Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (01.09.2014)
Graz, am 01.09.2014"Lasst doch die Schweinebauern arbeiten!"?
In der aktuellen Landwirtschaftszeitung "Top Agrar" beschwert sich ein Mitarbeiter der VÖS (Verband Österreichischer Schweinebauern) über die Arbeit von TierschützerInnen. Sie würden das Klima in den Schweinedörfern vergiften und Tierfabriksneubauten verhindern.
Früher war alles ganz einfach. Wollte ein Schweinebauer einen Stall bauen, war ihm sämtliche Unterstützung, inkl. der des Ortskaisers (=Bürgermeister), gewiss. Hatte jemand Einwände, wurde das als Neid oder Querulantentum abgetan. Alles war - aus Sicht der Schweinebäuerinnen und -bauern - so schön harmonisch. So entstand eine Schweine-Intensivtierhaltung nach der anderen, unzählige Schwarzbauten, d. h. illegal errichtete Stallungen, interessierten scheinbar niemanden. Die Lebensbedingungen der Schweine wurden für die Bauern immer irrelevanter, das einzelne Individuum verlor immer mehr an Wert und Wertschätzung. Der oftmals unerträgliche Gestank musste als "Landluft" akzeptiert werden.
Nicht mehr alles gefallen lassen!
Seit einigen Jahren bringt der VGT die Problematik der Schweinehaltung immer mehr ins öffentliche Bewusstsein. Das Tierleid konnte von den Schweinebauern nicht weiter verborgen werden, nachdem die fürchterlichen Normalzustände sowie Skandale publik wurden. Aber es gibt noch einen weiteren Aspekt, der dem Großteil der Bevölkerung nicht bewusst ist: das Leid der Menschen, die unmittelbar neben Tierfabriken leben müssen. Tagtägliche Gestanksbelastung, die es besonders im Sommer unmöglich macht, im Garten zu sitzen und zu entspannen. Praktisch jeden Tag, von Früh bis spät. Den SchweinebäuerInnen macht der Gestank scheinbar nichts aus, sie sehen ihn als notwendiges Übel. Aber Menschen, die neben solchen Tierfabriken wohnen, haben nichts davon, außer einer Dauerbelastung, die sich nicht zuletzt auch gesundheitlich auswirkt. Dazu kommt Lärmbelästigung durch diverse Maschinen, die an jedem Tag und zu jeder Nachtzeit betrieben werden dürfen. Sowie der Feinstaub, der durch die Ventilatoren geblasen wird. Viele dieser persönlich Geschädigten fühlen noch zusätzlich mit den betroffenen Tieren, was die psychische Belastung oft unerträglich macht. Und dazu kommt dann manchmal noch die Verhöhnung dazu: "Wenns euch nicht passt, dann ziehts halt wo anders hin!"
Vor Monaten organisierte der VGT eine Protestaktion bei einer Bauverhandlung. Ein anwesender Bauer meinte: "Bevor ihr da wart, war alles super, wir hatten keine Probleme. Jetzt müssen wir uns rechtfertigen." Es stimmt: MitarbeiterInnen des VGT haben in den letzten Monaten einige Bauverhandlungen und Bauverfahren beobachtet und dabei immer wieder Missstände festgestellt und mitgeholfen, gegen diese vorzugehen. Einige engagierte Menschen haben sich zusammengefunden und helfen einander gegenseitig, um zu dem Recht zu kommen, das ihnen zusteht. Somit gibt es alleine in der Südsteiermark einige Stallbauprojekte, die (noch) nicht umgesetzt werden konnten, weil mutige Menschen ihren Lebensraum schützen und Tierleid verhindern wollen.
Die Initiative IST - SteierInnen gegen Tierfabriken - hat eine Unterschriftenaktion organisiert, die auf die Tierfabriksproblematik aufmerksam macht und dem steirischen Landtag übergeben werden soll.
Protestaktion: 1. Steirischer Kluppenmarsch
Wann: 3. Oktober ab 13:30
Wo: 8010 Graz, Hauptplatz
Am 3. 10. findet der 1. Steirische Kluppenmarsch statt, eine Protestaktion, mit der auf die Problematik der industriellen Tierhaltung aufmerksam gemacht werden soll.
Treffpunkt: 8010 Graz, Hauptplatz, ab 13:30.
Weitere Informationen
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