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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (19.07.2009)

Wien, am 19.07.2009

Neues Schutzpaket für Fiakerpferde

... hätte das nicht schon immer so sein sollen?

Fiakerpferde dürfen laut Fiakergesetz 14 Stunden täglich, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr für Kutschenfahrten für TouristInnen „genutzt“ werden.
Man kann hier wirklich von einer Nutzung sprechen, da auf das Wohlbefinden der Pferde nur wenig Rücksicht genommen wird. Nicht nur dass ein 14-Stunden Arbeitstag für die Pferde erlaubt ist, auch die Arbeitsbedingungen stellen eine Katastrophe dar. Pferde – es handelt sich um Fluchttiere – werden mit Ohrenstöpseln, Scheuklappen und Geschirr zum ewigen Gehorsam gezwungen, keine Möglichkeit das Leben zu genießen. Es darf auch nicht vergessen werden, dass der harte Asphalt, der Lärm in der Großstadt und die Hitze zusätzliche Belastungen darstellen.

Viele Wiener und Wienerinnen, die bei den Fiakerpferden immer wieder vorbei gehen, erkennen das Leid der Tiere. Aber scheinbar hat der Profit, der aus diesen Tieren geschlagen wird, da sie als Tourismusattraktion verwendet werden, einen höheren Stellenwert als das Wohl der Fiakerpferde.
Tierschutzstadträtin sieht dieses Problem, trotzdem ist sie der Meinung, dass die Fiakerpferde zu Wien gehören. Um das Leid der Tiere zu reduzieren hat die Stadträtin letzte Woche ein Schutzpaket für Fiakerpferde präsentiert.

Der Verein Gegen Tierfabriken begrüßt jegliche Verbesserung im Tierschutz und freut sich über das Engagement von Tierschutzstadträtin. Manches in diesem Schutzpaket ist allerdings vom Standpunkt des Tierschutzes aus kritisch zu sehen.


Das Schutzpaket für Fiakerpferde
Bei dem Schutzpaket handelt es sich um ein 7-Punkte Programm.

  1. Verschärfung der Fiaker-Fahrdienstprüfungsverordnung – Prüfungsgebiet „Umgang mit Pferden“ wird erweitert.
    Es ist natürlich zu begrüßen, wenn wirklich nur Menschen Verantwortung für Pferde übernehmen, die sich auch mit Pferden beschäftigt haben und dadurch das Verhalten sowie die Körpersprache erkennen und auch richtig interpretieren können. In letzter Zeit wurde der Fiakerberuf oft als Studentenjob angeboten. Zu bedenken wäre aber auch eine neuerliche Prüfung der schon tätigen KutscherInnen.
  2. Tränken und Abkühlen mit Wasser
    Alle Standplätze müssen mit Wasser zum Tränken und Abkühlen ausgestattet sein. Wir hoffen, dass hier wirklich öfters Kontrollen durchgeführt werden, aber es ist sehr schwer nachzuprüfen, ob die Pferde getränkt wurden oder nicht.
  3. Strenge Schwerpunktkontrollen von Stadt und Polizei – bei Vergehen Sanktionierungsmaßnahmen
    Solche Schwerpunktkontrollen hat es immer schon gegeben, allerdings scheinbar ohne Konsequenzen. Der VGT hofft daher, dass es jetzt zu strengen Kontrollen kommen wird und nicht, wie bisher, zu „Auge-zu-drück-Kontrollen“. Auch hier wird in der Überschrift von Sanktionierungsmaßnahmen gesprochen, meist sind das aber nur Ermahnungen und Anordnungen für Veränderungen, wer kontrolliert aber, ob diese Maßnahmen wirklich gesetzt wurden?
    Bereiche wie die Arbeitszeit, die Fütterung, das Geschirr und das Schweifanbinden sollen genauer unter die Lupe genommen werden. Das hätte aber schon längst der Fall sein müssen, die Gesetze gibt es schon lange, doch nie wurde kontrolliert. Der VGT hofft, dass jetzt diese Kontrollen wirklich ernst genommen werden.
    Eine wichtige Erneuerung wäre jedoch, sich über die Arbeitszeiten Gedanken zu machen, 14 Stunden pro Tag sind eindeutig zuviel!!!
    Deshalb fordert der VGT schon seit langem eine Verkürzung der Arbeitszeiten und die Einführung von Urlaubstagen.
  4. Null-Toleranz bei Alkoholisierung
    Ist es nicht bedenklich, dass es erst jetzt eine Null-Toleranz bei Alkoholisierung von KutscherInnen geben soll? Diese Menschen tragen immerhin nicht nur für ihre Pferde sondern auch für die Fahrgäste eine Verantwortung. Der VGT hofft, dass auch hier eine konsequente Vorgehensweise zu sehen ist und wirklich auch im Anlassfall die Kutscherberechtigung entzogen wird.
  5. Sonnendach bei Standplatz Burgtheater
    Der VGT begrüßt, dass jetzt ein Schattendach beim Burgtheater gebaut wird, allerdings sollten die anderen Standplätze nicht vergessen werden. Egal wo, die Pferde sollten immer Schattenmöglichkeiten haben.
  6. Verbot der Anbindehaltung wird rigoros kontrolliert – bei Verstoß droht Konzessionsentzug
    Auch hier hofft der VGT auf effektive Kontrollen mit wirklich konsequenter Durchführung.
    Das Problem ist, dass die Anbindehaltung bis 2010 noch unter bestimmten Auflagen weiter erlaubt ist, so z.B. wenn die Pferde täglich freien Auslauf bekommen. Zu kontrollieren, ob sich das Pferd heute für eine viertel Stunde frei bewegen konnte ist schwer nachzuvollziehen. Man ist von der Ehrlichkeit der PferdehalterInnen abhängig.


Alles in allem ist es ein nettes Kontroll-Programm, doch eigentlich sollte das gesamte Programm eine Selbstverständlichkeit sein. Da aber der VGT immer wieder erleben musste, dass das Vollzugsdefizit ein großes Problem darstellt, hoffen wir, dass die Tierschutzstadträtin ihr Paket ernst nimmt und somit wirklich effektive Kontrollen kommen werden.

Trotzdem darf man nicht vergessen, dass es sich beim Schutzpaket hautsächlich um Kontrollen handelt, wirkliche Verbesserungen im Sinne der Arbeitszeit oder einer etwaigen Auslagerung in grüne Regionen von Wien wurden leider nicht angedacht.

Der VGT begrüßt die Verbesserungen, muss aber dennoch sagen, dass Pferde in einer Großstadt fehl am Platz sind. Nach einer kürzlichen ORF-Umfrage wollen 62,53% der Wiener und Wienerinnen den Fiakerbetrieb eingestellt sehen, während nur 37,47% mit strengeren Kontrollen, wie sie das Schutzpaket bietet, zufrieden sind. In vielen Städten anderer Länder wie Toronto, Kanada, oder Paris in Frankreich wurden Fiaker aus ethischen Gründen bereits verboten. Wien wird auch eines Tages die Zeichen der Zeit erkennen, und ein Fiakerverbot aussprechen müssen!

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