Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (20.12.2000)
Laaben, am 20.12.2000BSE: Scheinheiligkeit der Verantwortlichen
Der erste österreichische BSE-Fall ist nur noch eine Frage der Zeit!
BSE funktioniert wie ein Domino-Spiel: In Großbritannien hieß es jahrelang "Essen Sie nur britisches beef, das ist sicher". In Frankreich schwor man vor ein paar Wochen noch auf "Filet de boeuf" und in Deutschland war die Parole bis Ende November: "Deutsches Rindfleisch ist sicher", danach nur noch: "Bayrisches Fleisch ist BSE-frei...". Seit zwei Tagen stimmt leider auch das nicht mehr: Im Allgäu, nur 30 km von der Tiroler Grenze entfernt, wurde das mittlerweile zweite (offizielle) deutsche BSE-Rind diagnostiziert. Und aus dieser Gegend wurde auch jahrelang tonnenweise Fleisch nach Österreich importiert. Zusätzlich zu den ca. 18.000 Tonnen jährlichen Rindfleischimport bzw. 26.000 Lebendrindern, die nach Österreich eingeführt wurden. Von den tausenden Tonnen Tiermehl aus dem Ausland ganz zu schweigen. Dennoch werden unsere "verantwortlichen" Behörden, Politiker und die Tierindustrie nicht müde, den ÖsterreicherInnen täglich denselben Sermon vorzubeten: "Österreichisches Rindfleisch ist sicher". Die Politiker veranstalteten noch vor 2 Wochen ein medienwirksames Schau-Essen von toten Rinder-Teilen bei einem Nobel-Gastronom. Österreichs "Gesundheits"-Minister ließ noch gestern im ORF-Radio verlauten, er könne für österreichisches Fleisch "garantieren". Der Landesveterinärdirektor von Tirol hat in "Tirol heute" gemeint: "BSE ist keine Seuche, und selbst wenn sie in Tirol auftreten sollte, bestehe keine Gefahr für die Konsumenten". Und ein Tierernährungs-Prof. stellte noch vor 2 Wochen die Verfütterung von Tiermehl an Schweine, Geflügel und Fische als "völlig unbedenklich" dar. Und das, obwohl bei Schweinen bereits eine Infektion mit den Prionen erfolgt ist und niemand wirklich ausschließen kann, daß verschiedene Tierarten nicht Träger der Krankheitserreger sein können, ohne aber selbst zu erkranken. Bei mittlerweile 20 Tierarten konnte eine ähnliche Seuche nachgewiesen werden. Abgesehen davon werden - wegen der ungewöhnlich langen Inkubationszeit - die meisten Tiere soundso vor dem Auftreten von Symptomen geschlachtet. Dennoch wird Österreich - 6 Jahre nach dem EU-Anschluß und Fallen der Grenzen - nach wie vor als "Insel der Seligen " verkauft.
Bis zum 1. Oktober 2000 konnten EU-weit sogar noch die Risikomaterialien Hirn, Rückenmark und Augen z.B. in Würste verarbeitet werden. Das offizielle Österreich - Landwirtschafts- und Gesundheitsministerium - wollte bis zuletzt noch eine Ausnahmegenehmigung von dieser längst überfälligen Regelung erreichen - zum Glück ohne Erfolg. Auch gegen ein seit Jahren von Tierschützern und Grünen gefordertes Verbot der Verfütterung von Tiermehl (Schlachtabfälle, verendete Tierkadaver, eingeschläferte Hunde und Katzen inklusive der Reste von zu Tode gequälten Versuchstieren) wehrte man sich bis vor kurzem vehement. Jetzt auf einmal wollen sie plötzlich den Musterknaben spielen. So ist der gestern beschlossene Importstop von deutschem Rindfleisch wohl eher als konsumentenberuhigende, vorweihnachtliche Alibiaktion zu sehen, denn als seriöser Konsumentenschutz. Der hätte spätestens vor 5 Jahren, am Höhepunkt der ersten BSE-Krise, einsetzen müssen. Von einer Abkehr von der industriellen Massentierhaltung, wie sie sogar der deutsche Bundeskanzler eingefordert hat, ist nach wie vor keine Rede: Lieber erhöht man im neuen Agrarbudget die Mittel für die AMA um 90 auf über 500 Millionen öS, während Bio-Organisationen von 14 auf lächerliche 11 Millionen S gekürzt werden!
In Frankreich und Deutschland wurden die ersten BSE-Fälle diagnostiziert, nachdem die neuen Schnelltestverfahren eingeführt wurden. Diese sollen nun endlich auch in Österreich anlaufen. Damit ist der erste (festgestellte) BSE-Fall bei uns wohl nur noch eine Frage der Zeit - bzw. der Ehrlichkeit der von keiner unabhängigen Stelle kontrollierten Tester. Die einzig sinnvolle Alternative zur offiziellen Schönrederei und Beschwichtigungskampagne kann daher nur lauten: