Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (28.01.2013)
Wien, am 28.01.2013Verein gegen Tierfabriken fordert Kostenwahrheit bei Tierprodukten
Die Nutztierhaltung produziert massiv Treibhausgase. Österreich sollte sich dem schwedischen Vorbild einer Ökosteuer auf klimaschädliche Tierprodukte anschließen, fordert der Verein gegen Tierfabriken (VGT)
Laut UN-Landwirtschaftsorganisation FAO stammen 18% der weltweiten Treibhausgas-Emissionen aus der Nutztierhaltung, mehr als alle Motorräder, PKWs, LKWs, Schiffe und Flugzeuge auf der Welt zusammen. Eine niederländisch-österreichische Studie zeigt, dass die Produktion eines einzigen Kilogramm Rindfleisch denselben schädlichen Klimaeffekt hat, wie eine Autoreise von Wien nach Moskau.
Aus der Nutztierhaltung stammen nicht nur das prominente Kohlendioxid (CO2), sondern zum überwiegenden Teil die bis zu 300 mal klimaschädlicheren Treibhausgase Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Damit ist der Konsum von Tierprodukten aber auch der potenteste Hebel zur Eindämmung des Klimawandels:
Die niederländische Umweltagentur PBL errechnete, dass eine Ernährungsumstellung mit weit weniger Fleisch bis 2050 unvorstellbare 20 Billionen US$ Klimareparaturkosten ersparen würde, eine rein pflanzliche, vegane Ernährung sogar 32 Billionen US$. Letzteres wären bereits 80 Prozent der heute als unfinanzierbar geltenden notwendigen Kosten, um das Klima bis 2050 zu stabilisieren.
Wie die deutsche „tageszeitung“ nun berichtet, hat aus diesen Gründen die schwedische Landwirtschaftsbehörde "Jordbruksverket" eine produktspezifische Besteuerung von Fleischsorten - je nach ihrer Klimawirksamkeit - eingefordert.
Der aktuelle schwedische Vorstoß zielt in eine ähnliche Kerbe wie ein Vorschlag des deutschen Umweltbundesamtes "zumindest die großen, industrieähnlichen Mastbetriebe in den Emissionshandel" einzubeziehen.
Während die nationalstaatlichen Emissionen von Kohlendioxid aus dem Energie- und Transportsektor bereits in internationalen Übereinkommen geregelt sind, fehlt es an wirksamen Regelmechanismen zur Reduktion der weitaus potenteren Treibhausgase Methan und Lachgas, wenn diese aus der tierbasierten Landwirtschaft emittiert werden. Selbst das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat aus ökologischen und volksgesundheitlichen Gründen Fleisch als explizit empfohlene Nahrungsmittelgruppe aus der Ernährungspyramide verbannt.
Der VGT fordert, Österreichs Umweltpolitik sollte umgehend die schwedischen und deutschen Vorschläge prüfen und dem Parlament eine wirksame Gesetzesänderung zur "Stimulation klimafreundlicher Kost" vorschlagen.
Dabei wird es nicht ausreichen, sich faktenwidrig auf die angebliche Kleinstrukturiertheit der österreichischen Landwirtschaft zu berufen. Abgesehen davon, dass jedes Jahr etliche Kleinbetriebe durch wenige profitablere Tierfabriken ersetzt werden, muss zur Schonung der Umwelt der Konsum tierlicher Produkte deutlich reduziert werden, denn aus Klimaperspektive ist die extensive Landwirtschaft nicht ökologischer als die konventionelle Massentierhaltung.
Die schwedische Behörde fordert auch dezidiert die anderen EU-Mitgliedsstaaten auf, sich gemeinsam auf eine Regelung zu einigen, zumal der Fleischkonsum in der EU ohnehin schon doppelt so hoch sei wie in der restlichen Welt.
"Jetzt muss endlich Schluss sein, mit der Protektion bloßer wirtschaftlicher Interessen der österreichischen Tierindustrie. Es geht hier nicht mehr 'nur um Tierschutz': Österreichs Politik muss Verantwortung auch für die zukünftigen Generationen übernehmen, und endlich wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz setzen: Eine produktspezifische Besteuerung von Lebensmitteln zur Herstellung ökologischer Kostenwahrheit ist der längst überfällig erste Schritt.", stellt Elmar Völkl, technischer Chemiker und VGT-Mitarbeiter, fest.
Links:
- Artikel in der deutschen TAZ (tageszeitung)
- Die zitierte niederländisch-österreichische Studie von Schmidinger und Stehfest (2012)
- Die zitierte Studie PBL Niederlande