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Stellungnahme zu aversiven Trainingsmethoden bei Hunden

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (24.03.2014)

Wien, 24.03.2014

Selbsternannte "Hundeflüsterer", wie Cesar Millan, wenden vorwiegend aversive Trainingsmethoden an, die auf negativen Reizen beruhen und beim Hund Angst und Schmerzen hervorrufen. Als Tierschutzverein setzen wir uns für eine positive Mensch-Tier-Beziehung ein und möchten uns von zweifelhaften Methoden klar distanzieren.

Selbsternannte ,,Hundeflüsterer", wie Cesar Millan, wenden vorwiegend aversive Trainingsmethoden an, die auf negativen Reizen beruhen und beim Hund Angst und Schmerzen hervorrufen. Als Tierschutzverein setzen wir uns für eine positive Mensch-Tier-Beziehung ein und möchten uns von zweifelhaften Methoden klar distanzieren.

Tierschutz

Cesar Millan, der im September in der Wiener Stadthalle auftreten wird, wendet unter anderem Tritte, Würgehalsbänder, Strafhängen und Elektroschocks in seinem Hundetraining an. Der VGT kritisiert die Methoden Millans, da sie nicht tierschutzkonform sind und auch gegen das österreichische Tierschutzgesetz verstoßen: Es ist verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen (Verbot der Tierquälerei §5 Österreichisches Tierschutzgesetz). § 5 Abs (2) Zi 3 verbietet explizit jedes Gerät, das darauf abzielt, das Verhalten eines Hundes durch Härte oder durch Strafreize zu beeinflussen, insbesondere Stachelhalsbänder und Elektroschockgeräte. Tierschutz hingegen bedeutet, das Leben und Wohlbefinden des Tieres zu schützen. Indikatoren auf wissenschaftlicher Ebene dafür, dass sich ein Tier nicht mehr wohlfühlt, finden sich u.a. bei Broom (1991). Im Extremfall wird das Tier apathisch und geistesabwesend, und zeigt kaum noch beobachtbares Verhalten.

Diese Anzeichen sind in den Videos von Cesar Millan deutlich zu sehen. Das folgende Youtube-Video zeigt ein Beispiel. Cesar Millan zwingt den Hund sich zur Seite zu drehen. Der Hund bietet anfänglich Meideverhalten an, wird aber in eine aggressive Rolle gedrängt. Er ist der Situation hilflos ausgeliefert und kann ihr nicht entkommen. Nach einem heftigen Kampf gibt der Hund schließlich auf; man nennt dieses Verhalten ,,erlernte Hilflosigkeit". Der Hund resigniert und wird apathisch (Selbst-Narkotisierung). Für Laien wirkt es, als ob der Hund entspannt wäre. In Wirklichkeit ist das Wohlbefinden des Hundes aber stark eingeschränkt.

Hunde und Wölfe

Aggression und andere Verhaltensprobleme sind nicht die Folge von Dominanz des Hundes oder einem ,,Rangordnungsproblem", sondern oft das Ergebnis eines Angstproblems (Herron 2009). Die immer noch verbreitete Dominanz- und Rangordnungstheorie bei Wölfen und Hunden wurde schon längst richtig gestellt, darunter auch von jenen, die bei der Entstehung dieser Theorie ursprünglich mitgewirkt hatten.

Prof. David Mech widerrief später seine eigenen Ansichten bzgl. einer strikten Dominanz im Wolfsrudel und erklärte, dass diese ähnlich wie wir Menschen in sozialen Familienverbänden leben und Führung durch Elternschaft, Erfahrung und Verantwortung für die Familie gekennzeichnet ist (Mech 1999). Die meisten der veralteten Ansichten über die Notwendigkeit von Dominanz, die heute noch in manchen Hundeschulen eine Rolle spielen, stammen von Beobachtungen an Wölfen in Gefangenschaft. Da solche Gehegewölfe aber in künstlich zusammengewürfelten Rudeln von meist nicht miteinander verwandten Tieren unterschiedlichen Alters und Geschlechts zusammenleben, die auch keinen Platz haben, auszuweichen oder gar abzuwandern, sind Konflikte natürlich viel häufiger.

Die modernen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Verhaltensforschung u.a. am Wolf Science Centre in Ernstbrunn, NÖ, widersprechen klar Cesar Millans Theorie von Dominanz und Autorität.

Lernen mit Freude

In einer Studie von Hiby et al. (2004) zeigte sich in verschiedenen Aufgaben, dass Hunde, die mit Belohnung trainiert wurden, am besten Befehlen folgten. Am wenigsten gehorsam waren jene, die nur mit Strafe erzogen wurden. Ähnliche Ergebnisse liefert eine Studie von Blackwell et al. (2004). Sie bestätigt, dass positive Strafe (Hinzufügen von etwas Unangenehmem, z.B. Treten, Leinenruck, Elektroreiz,...) mit Meideverhalten und Aggression verbunden ist. Eventuell führt ein innerer Konflikt des Hundes, ausgelöst durch die Unvorhersehbarkeit der TrainerInnen, zu noch mehr Aggression oder Angst.

Hunden müssen daher Übungen geboten werden, die Spaß machen, gerne wiederholt und verlässlich ausgeführt werden. Lernen unter Stress erschwert die Aufnahmefähigkeit und kann das Gedächtnis beeinträchtigen; Inhalte gehen schneller verloren.

Quelle

,,Warum wir unsere Hunde vertrauensvoll integrieren und nicht mittels Strafe erziehen sollten" von Mag. Iris Schöberl. Zu finden auf: www.voeht.at/aktuell. Weitere Informationen bietet die Vereinigung Österreichischer HundeverhaltenstrainerInnen (VOEHT).

Literaturquellen

Blackwell E. J., Twells C., Seawrigth A., Casey R., 2008. The relationship between training methods and the occurence of behavior problems, as reported by owners, in a population of domestic dogs. Applied Animal Behavior Science, 3, 207-217.

Broom D. M., 1991. Animal welfare: concepts and measurement. Journal of Animal Science, 69, 4167-4175.

Herron M. E., Shofer F. S., Reisner I. R., 2009. Survey of the use and outcome of confrontational and non-confrontational training methods in client-owned dogs showing undesired behaviors. Applied Animal Behaviour Science, 117, 47-54

Hiby E.F., Rooney N.J., Bradshow J.W.S., 2004. Dog training methods. Their use, effectinveness and interaction with behaviour an welfare. Animal Welfare, 13, 63-69

Mech, L. David. 1999. Alpha status, dominance, and division of labor in wolf packs. Canadian Journal of Zoology 77:1196-1203

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