Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (17.08.2010)
Wien, am 17.08.2010Tierversuchsstatistik 2009: Offiziell 207.738 Tiere für Experimente in Österreich herangezogen
Geringfügige Reduktion gegenüber dem Vorjahr, aber keine Rede von nachhaltiger Trend-Umkehr
Am 25. Juni 2010 wurde vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung die Tierversuchsstatistik für das Jahr 2009 veröffentlicht. Damit kommen die Behörden § 16 des Österreichischen Tierversuchsgesetzes zur alljährlichen Veröffentlichung dieser Statistik der von der Tierversuchsindustrie betroffenen Tiere nach.
5,8% weniger Versuchstiere gegenüber
2008
Die Zahl der Tiere, die für Experimente und
Tests ihr Leben lassen mussten, ist im zurückliegenden
Jahr um 5,8 % geringfügig gesunken, eine wirkliche,
dauerhafte Trendwende ist damit aber leider
nicht gegeben, da die Zahl der Versuchstiere
in den vergangenen 10 Jahren massiv gestiegen
ist, im Jahr 2008 beispielsweise um 11%. Die
Tierversuchsstatistik wird seit 10 Jahren veröffentlicht
und zu Beginn lag die Zahl der Versuche noch
bei rund 165.000.
Insgesamt wurden im Jahr 2009 an mindestens 207.738 lebenden Wirbeltieren Versuche, Experimente und Tests durchgeführt, die für die betroffenen Tiere mit beträchtlichen Leiden und Schmerzen verbunden waren.
Im Rahmen dieser ethisch wie wissenschaftlich
umstrittenen Tests und Experimente sind nach
wie vor Mäuse die mit Abstand am häufigsten
verwendete Tierart (169.393 neu und 28 erneut
verwendete Tiere). Den massenhaft eingesetzten
Kleinnagern folgen mit deutlichem Abstand Kaninchen
(16.441), Ratten (8.796), Meerschweinchen (3.664),
Schweine (5.291) und Fische (1.728). Aber auch
Rinder, Ziegen, Katzen, Hunde, Hamster und Amphibien
wurden herangezogen. Nicht mehr verwendet wurden
Reptilien und Wachteln.
Drei Viertel der Versuchstiere (146.519) wurden
für die Forschung, Entwicklung, Herstellung
und Qualitätskontrolle von Produkten, Stoffen
und Geräten der Human-, Zahn- sowie der Veterinärmedizin
verwendet.
Tatsächliche Zahlen wesentlich höher
In der Realität aber ist die Zahl der tatsächlich
eingesetzten Tiere wesentlich höher als die
kolportierte offizielle Zahl der 207.738 Tiere
– wieviele Tiere jährlich tatsächlich für die
diversen Tests und Versuche verwendet wurden,
ist der jeweiligen offiziellen Jahresstatistik
gar nicht zu entnehmen. Denn nach dem Tierversuchsgesetz,
welches seit 1988 nicht mehr ernsthaft reformiert
wurde, gilt nicht jeder experimentelle Eingriff
an einem Tier – selbst wenn dieser in einem
Tierversuchslabor statt findet – als ein Tierversuch
und scheint somit auch nicht in der offiziellen
Statistik auf.
Unsinnigerweise nicht als Tierversuche – sodass sie keinen Eingang in die Tierversuchsstatistik finden – gelten unter anderem:
- alle Eingriffe bzw. Experimente, die nach subjektiver Meinung des/der durchführenden Tierexperimentator_in für das Tier nicht belastend sind – sie gelten nicht als Tierversuche!
- Experimente an wirbellosen Tieren (z.B. Tintenfische, Insekten). Selbst ein tödliches, qualvolles Experiment an Fußball-WM-Krake Paul würde somit nicht als Tierversuch gelten und nicht in der Statistik aufscheinen!
- Experimente an Tieren, die vor dem Versuch zum Zweck der Gewinnung – etwa von Organen, Gewebe oder Zellen – getötet wurden
- Versuche an Tierföten und Tierembryonen
- Tierversuche, die von Österreich in einem anderen Land in Auftrag gegeben oder als (auch mit österreichischen Forschungs- bzw. Steuermitteln gefördertes) Forschungsprojekt quasi in ein anderes Land ausgelagert werden
- Versuche im Rahmen der tierexperimentellen Gentechnik, Klonexperimente und der Einsatz von transgenen Tieren werden in der Statistik nicht gesondert ausgewiesen
Eine lange Liste von Fällen und „Ausnahmen“, die statistisch sozusagen unter den Teppich gekehrt werden oder deren konkrete Quantitäten aufgrund mangelnder Differenzierung in den Bilanzen nicht nachvollziehbar dargestellt werden.
Darüber hinaus ist der Statistik auch nicht zu entnehmen, wieviele Versuche ein einzelnes Versuchstier insgesamt bis zu seinem oft qualvollen Tod über sich ergehen lassen musste. Es wird lediglich die Zahl der erneut verwendeten Tiere angeführt. Mehrfachversuche sind in Anbetracht des langen und wiederholten Leidens der betroffenen Tiere besonders umstritten.
ZIELE DES VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN
- Reformen des veralteten Tierversuchsgesetz
Insbesondere soll das Tierversuchsgesetz, welches bereits 1988 – also vor über 20 Jahren! – erlassen wurde, einer grundlegenden Reform unterzogen werden – im Hinblick auf eine Anpassung an die heute gehobenen Tierschutzstandards (etwa im Rahmen des relativ neuen bundeseinheitlichen Tierschutzgesetzes) und das ausgeprägtere Tierschutzbewusstsein in der Bevölkerung. Die Grundsätze des Bundestierschutzgesetzes und die Kompetenzen der Tierschutzombudspersonen, die bisher davon ausgenommen sind, müssen sich auch auf Tierversuche erstrecken. - Definition von Tierversuchen realitätsgemäß
ausweiten
Nicht nur aus Gründen der statistischen wie ethischen Redlichkeit sollte die Definition von Tierversuchen jegliche Versuche an allen Tieren umfassen, auch Experimente am getöteten oder „terminal narkotisierten“ Tier, unabhängig von der Einschätzung der Experimentator_innen, ob der Versuch das Tier ernsthaft belastet und unabhängig davon, ob es sich um ein Wirbeltier handelt oder nicht. - Reduktion von Tierversuchen durch
alternative, tierleidfreie Versuchsmethoden
„Ganz zentral ist aber auch unser Ziel der Verpflichtung zum Ersatz von Tierversuchen in Forschung wie Industrie durch alternative, tierleidfreie Versuchsmethoden wie beispielsweise Computersimulationen, Zellkulturen und so genannte In-Vitro-Tests, wo immer das möglich ist – und die gesetzliche Anerkennung der Gleichwertigkeit dieser Methoden. Entscheidend in diesem Zusammenhang ist die großzügige Bereitstellung von öffentlichen Geldern, aber auch nicht-staatlichen, von Industrie und Wirtschaft generierten Forschungsmitteln zur Finanzierung der Entwicklung neuer Alternativmethoden bzw. auch für deren wissenschaftliche Validierung. Österreichs Politiker_innen und die EU-Kommission, aber auch die Industrie sind aufgerufen, mehr Förderprogramme zu bewilligen und finanzielle Mittel für Alternativmethoden bereitzustellen!“ kommentiert Ralph Chaloupek vom VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN. - Zentrale Tierversuchsdatenbank
Weiters ist eine zentrale Tierversuchsdatenbank Gebot der Stunde, in der alle in Österreich genehmigten und durchgeführten Versuche registriert werden müssen. Die heutige Situation, wo sinnlose Doppelversuche mangels derartiger Datenbanken nicht ausgeschlossen werden können, ist untragbar. Durch insgesamt, sage und schreibe, 13 verschiedene Stellen, die für die Genehmigung von Tierversuchen zuständig sind, wird die Unübersichtlichkeit und Intransparenz noch gesteigert.
Forschung der Zukunft ohne Tierleid
„Es ist im Sinne der betroffenen Tiere wie auch
einer ethischen Verfeinerung und Fortentwicklung
der Gesellschaft sehr zu wünschen, den Trend,
der jetzt zum ersten Mal seit langem zaghaft
und in ersten Ansätzen in die richtige Richtung
läuft, proaktiv zu fördern und neue, ethisch
vertretbare Methode in den Vordergrund zu rücken
und durch die entsprechende Bereitschaft zur
Finanzierung auch tatsächlich gängige Praxis
werden zu lassen. Jeder Tierversuch, der durch
Alternativmethoden ersetzt werden könnte, ist
einer zu viel! Die Zukunft sollte der Forschung
ohne ausuferndes Tierleid gehören!“, beendet
Ralph Chaloupek vom VGT seine Analyse der aktuellen
Tierversuchsstatistik und der darin enthaltenen
Trends.
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Gesunde
Labortiere aufnehmen
Tiere, die ihr bisheriges Leben im Labor oder
in Lehrinstituten fristen mussten und keinerlei
Zuneigung erfuhren, werden zwar zu selten, aber
immer öfter vergeben. Diejenigen, denen diese
Chance verwehrt bleibt, werden meist mit Gas
oder Genickbruch getötet. Sie können helfen
und Kaninchen, Mäusen, Ratten, Beagles oder
anderen Individuen die Chance auf ein neues
Leben , eine 2. Chance, geben! Im Internet finden
sich viele Vergabestellen!