Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (06.01.2000)
06.01.2000VGT-Empfang in Salzburg
Österreichs EU-Agrarkommissar wird am 7.1.2000 im Salzburger Peterskeller weilen, zusammen mit einigen anderen ÖVP-Granden. Anlaß für den "Verein gegen Tierfabriken" (VGT), ihm wieder einmal einen gebührenden Empfang zu bereiten. Er ist ja bekanntlich einer der Hauptverantwortlichen für die nach wie vor andauernden skandalösen Tiertransporte quer durch Europa, sowohl auf der Straße, als auch neuerdings wieder auf der Schiene.
Geändert hat sich ja - auch seit der "neuen" EU-Kommission - zumindest betreffend das unsägliche Leiden der "Nutz"-Tiere rein gar nichts: Dank der enormen EU-Subventionen passieren tagtäglich Dutzende Tiertransporter, v.a. Rinder und Schweine, unsere Grenzen, ohne daß dies von unseren Behörden überhaupt registriert würde. Die nach der EU-VO Nr. 1255/97 vorgeschriebenen "Aufenthaltsorte", an denen die Tiertransporter zu versorgen wären, sind meist weder den Spediteuren noch den Behörden bekannt, denn nach wie vor werden sämtliche Schlachttiertransporter ungehindert weiterfahren gelassen, wenn sie nur einen jener vorgestempelten Zettel vorweisen, die für ein paar Mark auf jeder x-beliebigen Raststätte zu haben sind. Auch gefährliche verbale Drohungen und sogar das Bedrohen mit dem LKW gegen Tierschützer wurden bisher von den anwesenden Beamten nicht ernst genommen. Statt dessen laufen kostspielige Strafverfahren und sogar Gerichtsverfahren von den Behörden gegen dutzende Tierschützer, die in jüngerer Vergangenheit derartige Zustände durch Anhalten von illegalen Tiertransportern an die Öffentlichkeit gebracht haben.
Die Gründe:
"Nicht-Anmelden einer Kundgebung", "Störung der öffentlichen
Ordnung" bis hin zu angeblicher "Tierquälerei" (weil wir die Transporter
kurz aufgehalten haben, nicht aber ohne die Tiere bestmöglich zu versorgen).
Welcher Hohn, angesichts der unermeßlichen Qualen, welchen diese armen Geschöpfe bei ihren tage- und wochenlangen Fahrten bis zum Schlachthof in Beirut, Libyen oder Ägypten ausgesetzt sind und die wir lediglich aufzeigen bzw. kurzzeitig lindern wollten.
Während sich also am Zustand und an der Häufigkeit dieser Tiertragödien trotz aller vollmundigen Zusagen der Politiker rein gar nichts geändert hat, ja letzten Herbst die Exporterstattungen für Lebendrinder wieder um 8% (!) erhöht wurden, zeigt der "Verein gegen Tierfabriken" diese himmelschreienden Tierquälereien immer wieder auf: Zuletzt am 25.11.99 bei der Anhaltung dreier Schweinetransporter in Kirchdorf (OÖ), die irgendwo aus Deutschland oder Belgien kommend zum Schlachthof unterwegs waren. Dort werden diese in ausländischen Tierfabriken gemästeten Schweine dann auf wundersame Weise in "österreichisches Qualitätsfleisch" verwandelt. Sobald nämlich die angelieferte ausländische Ware durch 50% Wertschöpfung nach der Verarbeitung um mehr als die Hälfte teurer wird, bekommt sie ganz legal das "A" für österreichische Qualität. Trotz der von uns aufgezeigten gröbsten Mängel -- völlig überfüllte Buchten, 216 Tiere pro Transporter, nicht funktionierende Tränken, keine Futterversorgung, verletzte Tiere, Überschreiten der Lenkzeit, usw. -- durften die Transporter, "dank" des Amtstierarztes ungehindert weiterfahren. Seine "Diagnose" zu all den Mißständen: "Die Tiere müssen so eng transportiert werden, damit sie nicht umfallen...!" Uns hingegen flattern seit gestern Strafverfügungen der BH über S 2.000,-- ins Haus -- wegen "ungerechtfertigter Störung der öffentlichen Ordnung durch besonders rücksichtsloses Verhalten...".
Aber auch das Geschäft mit der Bahn beginnt wieder zu blühen: Rindertransporte in den Nahen und Mittleren Osten werden wieder vermehrt auf die Schiene verlagert. So werden jeden Montag in Schleswig-Holstein hunderte Rinder auf Güterzüge verladen, um in mehr als 50 Std. Fahrtzeit über Hamburg, München, Salzburg, Jesenice (Slowenien) in den kroatischen Mittelmeerhafen Raza zu karren. So beobachtet z.B. am 15.11.99 von Tierschützern am Bahnhof Salzburg anläßlich eines "rangiertechnischen" Aufenthaltes von ½ Std. Tränkung, Versorgung oder Kontrolle der lebenden Fracht war gar nicht erst vorgesehen. Die Tränken funktionierten zudem gar nicht, dafür wurden die Tierschützer unter Androhung von Strafen des Geländes verwiesen... In Raza warteten bereits die bekannten Tiertransportschiffe - wahre "Seelenverkäufer", mit steilen, rutschigen Rampen, verrosteten und scharfkantigen Abtrennungen, engen Boxen ohne Einstreu, Tränkebecken in völlig unzureichender Anzahl, drei bis vier dunkle, muffige Unter-Decks ohne ausreichende Be- und Entlüftungen - welche die Tiere in weiteren 6 bis 8 Tagen (je nach Wetterlage) z.B. in den Libanon verbringen, wo sie auf einem Schlachthof enden.
Anläßlich all dieser und vieler anderer nach wie vor himmelschreienden Mißstände, für die der österreichische Kommissar hauptverantwortlich zeichnet, veranstalten ca. 20 VGT-Aktivisten anläßlich des ÖVP-Treffens im Peterskeller, eine Kundgebung mit Tiermasken, Transparenten, Flugblättern und Megaphon.
Zeit: 7. 1. 2000 von 8 - 14 Uhr