Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (01.10.1999)
01.10.1999VgT-Aktion mit Dr. M. Petrovic vor Schweinefabrik bei St. Pölten
Illegales Medikamenten-Depot bei "privater Razzia" entdeckt!
Die unbeschreiblichen Zustände, die der Verein gegen Tierfabriken (VGT) erstmals vor drei Jahren in einer Schweinefabrik bei Pyhra (NÖ) entdeckt hat, wo hunderte Mastschweine sowie Zuchtsauen samt Ferkel elendiglich vor sich hin vegetierten, wurden bei der heutigen Aktion um die Facette Medikamentenmißbrauch erweitert. Wie man damals aus den uns zugespielten Fotos und Videoaufnahmen erkennen konnte, waren die Zuchtsauen nicht nur in den berüchtigten "Eisernen Jungfrauen" (Kastenständen) eingepfercht, sondern zusätzlich noch an der Brust angekettet.
Noch "dreckiger" war in dieser Tierfabrik das Los der Mastschweine: Auf Eisenrosten bzw. Beton-Vollspaltenböden lagen sie im eigenen Kot herum, oft gerade nur so viel Platz, wie ihr eigener Körper einnahm. Man sah angebissene, blutige Schwänze und Ohren. Fast alle Schweine husteten.
Ein Teil der Tiere litt zudem zum Zeitpunkt der Aufnahmen offensichtlich an der ansteckenden "Schnüffelkrankheit". Das ist eine schwere chronische Entzündung der Nasenschleimhaut, die in der Folge zu einer Zerstörung und starken und sehr schmerzhaften Verkrümmung des ganzen Oberkiefers führt - wie bei einer Ziehharmonika. Deutlich konnte man auch ein in der Bucht verendetes Schwein erkennen, welches offensichtlich schon länger tot auf dem Spaltenboden gelegen ist...
Durch die noch immer völlig legalen Zustände in der Massentierhaltung, sind derartige Bilder allerdings leider kein Einzelfall, sondern eher die Regel. Wie soll auch ein Tier noch gesund sein, wenn es völlig überzüchtet, fast aller seiner natürlichen Verhaltensweisen beraubt, vollgepumpt mit Antibiotika und "Wachstumsförderern" wird und noch dazu die zermahlenen Teile von Kadavern, genannt "Kraftfutter ", fressen muß? Unsere damals erstatteten Anzeigen bei BH und Staatsanwaltschaft verliefen jedenfalls - wie üblich - ins Leere bzw. wurden eingestellt. Im Kernland der Agro-Industrie und ÖVP-Funktionäre scheinen die Geschäftsinteressen illegaler Tierquäler und Umweltverpester besser geschützt zu werden als hunderttausende leidende Mitgeschöpfe, ja sogar als die Gesundheit der Bevölkerung.
Wir demonstrierten daher heute, gemeinsam mit Frau Dr. M. Petrovic von den Grünen, mit ca. 18 Personen vor dem Betriebsgelände dieser Schweinefabrik bei Pyhra. Bei einer Besichtigung des Stalls stellten wir zwar fest, daß er inzwischen umgebaut wurde und die Geruchsbelästigung zurückgegangen ist, den Tieren ging es aber offensichtlich nicht viel besser: Die trächtigen Zuchtsauen lagen - trotz Vollspaltenböden - in ihrem eigenen Kot. Die Einzelstände waren so eng, daß nicht einmal das seitliche Ausstrecken der Beine möglich war. Aus den Kastenständen der Abferkelbuchten ist das restliche Stroh verdammt worden und die Sauen konnten dort überhaupt nur noch aufstehen und abliegen. Nicht einmal für die Ferkel gab es ein Nest, auch sie mußten auf nackten Lochblechböden liegen.
Was wir dann noch entdeckten, überraschte uns zwar nicht, war aber dennoch ein "Glücksfall": Auf dem Gang-Boden sahen wir eimerweise leere injizierbare Medikamentenflaschen und Spritzen, u.a. Antibiotika und Psychopharmaka (Beruhigungsmittel). Diese wurden offenbar routinemäßig illegal an die gestreßten Tiere verabreicht, eine wohl praxisübliche Eigen-"Behandlung" in derartigen Massenbetrieben. Wie wir später von der herbeigerufenen Gendarmerie Pyhra erfuhren, läuft gegen genau diesen Betrieb bereits ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz.