Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (22.05.2008)
Wien, am 22.05.2008Unfassbare Polizei-Attacke gegen den Tierschutz
Die „unbequeme“ Tierschutzbewegung soll mit unlauteren Methoden zerschlagen werden.
Gestern am 21. Mai kam es zu insgesamt 24 Hausdurchsuchungen und einer noch größeren Zahl von Einvernahmen. Insgesamt sind Personen von 7 Tierschutzvereinen betroffen. Die Polizei begründete diese Aktion mit dem Verdacht auf die Bildung einer kriminellen Verbindung. Konkrete Vorwürfe spezifischer Straftaten zu einzelnen Personen wurden keine vorgebracht.
Wie jetzt bekannt wurde, hat die Polizei schon jahrelang gegen die TierschützerInnen ermittelt. „Als sich aber herauskristallisierte, dass die Polizei trotz Beschattung und Lauschangriff mit legalen Mitteln nichts gegen den völlig gesetzeskonform operierenden VGT unternehmen kann, machen sie es jetzt auf die schmutzige Tour“, meint Harald Balluch, Geschäftsführer des Verein Gegen Tierfabriken. „Der Tierschutz soll kriminalisiert und das Image der Tierschutzvereine soll nachhaltig beschädigt werden. Dabei ist sind die Vorwürfe absolut aus der Luft gegriffen. Der VGT lehnt kriminelle Handlungen und Gewalt ab und distanziert sich ausdrücklich von allen gegenständlichen Straftaten.“
„Diese Aktion ist ein unglaublicher Willkürakt und ist darauf ausgelegt bestimmte Vereine mit unlauteren Mitteln auszulöschen.“ sagt Harald Balluch. „Uns und 4 weiteren Tierschutzvereinen hat die Polizei die komplette Arbeits- und Existenzgrundlage genommen: Sie entwendeten uns die gesamte Spenderdatei, wir haben also keine Möglichkeit mehr unsere Mitglieder zu kontaktieren. Die Polizei hat weiters alle Computer mitgenommen und den Angestellten die Handys entwendet. Unsere Infrastruktur ist damit vollkommen lahm gelegt. Gestern war selbst unsere Festnetzleitung gestört. Wir waren für die Medien damit unerreichbar. Zufall?“
„Auch unser gesamtes Foto- und Filmmaterial wurde uns genommen, das in 15-jähriger Aufbauarbeit zusammengesammelt wurde und das die Zustände in Österreichs Tierfabriken dokumentiert. Unsere Tierschutzarbeit ist zerstört – wir sind an den Anfang zurückgeworfen.“
„Alle Versuche die Exekutive dazu zu bewegen uns wenigstens Kopien der wichtigsten Daten zu überlassen, wurden abgeschmettert. Vielmehr wurde in Aussicht gestellt, dass nicht damit zu rechnen ist, dass mit der Datensichtung innerhalb des nächsten Jahres begonnen werden kann, weil die betreffende Abteilung derartig überlastet sei!!! Der Verein ist nach dieser Aktion durch einen polizeilichen Willkürakt praktisch zerstört. Und das ohne dass irgendwelche Fakten gegen den Verein vorliegen würden.“
„Dafür durften sich MitarbeiterInnen süffisante Bemerkungen anhören. Beispielsweise, dass sie sich jetzt einen anderen Job suchen müssten, weil der Verein jetzt ohnehin am Boden ist oder die Frage warum wir denn die Daten haben wollen, wo wir doch ohnehin keine Computer mehr hätten.“
Thomas Putzgruber vom Verein RespekTiere dazu:
„Nahezu unglaubliche, schockierende Szenen spielten
sich am Mittwoch frühmorgens vor der RespekTiere-Zentrale
in Salzburg/Bergheim ab. Mindestens ein Dutzend
Beamte von Wega und Polizei stürmten noch vor
6 Uhr morgens unsere Wohnstätte, durchwühlten
in einer achtstündigen (!!!) Aktion jede Ecke
und jeden Winkel, beschlagnahmten sämtliche
Computer, Fotoapparate, Fotos, Cd’s, Videos,
Speichermedien, kurzum: den gesamten Verein
RespekTiere! Bewaffnete Beamte verschleppten
die harte Arbeit von fast einem Jahrzehnt ins
Nirgendwo der Polizeiarchive!
Ein Einsatz wie dieser, zugegeben, der lässt
uns kurz straucheln, erschwert unseren Weg,
aber letztendlich beweist er die Ohnmacht der
Mächtigen und die Wichtigkeit unserer Arbeit
für die Tiere. Ein Einsatz wie dieser, der lässt
uns stolzen Herzens erkennen, wir sind ein Teil
einer Bewegung, welche letztendlich durch ihre
Friedlichkeit, nur anhand ihrer Ideale, diese
unsere einzige Welt zu verändern imstande sein
wird, im Bestreben, den Allerschwächsten der
Gesellschaft endlich nicht mehr zu entziehenden
Rechte zuzugestehen! Wir werden unsere Arbeit
nach einem kurzen Luftschnappen fortführen,
keine Frage, ehrgeiziger, gezielter und erfolgreicher
als jemals zuvor!“
Der steirische Tierschutzverein Tier-Wege wurde ebenfalls von der Polizei gestürmt. Nikolaus Kubista, Obmann des Vereins kommentiert: „Es ist einfach unfassbar. Ich als unschuldiger Tierschützer wurde behandelt wie ein Schwerverbrecher. Ich bin entsetzt über das willkürliche Vorgehen der Behörden, welches nur als Skandal bezeichnet werden kann.“
Ähnlich erging es der Veganen Gesellschaft Österreichs (VGÖ). Die VGÖ bietet Serviceleistungen für vegan lebende Menschen und alle die es werden wollen. Paula Stibbe von der VGÖ: „ Ich bin schockiert darüber, dass sogar wir als reines Informationscenter derart kriminalisiert werden. Alle Computer samt Datenbank wurden konfisziert, unsere Arbeit wurde damit gezwungenermaßen zum Stillstand gebracht. Trotzdem werden wir alles in unserer Macht stehende tun, damit auch dieses Jahr die Veganen Sommerfeste stattfinden können. Das wir betroffen wurden, zeigt deutlich, wie willkürlich die Behörden reagieren.“
Der frühe Morgen des 21. Mai 2008, 6:00 Uhr. „Plötzlich machte es einen enormen Knall der mich aus dem Schlaf aufschrecken ließ.“, schildert Harald Balluch, Geschäftsführer des Verein Gegen Tierfabriken. „Unmittelbar darauf ein zweiter dumpfer Schlag und eine Gruppe von Personen mit Masken in Kampfmontur stürmten ins Schlafzimmer und bedrohten mich und meine Freundin mit der Waffe im Anschlag. Sie schrieen auf mich ein. Unsere durch den Überfall verstörten Hunde wurden brutal gepackt und mit Fangschlingen fixiert und hinausgezerrt. Es war entsetzlich.“
Die Tierschutzbewegung ist vielen einflussreichen Personen ein Dorn im Auge: Das Verbot von Legebatterien und das Käfigverbot für Kaninchen, bewiesen die Durchsetzungskraft der TierschützerInnen, denen es gelungen ist, die Bevölkerung zu überzeugen. Permanente Aufdeckungsarbeit beispielsweise über die Zustände in der Schweineproduktion, machen weiter öffentlichen Druck auf die Landwirtschaft und die Angst vor gesetzlichen Verbesserungen ist unter den LobbyistInnen allgegenwärtig.
Auch die bisher jahrelang unkritisierte Jägerschaft, steht nun immer öfter mit negativen Schlagzeilen über Tierquälereien, wie z.B. mit den für Jagd gezüchteten Tieren (Fasane, Enten, Hasen, Hirsche, etc), im Licht der Öffentlichkeit. Die Jägerschaft bildet bekanntermaßen ein Netzwerk bis in höchste Kreise. Auch die Pharmakonzerne fürchten sich vor strengeren Bestimmung im Tierversuchsbereich und natürlich auch die Pelzindustrie.
„Gerade in den letzten Jahren war die Tierschutzbewegung sehr erfolgreich und hat stark an gesellschaftlicher und politischer Bedeutung gewonnen. Jetzt soll sie gestoppt werden. Ich finde es skandalös, dass hier die Staatsgewalt für politische Interessen missbraucht wird.“, sagt Harald Balluch.