Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (01.06.1998)
Veganismus - Was soll das sein?
Sich vegan zu ernähren bedeutet, keinerlei tierische Nahrungsmittel zu konsumieren, d. h.
- kein Fleisch, Geflügel oder Fisch
- keine Milch oder Milchprodukte (Käse, Butter, Schlagobers, Joghurt, etc.)
- keine Eier
- keine Nahrungsmittel, die tierische Produkte enthalten, wie z. B. Eiernudeln, Mehlspeisen mit Milch oder Ei, Keks mit tierischem Fett, Zuckerl mit Gelatine etc.
- keine Nahrungsmittel, zu deren Herstellung tierische Produkte verwendet wurden (z. B. Wein, der mittels Schafmagen gesiebt wurde, etc.)
- keinen Honig oder Nahrungsmittel, die Honig enthalten.
Vegan zu leben bedeutet, sich vegan zu ernähren und zusätzlich soweit möglich keine tierischen Produkte selbst zu benutzen, wie z. B. in der Kleidung (Pelz, Leder, Wolle, Daune etc.) oder bei Haushaltsprodukten (Seife aus Tierknochen, Cremen mit Tierfett, Decken mit Daunen, etc.), keine Produkte zu benutzen, bei deren Herstellung Tiere verwendet wurden (wie an Tieren getestete Kosmetika oder Haushaltsprodukte etc.).
Kein Fleisch
Die Menschen haben grundsätzliche Menschenrechte, die auf den menschlichen Fähigkeiten, Bedürfnissen und Interessen basieren. Wir Menschen teilen aber mit den anderen Tieren die Fähigkeit zu leiden, das Bedürfnis frei leben zu wollen und das Interesse am Leben zu bleiben. Daher haben auch alle anderen Tiere diese drei grundsätzlichen Tierrechte auf Unversehrtheit, Freiheit und Leben. Die Fleischproduktion nimmt den Tieren alle diese Rechte.
Die Tiere leiden
- in der Intensivtierhaltung an Platzmangel
- durch Hochzüchtungen an Gelenks- und anderen körperlichen Problemen
- in der Massentierhaltung an mangelndem Zuspruch und Pflege
- in Tierfabriken an fehlender Ruhe und Geborgenheit
- in Stallhaltungen an fehlendem Sonnenlicht und Auslauf ins Freie
- an Beschäftigungslosigkeit und Monotonie
- bei tagelangen Tiertransporten ohne Pausen
- an Kastrationen, Schnabelstutzen, Zähnekneifen, Schwanzkupieren ...
Die Tiere haben nicht die Freiheit,
- zu tun und lassen, was sie wollen
- umherzustreifen und Neues kennenzulernen
- sich frei zu bewegen (schwimmen, klettern, fliegen, laufen)
- einen Sexualpartner nach ihrer Wahl zu bestimmen
Die Tiere sterben
- als Kinder lang vor der Pubertät
- in Schlachthöfen oft stundenlang den Todeskampf anderer vor Augen
- beim Schächten ohne Betäubung
- von Schlächtern respektlos und roh behandelt
- würdelos
Fleisch ist sowohl als Nährstoff als auch geschmacklich voll
ersetzbar.
Fleisch ist nicht notwendig.
Keine Milch
- Auch Milchkühe leiden wie Mastrinder in der Intensivtierhaltung:
- "Kuhtrainer" (elektrisch geladene Metallbügel) zur Sauberkeit im Stall
- Spaltenböden
- die meisten das ganze Jahr angekettet
- Hochzüchtung: widernatürlich hohe Milchleistung, Euterentzündung,
- Gebärmuttervorfall, "Ausbrennen" des Organismus nach 5 Jahren
Nach etwa 5000 bis 7000 Litern Milch geht die Milchleistung so zurück, daß die Milchkühe erneut künstlich befruchtet werden. Alle 5000 bis 7000 Liter Milch bekommt man also ein Kalb dazu. Um der Kuh die Milch für den menschlichen Gebrauch zu nehmen, muß natürlich zuerst das Kalb, für das die Milch ja eigentlich gedacht war, von seiner Mutter getrennt werden. Dieses Kalb endet dann entweder in Herodesschlachthöfen oder im Lebendtierexport, um den Überschuß abzubauen, oder es kommt direkt in die Fleischindustrie. Fleisch- und Milchindustrie sind dadurch eng verwoben.
Deshalb konsumiert der Veganer keine Milch oder Milchprodukte.
Keine Eier
Die meisten Eier in Österreich stammen aus der Legebatterie. Das bedeutet
- 5 Hühner im engen Drahtkäfig
- für ein Huhn ein Dreiviertel einer A4 Seite Platz
- die Füße permanent auf Drahtgitter
- Eierlegen ohne Ruhe und Geborgenheit
- selbst ein Huhn könnte seine Flügel in dem Käfig nicht strecken
Aber selbst die "alternativen" Haltungsformen (Boden- und Freilandhaltung) bedingen
- Zuchtformen mit widernatürlich erhöhter Legeleistung
- Aufzucht aus der Maschine ohne mütterlichen Zuspruch
- Töten der männlichen Küken, die keine Eier legen können
- Töten all jener Küken, die zu langsam schlüpfen
Deshalb ißt der Veganer keine Eier.
Was die Ernährungswissenschaft sagt
Sanders (1988): Kinder, die vegan aufwachsen, können ganz normal entwickelte Kinder werden. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß vegane Kinder Probleme in der intellektuellen oder physischen Entwicklung haben.
Mangels und Havala (1994): Wir schließen aus unserer Arbeit, daß die vegane Ernährung so gewählt werden kann, daß auch schwangere und stillende Frauen sowie Kleinkinder, Kinder und Jugendliche gesund vegan leben können. [...] Diese genannten Gruppen haben zwar generell größere Ansprüche an die Ernährung und damit ein höheres Risiko, sich mangelhaft zu ernähren, aber wir glauben nicht, daß dieses höhere Risiko ein Grund dafür sein soll, Individuen von der veganen Ernährung abzuraten.
Langley (1995): Ein gut überdachter veganer Speiseplan, der eine große Vielfalt an pflanzlichen Nahrungsmitteln enthält, wird allen Ernährungsbedürfnissen schwangerer und stillender Frauen, sowie den Bedürfnissen von Kindern jeglichen Alters, von der Geburt bis zur Pubertät, gerecht. [...] Die Aufnahmemenge aller Nährstoffe [außer Calcium und Vitamin B12] ist bei veganen Kindern gleich oder sogar größer als bei fleischessenden Kindern.
Sanders und Manning (1992): Die Resultate unserer Studie zeigen, daß Kinder mit veganer Ernährung erfolgreich aufgezogen werden können, sofern darauf geachtet wird, daß genügend energiedichte Nahrung mit entsprechend viel Vitamin B12 zugeführt wird.
Sanders und Reddy (1994): Bei Beachtung der bekannten Gefahren bei der Ernährung erscheint das Wachstum und die Entwicklung veganer und vegetarischer Kinder normal.
Gegen die folgenden Krankheiten ist die vegane Ernährung hilfreich oder vorbeugend:
Krebs (Brust, Darm, Magen, etc.), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Angina, Artheosklerose, Bluthochdruck), Arthritis, Rheuma, Diabetes, Gicht, Asthma, Verstopfung, Pre-eclampsia, Ekzeme, Gallensteine, multiple Sklerose und Osteoporose.