Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (03.03.2001)
Laaben, am 03.03.2001Skandal um Schweinemäster geht weiter
Zustände waren jahrelang bekannt, worauf hat die Behörde gewartet?
Wie berichtet, hat der VGT - "Verein gegen Tierfabriken" gegen den Tierfabriksbetreiber in Neukirchen/E. (OÖ) Anzeige wegen Tierquälerei, Umwelt- und Gesundheitsgefährdung bei der BH und der Staatsanwaltschaft erstattet. Gestern abend hat ein Fernsehsender darüber ausführlich berichtet. Der Schweinemäster hält mindestens 4000 Mastschweine unter katastrophalen hygienischen Zuständen: Tiere mit offenen Wunden an den Gelenken oder abgebissene Schwänze, sowie mindestens ein schwerstkrankes Tier, welches Symptome von Schweinepest zeigte. Die dem VGT letzte Woche zugespielten Video-Aufnahmen von dieser Schweinemästerei zeigen ein schreckliches Bild. Im Fernseh-Interview hat der Betreiber inzwischen bestätigt, daß es sich bei dem Video um seine Stallungen handle. Die schwerkranken Schweine seien ihm jedoch "hineingeschnitten" worden. Wer´s glaubt wird selig...
Von den Behörden war inzwischen auch zu erfahren, daß bereits letzten September "mülltonnenweise" Antibiotika und andere Medikamente am Betrieb entdeckt und beschlagnahmt wurden, woraufhin er für kurze Zeit gesperrt war. Auch seien bereits damals tote Schweine in den Buchten entdeckt worden, die von den Leidensgenossen angenagt wurden. Zudem dürfte der Betrieb nach dem Wasserrecht mit seiner Hektargröße gerade 100 Schweine, statt 4000 halten! Bleibt die Frage offen: Worum reagiert die Behörde erst dann, wenn diese lange bekannten katastrophalen Zustände von einem privaten, auf Spendengelder angewiesenen Tierschutzverein angezeigt und an die Öffentlichkeit gebracht werden?
Zudem hat er auch nach seiner ersten Sperrung weiterhin unter dem Gütesiegel an verschiedene Supermärkte liefern dürfen. Das bestätigte uns auch der Betreiber selbst anläßlich der VGT-Demo letzten Freitag. Noch gestern wurden in Salzburg Fleischpakete von ihm mit dem Gütesiegel entdeckt! Heute hieß es allerdings im ORF, daß ein Supermarkt das Fleisch aus den Regalen genommen hätte.
Somit reagieren auch die Supermärkte immer erst dann, wenn Mißstände von Tierschützern aufgedeckt werden. So hat der VGT letzten Frühling - im Rahmen einer Sendung am 30. Mai - die fürchterlichen Zustände in Österreichs größter Schweinefabrik im nördlichen Weinviertel, aufgedeckt. Auch dort wurden kranke, tote und schwer verhaltensgestörte Tiere gefilmt, sowie jede Menge illegaler Medikamente. Auch damals nahm der Supermarkt diesen Lieferanten aus den Regalen. Näheres hier. Daher fordert der VGT endlich eine Neustrukturierung der Landwirtschaft hin zu biologisch-artgemäßer Tierhaltung sowie effektive Kontrollen, frei von Eigeninteressen. Es kann nicht angehen, daß Amtstierärzte, die vom Gesetz her verpflichtet wären, den Tierschutz zu exekutieren, gleichzeitig eine Praxis betreiben und somit ihre eigenen Klienten "kontrollieren". Wie der jüngste Schweinemastskandal gezeigt hat, sind einige dieser Tierärzte sogar noch an den betreffenden Pharmafirmen beteiligt und womöglich noch Schlachthof-Tierarzt, der die Endkontrolle zu überwachen hätte. Der ganze Skandal setzt sich fort in unserer "Spitzen"-Politik: Der ehemalige Schlachthof-Tierarzt ist jetzt für den Schutz der Konsumenten zuständig. Und für den Tierschutz sollte sich der Landwirtschaftsminister einsetzen, der gleichzeitig die Interessen der Tierausbeuter vertritt. Und zu guter Letzt gibt es in Österreich noch nicht einmal ein bundeseinheitliches Tierschutzgesetz, da dies von der ÖVP seit Jahren blockiert wird!