Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (23.10.2001)
Innsbruck, am 23.10.2001Tierversuch: Wo liegen die Grenzen der wissenschaftlichen Freiheit?
Podiumsdiskussion:
24. Oktober 2001, 19.30 Uhr
Universität Innsbruck, Innrain 52
Geisteswissenschaftliche Fakultät, Hörsaal 4
Tierversuche finden immer hinter für die Öffentlichkeit verschlossenen Türen statt. Einerseits wird das mit dem Firmengeheimnis begründet, das hinter den meisten Forschungsprojekten steckt und ein etwaiges Patent auf die Ergebnisse, und damit großen finanziellen Gewinn, sichern soll. Auf der anderen Seite aber fürchtet man offensichtlich die Reaktion der Öffentlichkeit auf Bilder von vergifteten, verätzten oder verstümmelten Tieren in Versuchslabors. Aber es ist die gesamte Gesellschaft, die sowohl die moralische Verantwortung als auch die finanziellen Kosten der Tierversuche trägt. Daher ist eine laufende Diskussion über die Grenzen wissenschaftlicher Freiheit und über Sinn und Unsinn von Tierversuchen in der ganzen Gesellschaft unabdingbar. Und zu dieser Diskussion soll diese Veranstaltung beitragen.
In den letzten 10 Jahren ist viel passiert in Sachen Tierversuche. Aufgrund eines immer größeren Arsenals an gewaltfreien und wissenschaftlich vertrauenswürdigeren Alternativen, das uns zur Verfügung steht, sind nicht nur sehr viele Tierversuche aus fachlichen Gründen hinterfragt, sondern oft auch in der Praxis ersetzt worden: so gingen auch in Österreich die Tierversuche zurück! Die Aufdeckung verschiedener Praktiken in etablierten Tierversuchslabors hat das Vertrauen in die moralische Integrität des involvierten Personals erschüttert. Zudem scheint eine staatliche Kontrolle überhaupt nicht zu funktionieren. Und nicht zuletzt hat die steigende Sensitivität der Gesellschaft im Tierschutzbereich dazu beigetragen, dass Tierversuche grundsätzlich hinterfragt werden. Das Wissen über die kognitiven Fähigkeiten von Individuen verschiedener Tierarten ist in den letzten Jahren lawinenartig angestiegen, und die WissenschaftlerInnen sehen zunehmend die Grenze zwischen Menschen und anderen Tieren verschwimmen. Manche Länder haben deshalb Tierversuche an Menschenaffen mittlerweile grundsätzlich untersagt. TierrechtsphilosophInnen wiederum lehnen die Nutzung von allen leidensfähigen Tieren als Versuchsobjekte für den menschlichen Vorteil aus prinzipiellen Erwägungen ab.
Die Tierversuche werden von mächtigen finanziellen Interessen gestützt. Es ist daher besonders wichtig dafür Sorge zu tragen, dass es nicht nur zu einer Diskussion über Tierversuche kommt, sondern dass diese Diskussion auch alle Aspekte beinhaltet, und auf objektiven Fakten beruht. Zu dieser Veranstaltung sind daher ExpertInnen aus allen Bereichen eingeladen worden, die irgendwie das Thema "Tierversuche" tangieren. Ein so wichtiges Thema, das uns alle betrifft, verdient eine seriöse Diskussion. Wir wollen diese ermöglichen.
Diskutanten am Podium der Diskussionsrunde:
Ethik:
- Dr. Martin Balluch, Tierrechtsexperte, Wien
- Dr. Helmut Kaplan, Philosoph und Autor, Salzburg
Medizin:
- Dr. Werner Autenrieth, FA für Neurologie und Psychiatrie, Ärzte gegen Tierversuche, München
- Dr. Christian Probst, FA für Neurologie und Psychiatrie, Leiter des privaten Instituts für Existenzanalyse und Logotherapie, Graz
- Prof. Dr. Walter Pfaller, Institut für Physiologie, Univ. Innsbruck
- Univ.-Prof. Dr. Günther Sperk, Pharmakologie, Univ. Innsbruck
- Univ.-Prof. Dr. Alfred Königsrainer, stellvertretender Leiter der klinischen Abteilung für Transplantationschirurgie, Innsbruck
Moderation:
- Christine Jentsch, ORF Tirol
Ablauf der Veranstaltung:
Als Einleitung ist ein kurzes Impulsreferat von Dr. Martin Balluch geplant, daran soll die Podiumsdiskussion anschließen. Die Veranstaltung sollte dann auch dem Publikum Raum für Fragen und Stellungnahmen geben. Vor und nach der Veranstaltung können sich Interessierte am Stand von TaT, der am Gang vor dem Saal aufgebaut wird, noch weitere Informationen holen. Die vegane Tiroler Bio-Konditorei VegaVit wird ab ca. 18.30 mit einem etwas anderen Buffet für kulinarischen Genuß sorgen, denn: Tierschutz beginnt am Teller (VegaVit xpressversand & catering).