Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (26.05.1998)
VGT stoppt in Linz-Hörsching Kükentransport von Kanada nach Belgrad
Wieder einmal machte der VGT mit einer spektakulären Aktion auf grobe Mißstände und unglaubliche Tierquälerei bei Tiertransporten durch Österreich aufmerksam. Ca. 20.000 Putenküken sollten von Kanada (Toronto) nach Belgrad, verpackt in winzige Transportkisten ohne Futter und Wasser, tagelang transportiert werden. Und dies nicht einmal auf dem schnellstmöglichen Luftweg, sondern mit Zwischenlandung in Amsterdam nach Linz-Hörsching und von dort Weitertransport mit dem LKW. Dies hatte zur Folge, daß die Küken bereits ca. 48 Stunden unterwegs waren, als sie um 21.45 Uhr in Linz landeten.
Ca. 40 engagierte Tierschützer des VGT stürmten das Gebäude der Spedition Frans Maas und verhinderten fürs erste die Verladung auf den wartenden LKW. Mit Transparenten wie "Stop den Tiertransporten" forderten wir gegenüber den Behörden eine Kontrolle des Zustandes der Tiere durch den zuständigen Amtstierarzt und eine artgemäße Unterbringung der Küken in Oberösterreich, bis sie sich einigermaßen erholt hätten und eine Weiterreise zumutbar wäre. Um diese Forderung durchzusetzen, blockierten wir vorerst auch die Ausfahrt des noch leeren LKWs, der die Küken inzwischen woanders abholen wollte.
Bis der Amtstierarzt, Dr. Franz Wöckl aus Ansfelden, endlich eintrudelte, war es bereits nach Mitternacht. Seine erste Reaktion in offenbar nicht mehr ganz nüchternem Zustand (was die zahlreich anwesenden Gendarmen allerdings tunlichst "übersahen") war ein Wutanfall in Richtung Tierschützer. Seine lapidare Stellungnahme zum Zustand der noch ca. 18.000 Tiere, die inzwischen im freien Gelände (!) "gelagert" worden waren, war, ohne auch nur eine Kiste geöffnet zu haben: "Die Viecher san eh pumperlgsund; i bin zwoa net kompetent, aber se dirfen weidafoarn...". Hier stellt sich die Frage, wie ein nicht kompetenter Amtstierarzt eine Genehmigung erteilen kann, die auf einer "Kontrolle", durchgeführt durch winzige Luftlöcher in engen Transportkisten, beruht.
Dr. Franz-Joseph Plank, VGT-Geschäftsführer und ebenfalls ausgebildeter Tierarzt, mußte jedenfalls bei dem Lokalaugenschein feststellen, daß ein gewisser Prozentsatz der Küken bereits tot bzw. vor lauter Erschöpfung dem Tod nahe waren. Er konnte gerade noch Fotos von drei Kisten mit toten bzw. halbtoten Tieren machen, welche zur "Entsorgung" bestimmt waren, woraufhin er sofort vom Flughafengelände verwiesen wurde. Derartige Ausfälle sind bei solchen Transporten einkalkuliert und zeigen die Achtlosigkeit, wie diese nur auf Profitmaximierung bedachte Geflügelindustrie mit Lebewesen umgeht.
Dr. Plank bot seine Vermittlungsdienste an, die Küken vorerst im nahen Schlierbach unterzubringen, einem Zentrum für artgemäße Geflügelzucht ganz in der Nähe, was jedoch nicht angenommen wurde. Um der Blockade der Aktivisten aus dem Weg zu gehen, wurde der LKW nun von der Exekute auf das angeblich für jedes Normalfahrzeug gesperrte Flughafengelände umdirigiert und die Küken dort umgeladen. Danach (um ca. 2.30 Uhr) fuhr der Transporter ohne Beleuchtung mit Polizeieskorte über das Rollfeld zu einer anderen, geheimen Ausfahrt und somit dem Einblick der Öffentlichkeit entzogen. Da für die Tierschützer keine Möglichkeit des Eingreifens mehr bestand, wurde die Aktion mit der Gewißheit abgebrochen, daß in diesem Geschäft nur der Profit zählt und auch unsere Behörden – wieder einmal – tatkräftig dabei mitmischen...