Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (26.11.2010)
Wien, am 26.11.2010Spaziergang an der lockeren Leine – Erziehung notwendig oder überflüssig?
Es gibt wohl keinen Hund, der nicht mit dem Thema „Leine“ irgendwann mal konfrontiert wird
Besonders
im städtischen Bereich ist die Leine
aber nicht nur gesetzlich
auferlegtes Übel, sondern auch eine
notwendige Maßnahme im Sinne der Sicherheit
für
alle Beteiligten.
Um möglichst stressfrei und hundefreundlich
das Beste aus der Leinen-Situation
zu machen, ist das richtige Equipment
besonders
wichtig.
Die Verwendung eines Brustgeschirrs
gegenüber einem Halsband ist unbedingt
vorzuziehen.
Wenn ein Hund an einem Halsband regelmäßig zieht (oder gezogen wird), kann es zu Verschiebungen im Bereich der Halswirbelsäule, zu Quetschungen des Kehlkopfes und der Schilddrüse und zu einem Anstieg des Augeninnendrucks (Folgen: Netzhautablösung und grauer Star) kommen.
Darüberhinaus
erfolgen eine massive Sauerstoffunterversorgung
im Gehirn und eine äußerst unangenehmene
Lernerfahrung für den Hund.
Übrigens verbinden die wenigsten Hunde
die gespannte Leine mit der „Würgesituation“.
Entweder wirken sie vor Stress völlig
hektisch, weil sie nicht wissen, wie
sie den Druck verringern können, oder
sie verknüpfen das „Gewürgt-werden“ mit
dem Erscheinen von aus ihrer Sicht verantwortlichen
Auslösern (andere Hunde, Menschen, Umweltreize
aller Art) und reagieren auf diese immer
negativer.
Die Verwendung eines Brustgeschirres bedeutet aber auf keinen Fall, dass ständiges Ziehen an der Leine kein Problem wäre:
Durch die Aufkrümmung der Wirbelsäule kann es zu einem Katzenbuckel kommen, der Schulter- und Oberarmbereich wird extrem belastet und bei zusätzlich schlechter Passform (Druck- oder Scheuerstellen) kann es unter den Achseln zu Reizungen oder sogar Verletzungen des Nervengeflechts und der Blutgefäße kommen.
Die
Leine sollte gut in der Hand liegen und
längenverstellbar sein: sogenannte Schleppleinen
gibt es ab 5 Metern Länge. Hier kann
je nach Situation entschieden werden,
wieviel Spielraum der Hund haben kann.
Der Teil der Leine, der gerade nicht
gebraucht wird, wird aufgerollt in einer
Hand gehalten.
Sogenannte „Flexileinen“ sollten möglichst
nicht verwendet werden. Einerseits wird
den Hunden auf diese Weise systematisch
das Ziehen beigebracht, andererseits
rutscht der Griff sehr schnell aus der
Hand und wird zum gefährlichen Geschoss.
Doch wie lernt der Hund, (zumindest größtenteils) das Gehen an der lockeren Leine?
Methoden
wie Leinenruck (auch verharmlosend „Leinenimpuls“
genannt) oder andere Einschüchterungstaktiken,
die auf Druck und Strafe aufbauen,
sind
absolut nicht hundegerecht und daher
abzulehnen.
Wenn Hunde regelmäßig durch sich-in-die-Leine-stemmen
zum erwünschten Ziel kommen, werden
sie es selbstverständlich weiterhin
auf diese
Weise versuchen. Erste Grundvoraussetzung
ist also, rücksichtsvoll und aufmerksam
mit dem Hund gemeinsam unterwegs zu
sein.
Das bedeutet, den Hund (mit Leckerlis)
so oft wie möglich zu belohnen, wenn
die Leine durchhängt, und emotionsneutral
stehen zu bleiben, wenn sich die Leine
spannt. Hat der Hund dieses Prinzip
einmal verstanden, kann die Belohnung
selbstverständlich
auch einfach das Weitergehen an sich
(oder was auch immer der Hund tun möchte)
sein. Hier heißt es Geduld haben und
konsequent (nicht streng!) sein.
Bei
manchen Hunden, die bereits über lange
Zeit sehr erfolgreich im Ziehen
waren, kann es sein, dass sich Verbesserungen
sehr langsam einstellen. Hier hilft
nur Geduld, Konsequenz und ggf. eine
HundeverhaltenstrainerIn,
die mit Motivation und Belohnung
arbeitet. Oft genügen wenige Hinweise
und Tipps,
um zum gewünschten Erfolg zu kommen
– immer vorausgesetzt, die BesitzerInnen
nehmen ihre Verantwortung wahr.