Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (02.04.2008)
Wien, am 02.04.2008Großer Demomarsch in Innsbruck
Unter dem Titel: "Für die Befreiung von Mensch und Tier!", wurde neben der nachdrücklichen Forderung nach Tierrechten auch und im speziellen die immer drastischer werdende "Einschränkungs- und Beschneidungspolitik" im Bezug auf das Recht auf freie Meinungsäusserung und das Versammlungsrecht thematisiert.
Drastische Demonstrationseinschränkungen in Innsbruck
In den letzten Wochen wurden in Innsbruck ja beispielsweise die regelmäßigen Kundgebungen bei Kleider Bauer unter der Androhung einer gänzlichen Untersagung derart behördlich eingeschränkt, dass es den AktivistInnen dort verboten ist, ihren Unmut über die Millionen ermordeter Tiere in angemessener Lautstärke kundzutun. So mussten die Trommeln der AktivistInnen mit etwa 5 cm starken Dämpfvorrichtungen versehen werden, welche die Trommeln, an sich ein sehr wichtiges Element der Kundgebungen, nahezu unhörbar machen. Weiters wurde ein "behördliches Schreiverbot" erteilt. Den bisherigen Höhepunkt der Behördenrepressionen in Innsbruck stellt die Beschlagnahme von (in der Kundgebungsanzeige angeführten!) Demomaterialien, 3 Holzkreuzen, in Verbindung mit einer Anzeige wegen §188, "Herabwürdigung religiöser Lehren" (Strafrahmen: bis 6 Monate Haft) gegen 3 AktivistInnen, dar. Mehr dazu finden Sie in dieser Webmeldung.
Dem Aufruf von MegA (Menschen gegen Ausbeutung), der Tiroler Tierrechtsszene und der Strassentheatergruppe Ein/Aus folgten etwa 50 AktivistInnen aus dem links-alternativen Spektrum.
Die TeilnehmenInnen sammelten sich um etwa 16.00 Uhr bei der Innsbrucker Annasäule, um von dort zum Marsch durch die Innenstadt zu starten. Vor dem Abmarsch wurde ein Papppsarg vor der Annasäule aufgebahrt und AkteurInnen der Strassentheatergruppe Ein/Aus verlasen einen Nachruf auf die Grundrechte:
In tiefer Trauer wird heute ein Teil hart
erkämpfter,
überaus wichtiger Grundrechte zu Grabe getragen!
WIR verabschieden uns von einem Teil der Rechte
auf freie Meinungsäusserung!
WIR verabschieden uns von einem Teil der Rechte
auf uneingeschränkte Versammlungsfreiheit!
WIR verabschieden uns von einem Teil der Rechte,
unseren Unmut und unsere Kritik gegenüber der
herrschenden Ordnung in der Öffentlichkeit
ungehindert kundzutun!
Der Einsatz für die Befreiung von Mensch und
Tier
wird trotz unserer heutigen Trauerfeier NICHT
ENDEN!
Mit dem Sarg, einem Transparent mit dem Wortlaut: "Für Die Befreiung von Mensch und Tier!", und dem Faust und Pfote-Motiv, mehreren Fahnen der "Antispeziesistischen Aktion" sowie 5 TrommlerInnen machte sich der Zug auf den Weg.
Zu Beginn des Demomarsches war weit und breit
keine Polizei zu sehen, verwundert (und etwas
erleichtert) zog die Kundgebung dennoch laut
und bunt durch die Straßen.
Da die PolizeibeamtInnen an sich bestimmt wären,
die Demo vor Verkehr und Angriffen seitens der
PassantInnen zu schützen, wurden diese Aufgaben
spontan von den DemoteilnehmerInnen selbst übernommen,
und das mit ausgezeichnetem Erfolg! Nach etwa
einer halben Stunde, der Kundgebungszug bewegte
sich gerade durch die Innsbrucker Altstadt und
war im Begriff
halt zu machen, bemerkten die AktivistInnen
erstmals zwei Polizeiautos. Jedoch ließen sich
die DemoteilnehmerInnen dadurch nicht beirren,
war die Kundgebung ja rechtmäßig angemeldet
worden.
Plötzlich war ein unverhältnismäßiger Polizeiansturm vorort
Als die entschlossene, laute Demo dann stehen blieb, um auf
die grausamen Haltungsmethoden und die allgemein
untragbare Ermordung nichtmenschlicher Tiere
für Profit und Gaumenfreuden hinzuweisen, fuhren
plötzlich von hinten und vorne je zwei Polizeiautos
auf die Demonstration zu. Unfreundlich und schroff
verlangte ein Beamter den Kundgebungsleiter.
Der Polizist zeigte sich verwundert über die
Kundgebungsanmeldung, welche ihm der Demoleiter
mitsamt einer Faxbestätigung aushändigte: "...davon
wissen wir aber nichts", so der Polizist.
"- selbst schuld, wenn ihr eure Post nicht
bearbeitet!", tönte es lautstark aus der
Kundgebung (die Demonstration war bereits eineinhalb
Wochen vorher angemeldet worden).
Nach wie vor befand sich der Demozug vor einer fleischverkaufenden Fast Food Kette, und die AktivistInnen machten laut
und unter rhythmischer Trommelbegleitung ihrer
Wut und Empörung über den sinnlosen, millionenfachen
Mord an sogenannten "Nutz"Tieren Luft.
Die BeamtInnen, mittlerweile 3 Polizeiautos,
waren noch immer ratlos...
Als der Demonstrationszug aus der Altstadt zog,
sich wieder auf der Verkehrsstraße zur nächsten
"Station" Kleider Bauer befand, umkreisten
plötzlich unzählige Polizeiautos mit Blaulicht
und Sirene die Kundgebung. Die AktivistInnen
"schlängelten" sich geschickt durch
die blockierenden Polizeiautos und bahnten auf
diese Weise einen Weg für den Demonstrationszug.
Unmittelbar vor der Kleider Bauer-Filiale waren
7 Polizeifahrzeuge (darunter ein Bus) vor dem
Demozug und 3 Polizeiautos (darunter auch ein
Bus) hinter dem Demonstrationszug, zu dieser
Zeit war völlig unklar wie die Beamtinnen vor
Ort mit ihrer Situation der offensichtlichen
"Überforderung" umgehen werden. Unzählige
PolizistInnen außerhalb der Polizeiwagen, Blaulicht,
Sirenen...
Das riesige Polizeiaufgebot lockte unzählige Schaulustige an
Von allen Seiten kamen Schaulustige angeströmt,
wurde von den BehördInnen vor Ort ja nahezu
ein "Strassenschlachtszenario" konstruiert!
Nach einem ausgedehnten Halt vor Kleider Bauer,
bei welchem ein weiteres mal lautstark auf den
grausamen Echtpelzverkauf des Konzerns hingewiesen
wurde ("Kleider Bauer ist schuldig, Kleider
Bauer macht mit, auf Kosten der Tiere ein Mordsprofit!"),
bewegte sich der Kundgebungszug auf den benachbarten
Museumsvorplatz, wo ein weiteres mal der Sarg
aufgebahrt wurde und nach einer Megaphondurchsage
bez. des immensen Polizeiaufgebotes, welche
den unzähligen PassantInnen und Schaulustigen
die drastischen Polizei- und Behördenschikanen
auf dieser und anderen Kundgebungen erläuterte,
nochmals die "Grabrede auf die
Grundrechte" verlesen wurde.
Danach "entspannte" sich die Situation
etwas, zwar wurde der Demonstrationszug nach
wie vor von bis zu 10 Einsatzfahrzeugen der
Exekutive "begleitet", aber der Zug
konnte sich mehr oder weniger ungehindert weiter
auf seiner Route bewegen.
Weitere Stopps gab es beispielsweise vor der
Metzgerei Zach, dem Familienbetrieb von Innsbrucks
Bürgermeisterin (von vielen "liebevoll"
Bürgermetzgerin genannt), wo auch der Eingang
mit Schwarzen Tüchern verhängt wurde. "Geschlossen
wegen Tierquälerei!", wurde unter lauten
Trommelgetöse gerufen.
Beim Jagdwaffengeschäft Fuchs, wurde ein weiterer
Halt eingelegt.
"Wer Waffen verteilt, ist Mitschuld am
Leid!", donnerte es aus der Kundgebung!
Vor diversen "Glastempeln", wie etwa
den Innsbrucker Casino wurde auf den Umstand
hingewiesen, dass in "unserem" System
Profit und Wirtschaft offensichtlich wesentlich
höher gewertet werden als Ethik, oder das Recht
auf freie Meinungsäußerung z.B.: "Kampf
dem Kapital und seinen Gesetzen, die Freiheit
beschneiden und verletzen!"
Auch Sprüche bez. Menschenrechten und sog. "Freiraumpolitik"
kamen auf dem Demomarsch nicht zu kurz!
Um kurz nach 18.00 war der Demozug wieder am
Ausgangspunkt Annasäule angelangt, wo die AktivistInnen
die Kundgebung nach neuerlichen Schrei- und
Sprechchören unter Trommeldonner und nachdem
abschließend ein weiters mal die "Grabrede"
verlesen wurde, beendeten.
Es bleibt offen, ob die Behörden die Kundgebungsanmeldung im Vorfeld tatsächlich übersehen haben (was bisher noch nie passiert wäre), oder ob die Polizei es auf eine Eskalation ankommen lassen wollte. (Gefahrenpotential im Straßenverkehr wäre durchaus vorhanden gewesen!), um zukünftiges Vorgehen gegen politische Kundgebungen argumentativ stützen zu können.