georg Strasser, hat dabei – wenig überraschend – sogenannte Zuchtrinderexporte 3 in Drittstaaten mit Verweis auf deren Bedeutung für die heimische Landwirtschaft explizit verteidigt.4 Denn der Export zur Zucht in Drittstaaten ist in Österreich nicht nur gesetzlich erlaubt, sondern auch profitabel: Laut Rinderzucht Austria wurden 2023 mit Zuchtrinderexporten 53 Mio. € erwirtschaftet. Von insgesamt 40.416 vermarkteten Zuchtrindern wurden 29.186 (72 %) exportiert, davon wiederum 8.088 (27,7 %) nach Nordafrika und 9.297 (31,9 %) nach Vorder- und Zentralasien.5

Österreich verursacht alleine durch die Exporte von Rindern unter dem Vorwand des Herdenaufbaus in Drittstaaten enormes Tierleid – gar nicht zu reden von den jährlichen Exporten von Millionen anderen lebenden Tieren.6 Die Grausamkeit solcher Transporte wurde schon oft genug in einer Deutlichkeit aufgezeigt, dass es eigentlich jeder Person unmöglich sein müsste, sie zu ignorieren. Dass die ÖVP aber genau das tut und sich sogar für Drittstaatenexporte lebender Tiere ausspricht, ist untragbar.

Tiertransport-Campaigner Hagen Schwarz: Sowohl auf EU-Ebene als auch national blockiert die ÖVP Verbesserungen im Tierschutz. Doch rund 60 % der Bevölkerung wollen ein Verbot von Drittstaatenexporten.7 Unsere Politiker:innen sind daher gefordert, an einer Umsetzung dieses Mehrheitswillens zu arbeiten und jegliche Lebendtiertransporte in Drittstaaten zu verbieten. Die ÖVP muss den grausamen Tatsachen ins Auge blicken und endlich zur Vernunft kommen!

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Tiertransporte haben Aktivist:innen des VGT heute die Forderung eines Verbots von Drittstaatenexporten bei einer Protestaktion am Stephansplatz in Wien lautstark zum Ausdruck gebracht. Auch in Klagenfurt, Innsbruck und Salzburg haben in den vergangenen Tagen VGT-Proteste mit Schildern, Transparenten und Tiermasken stattgefunden.

Pressefotos aus den Bundesländern (Copyright: VGT.at)

Quellen

  1. Tagesschau: Kritik an riesigem Rinder-Frachter in Kapstadt
  2. Compassion in World Farming: EU Votes for Farmed Animals. Analysis for EU Parliament Votes, 2019-2023
  3. Diese Transporte werden zwar unter dem Vorwand des Herdenaufbaus durchgeführt, doch dieser erfolgt vielfach schlicht gar nicht. Vgl. Wirths, Länderbeispiele verstärken Zweifel an Zuchtrinderexporten – Langstreckentiertransporte im Fokus, DtBl. 2020, S. 973-977
  4. Parlamentskorrespondenz Nr. 435 vom 03.05.2024
  5. Rinderzucht Austria: Zuchtrindervermarktung 2023 [https://www.rinderzucht.at/nachricht/20240321-zuchtrindervermarktung-2023.html]
  6. Im Jahr 2022 wurden laut Statistik Austria 37.025.708 lebende Tiere aus Österreich exportiert. Vgl. VIER PFOTEN, Aktuelle Zahlen: Über 37 Millionen Tiere im Jahr 2022 aus Österreich exportiert
  7. MARKET Umfrage zu Tiertransporten im Auftrag von 4 Pfoten, November 2022

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