Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (29.07.2014)
Wien, am 29.07.2014Gatterjagd: nun Anzeige Amtsmissbrauch gegen nö Landesjägermeister Josef Pröll
Weil der Disziplinarrat mit seinem Vorsitzenden Josef Pröll das Disziplinarverfahren gegen ihn selbst nicht rechtskonform geführt habe, erstattete der Nachbarjäger Anzeige
Seit mehr als 10 Jahren wird bei Kaumberg in Niederösterreich ein Jagdgatter für den nö Landesjägermeister und seine Freunderln unterhalten. Im Herbst ermöglicht das den gemütlichen Abschuss von 100 Wildschweinen vom Hochstand aus, auf den die extra dafür gezüchteten, eingesperrten Tiere hingetrieben werden. Der VGT erstattete Anzeige wegen Tierquälerei, die Staatsanwaltschaft St. Pölten übergab den Fall an die KollegInnen in Wien, um Unabhängigkeit zu garantieren. Nun wurde der Vorhabensbericht zur Anklage dem Justizministerium vorgelegt. Gleichzeitig leitete der dem Gatter benachbarte Revierjäger ein Disziplinarverfahren im Rahmen des nö Landesjagdverbands gegen die Täter ein, weil diese Gatterjagd allen Grundsätzen der Weidgerechtigkeit widerspreche. Dieses Disziplinarverfahren wurde einem Disziplinarrat des Jagdverbandes vorgelegt, dessen Vorsitzender aber pikanter Weise der angezeigte Landesjägermeister DI Josef Pröll selbst ist. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt, dass dieses Verfahren sofort eingestellt wurde.
Nun erstattete der benachbarte Revierjäger Anzeige wegen Amtsmissbrauchs gegen diesen Disziplinarrat, siehe Martin Balluchs Blog für den originalen Wortlaut. Weder hätte das Disziplinarverfahren eingestellt werden dürfen solange noch ein Strafverfahren anhängig ist, noch sei geprüft worden, ob das Verhalten des nö Landesjägermeisters DI Josef Pröll durch seine Massenabschüsse gefangener Tiere die Grundsätze der Weidgerechtigkeit verletzt hatte. Wörtlich steht in der Anzeige: ,,Es liegt hier der Verdacht nahe, dass die Mitglieder des Disziplinarrates ihre Befugnisse, Amtsgeschäfte vorzunehmen, mit Schädigungsvorsatz wissentlich missbraucht haben. Vor allem betreffend DI Josef Pröll als Landesjägermeister und Dr. Peter Lebersorger als Geschäftsführer des NÖ Landesjagdverbandes bestand jedenfalls ein Interessenskonflikt aufgrund deren Organstellung innerhalb des NÖ Landesjagdverbandes."
VGT-Obmann Martin Balluch kommentiert: ,,Eine Reihe von Jägern und Jägerinnen haben sich in dieser Causa erbost an uns gewandt und deutlich gemacht, wie sehr sie die Jagd im Gatter verabscheuen. Das hat nichts mit Weidgerechtigkeit zu tun, gefangene Tiere in Massen über den Haufen zu schießen und dadurch schwere Verletzungen in Kauf zu nehmen. Was weidgerecht ist, bestimmt die Jägerschaft selbst und da ist klar, dass dieses Verhalten mehrheitlich nicht akzeptiert wird. Doch die Hardcore Jägerclique um den nö Landesjägermeister Josef Pröll schert sich offensichtlich nicht darum. Sie praktiziert nicht nur ihr Hobby weiterhin, sondern sie mauert auch noch gegen progressive Änderungen sowohl in der Jagdpraxis als auch im Jagdrecht. Dieser Fall wäre ein Anlass, das gesamte Jagdgesetz zu überdenken und ökologisch unverträgliche Praktiken, wie das Heranmästen unnatürlich hoher Wildtierpopulationen durch ständige Fütterungen, sowie den Abschuss von gezüchteten Tieren, wie Fasanen und Enten, aber auch Wildschweinen, Mufflons, Hirschen und Rehen in Jagdgattern, zu verbieten!"