Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (13.10.2009)
Wien, am 13.10.2009Animal Liberation Workshop in Graz
Von 10.-11. Oktober 2009 wurde der heurige ALW des VGT im Spektral in Graz abgehalten
"Animal Liberation" ist der Titel jenes Buches, das die moderne Tierrechtsbewegung im Jahr 1975 weltweit ausgelöst hat. Damit ist die Befreiung der Tiere von Unterdrückung und Ausbeutung gemeint, was insbesondere dahingehend ein revolutionärer Gedanke dieses Buches von Peter Singer war, dass bis dato und vielerorts bis heute die Begriffe "Unterdrückung" und "Ausbeutung" gar nicht auf Tiere angewandt werden. Tiere könne man nicht unterdrücken und ausbeuten, so das Credo des sogenannten Spezisismus, d.i. jene Ideologie, die Tiere als minderwertige Wesen ansieht, die nur für die Nutzung des Menschen existieren würden. Das zentrale Anliegen der Tierbefreiungs- bzw. Tierrechtsbewegung ist es jetzt, diesen Speziesismus zu beenden und Grundrechte und einen Respekt vor den Interessen von Tieren in der Gesellschaft zu etablieren. Der Begriff "Animal Liberation" ist dabei analog wie derjenige von "women's Liberation" (Frauenbefreiung) oder"liberation theology" (Befreiungstheologie) zu verstehen.
Diese Umstände sollten eigentlich allen Menschen mit Bildung selbstverständlich klar sein, ist Peter Singers Buch doch schon 35 Jahre alt und gibt es Befreiungsbewegungen mit der englischen Bezeichnung"liberation" noch wesentlich länger. Dennoch nutzte ein Staatsanwalt aus Wr. Neustadt in seinem fanatischen Tierschutzhass diesen Namen, um naiven UntersuchungsrichterInnen, die sich offenbar noch nie mit der Geschichte sozialer Bewegungen auseinandergesetzt hatten, einzureden, AktivistInnen des Vereins Gegen Tierfabriken seien deshalb einer kriminellen Organisation verdächtig, weil sie Animal Liberation Workshops organisieren. Und tatsächlich steht dieselbe "Anschuldigung" jetzt auch im Strafantrag.
Wenn Animal Liberation Workshops kriminell sind, dann gibt es jetzt gut 40 neue Mitglieder der angeblichen kriminellen Organisation im Tierschutz. Weil so viele Personen fanden sich beim heurigen ALW in Graz von 10.-11. Oktober ein, um Tierschutzaktivismus und Tierrechtsphilosophie kennen zu lernen. Der Veranstaltungsort, das Spektral, war tatsächlich voll bei diesem Ansturm und die Stimmung ausnehmend konstruktiv.
Zunächst wurde über die Geschichte der Tierrechtsbewegung in Österreich und die Tierrechtsphilosophie gesprochen. Anschließend erzählten AktivistInnen von ihren Erfahrungen bei verschiedenen Aktionsformen. Es folgten Vorträge über die wichtigsten Kampagnen im Tierschutz, wie z.B. die Pelzkampagne, an der sich steirische AktivistInnen beteiligen können. Anschließend stellten sich in der Steiermark aktive Tierrechtsgruppen vor. Am Abend sprach ein Rechtsexperte über die wichtige Frage, was für Rechte AktivistInnen gegenüber der Polizei haben und wie man sich bei Festnahme oder Verhör verhalten soll.
Am Sonntag folgten Vorträge über Veganismus, Schweine, Arm chair Aktivismus, Mastgeflügel, Singvogelfang, Tierschutz in der Verfassung, Repression und das Verfahren nach §278a gegen den Tierschutz. Auch dabei zeigte sich, dass jeder normale Mensch zutiefst erschüttert ist, wie Sonderkommission und Staatsanwaltschaft die Demokratie zerstören. Alle Anwesenden waren solidarisch und über das Geschehen entsetzt. Dennoch ging man sehr motiviert auseinander, gab es doch viele neue Ideen und Tierschutzprojekte, die ihrer Verwirklichung harren.
Ein grosses Dankeschön gilt den Köchinnen und Köchen, die alle Anwesenden mit großartigem veganen Essen gegen eine Spende verköstigt haben.