Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (29.10.2007)
Wien, am 29.10.2007Gesundheits- und Tierschutzministerin's Schweinsbratenkochbuch
Eine österreichische „Gesundheits-„ und „Tierschutzpolitikerin“ auf Abwegen
Seit durch einen Zeitungsbericht einer kleinformatigen Tageszeitung Ende September bekannt wurde, dass Gesundheits- und Tierschutzministerin persönlich ausgerechnet ein Schweinsbraten-Kochbuch veröffentlichen will, verstehen gesundheits- und tierschutzbewusste ÖsterreicherInnen die Welt nicht mehr.
Nachdem die Gesundheitsministerin bei der Lösung der Nichtraucherschutz-Problematik nicht gerade viel Fingerspitzengefühl bewiesen hat, läuft die oberste Gesundheitsbeamtin jetzt auch im Bereich der Ernährung, deren gesamtgesellschaftliche Verbesserung und Förderung im Sinne der allgemeinen Gesundheit eigentlich ihre ureigenste Aufgabe wäre, Amok. Zwar ist es kein offizieller gesundheitspolitischer Akt, der die Gemüter erregt, dafür aber eine skurrile öffentliche Aktion, deren Symbolcharakter verheerender nicht sein könnte: Sie rief unter Österreichs Prominenten einen Koch(buch)wettbewerb aus. Die zwanzig „schmackhaftesten“ Schweinsbratenrezepte sollen in ihrem dumpf-kulinarischen „Ratgeber“ mit dem Arbeitstitel „Nur das beste vom Schwein“ Eingang finden.
Der Herausgeber eines Restaurantführers der das Buch verlegen soll, ist gerade
dabei, ein Produktionskonzept zu erstellen,
da es nach seiner Überzeugung für das Buch einen
Markt gebe.
Nur eines sei sicher, so dieser in einem süffisanten
Nachsatz über die aus seiner Sicht Cover-untaugliche
Ministerin: „Sie wird nicht am Cover sein.
Da geben wir dem Hauptprotagonisten, dem österreichischen
Schwein, den Vorzug“, so der Zyniker über sein
Konzept.Spätestens seit der großen Schweinerecherche
des VGT im vorigen Jahr ist bekannt, dass
speziell die Schweinefleischproduktion massive
Umwelt- und Tierschutzprobleme mit sich bringt,
und dass rund 99% der in Österreich gehaltenen
Schweine in tierquälerischer Massen- und Intensivtierhaltung
dahinvegetieren. Und wer durch ein Schweinefleisch-Kochbuch,
noch dazu als öffentliche Person in einem Tierschutz-Regierungsamt
mit Vorbildfunktion und entsprechender Verantwortung,
die Nachfrage nach Schweinefleisch noch zusätzlich
ankurbelt, trägt mit Sicherheit nicht zur Verbesserung
der Situation der Schweine in der Massen- und
Intensivtierhaltung bei. Eine Tierschutzministerin,
die auf diese Weise den horrenden Zuständen
in der Schweinehaltung in Österreich Vorschub
leistet, muss sich den Vorwurf gefallen lassen,
ihr Amt nicht mit der gebotenen Ernsthaftigkeit
wahrzunehmen, genau wie die Gesundheitsministerin aufgerufen wäre, sich für eine gesunde,
möglichst fleischarme Ernährung einzusetzen,
statt fetttriefende Schweinefleischküche zu
promoten.
Die Österreicherinnen und Österreicher essen traditionell viel zu viel Schweinefleisch. Gerade eine Gesundheitsministerin wäre berufen, diesen fragwürdigen kulinarischen Gewohnheiten entgegenzuwirken, indem sie nicht den aus gesundheitlicher Sicht hochproblematischen traditionellen (Schweine)Fleischkonsum durch ein kontraproduktives Life Style Produkt wie ein Schweinsbraten-Kochbuch anheizt.
Der Reinerlös des Buches soll übrigens einem
„karitativen Zweck“ zugute kommen.
Ob es sich dabei um ein Projekt zur Erforschung
und Behandlung der durch den übermäßigen Schweinsbratenkonsum
in unserer Gesellschaft grassierenden Zivilisations-Krankheiten
von Herz-Kreislauferkrankungen über Herzinfarkt
und Cholesterin bis hin zu den weit verbreiteten
fleischkonsumbedingten Krebserkrankungen handelt,
ist nicht bekannt.