Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (03.03.2015)
Wien, am 03.03.2015Fische- die unterschätzten Lebewesen
Traditionell steht Fisch auf dem Speiseplan vieler ÖsterreicherInnen. Doch wie werden diese Fische "produziert" und können sie überhaupt Schmerzen empfinden?
Fische sind für uns Menschen die großen Unbekannten. Anders als bei den Tieren, die auf dem Land leben, können wir uns schwer in ihre Lebenswelt hineinfühlen. Sie ersticken, wenn sie auch nur einige Minuten an Land sind, wir wiederum ersticken, wenn wir zu lange unter Wasser sind. Unterschiedlicher könnten Lebenswelten also fast nicht sein. Auch im Aussehen sind Fische uns doch sehr unähnlich. Vielleicht sind das auch die zwei Gründe, warum sich Menschen schwer vorstellen können, dass Fische Schmerzen empfinden können.
Frei lebender Fisch oder doch lieber Aquakultur?
Auf österreichischen Tellern landen Fische entweder, weil sie frei lebend gefangen wurden (aus dem Meer oder Süßwasser) oder weil sie speziell dafür gezüchtet wurden. Letzteres nennt man Aquakultur. Beide Arten der Gewinnung von Speisefisch haben jedoch Nachteile für die Tiere wie auch die Umwelt:
Werden die Fische frei lebend gefangen, kommen in der heutigen Zeit riesige Schleppnetze auf den Meeren zum Einsatz. Der Fischfang ist zu einem riesigen Industriezweig geworden. Kleine Fischer wurden dadurch zum Aufgeben gezwungen. Im industriellen Fischfang geht es darum, möglichst viel Masse zu fischen. Daher werden die Fische grausam getötet und auch dem Beifang wird nicht viel Beachtung beigemessen. Mitgefangene Schildkröten, Delfine und „unbrauchbare Fische“ werden meist tot wieder ins Meer zurückgeworfen. Viele Fische werden in den riesigen Netzen zerdrückt. Durch den hohen Druckunterschied vom Heraufholen aus dem Meeresgrund platzen den Fischen die Schwimmblasen und es drückt ihnen die Augen heraus. Auf den großen Hochseefangschiffen werden sie dann entweder lebendig aufgeschnitten und ausgenommen oder nur auf Eis gelegt, wo sie qualvoll ersticken müssen.
In der Aquakultur werden oft natürliche Gewässer benutzt, um darin Fische in Gehegen auf engem Raum zu halten. Dies ist der Massentierhaltung auf dem Land sehr ähnlich. Auch die Folgen sind dieselben: Durch den hohen Bestand und die Unmengen an Kot kommt es zu großer Umweltverschmutzung und Tierleid. Um den Ausbruch von Krankheiten einzudämmen, muss man den Fischen hohe Dosen von Antibiotika verabreichen. Vietnam ist ein Land mit einer großen Aquakultur, wo Pangasius für den Weltmarkt im Fluss Mekong gezüchtet wird und als Folge dessen 70 Prozent der Mangrovenbestände verloren gingen. Auch Norwegen produziert Lachs und Forelle vor seiner Küste in großem Stil in Aquakultur. Diese Fische werden mit solch bedenklichem Futter gefüttert, dass selbst das norwegische Gesundheitsministerium eine Meldung herausgab, dass der Lachs gesundheitsschädlich sein kann und dass Schwangere und kleine Kinder vom Verzehr Abstand nehmen sollen.
Können Fische wirklich Schmerzen empfinden?
Fische gelten immer noch in weiten Kreisen als niedere Lebewesen. Aus diesem Grund spricht man ihnen die Fähigkeit ab, Schmerzen zu empfinden. Wissenschaftliche Ergebnisse aus den letzten Jahren belegen jedoch genau das Gegenteil: Fische haben Schmerzrezeptoren, ihre Gehirne können Schmerzreize verabeiten und Fische können daher wie wir Menschen Schmerz empfinden! Forscher der Queen’s University in Belfast und der Universität Edinburgh haben nachgewiesen, dass Schmerzreize von Fischen direkt ans Gehirn weitergeleitet werden. Besonders hinter den Kiemendeckeln und am Kopf entdeckten sie sensible Hautareale – also genau dort, wo der Angelhaken oft die Haut durchsticht. Es zeigte sich deutlich, dass Fische, denen Schmerzen zugefügt wurden, aufhörten zu essen und ihr Verhalten änderten. Zudem vermieden sie in der darauffolgenden Zeit das Objekt oder den Bereich, wo ihnen die Schmerzen zugefügt wurden. Mit diesem Hintergrundwissen erscheint die Sportfischerei als unglaubliche Tierquälerei, da hier der Fisch rein zum Freizeitvertreib mit einem Haken aus dem Wasser gezogen wird, um dann wieder zurückgeworfen zu werden.
Fische als verkannte Lebewesen
Obwohl Fische in unserer Gesellschaft als Nahrungsmittel weit verbreitet sind, wissen viele doch erstaunlich wenig über diese Tiere. Fische sind sehr soziale Lebewesen. Sie kommunizieren miteinander, indem sie pfeifen oder plaudern. Wenn sie einem anderen Fisch freundlich gesinnt sind, reiben sie sich aneinander, wie eine Katze, die einem Menschen ums Bein streicht. Sie können ihre KollegInnen wieder erkennen und kooperieren miteinander, wenn es um ihre Verteidigung oder Nahrungssuche geht. Sie verwenden Werkzeuge und bauen komplexe Nester für ihre Kinder. Dieses Verhalten lernen sie von anderen Fischen. Einige Fischarten kümmern sich liebevoll um ihren Nachwuchs und können ihre Babys von anderen eindeutig unterscheiden.
Schlachtmethoden von Fischen in Österreich
Wie Fische für den Verzehr in Österreich sterben, wissen nicht viele Menschen. Laut österreichischer Schlachtverordnung müssen Fische zwingend durch Kopfschlag vor der Schlachtung betäubt werden. Plattfische und Aale dürfen aber ohne Betäubung durch Abtrennen des Kopfes geschlachtet werden. Beim Aufbewahren der Tiere vor der Schlachtung muss laut Gesetz eine ausreichende Sauerstoffzufuhr gesichert sein. In der Praxis ist dies leider nicht immer der Fall. Karpfen lässt man beispielsweise oft in größeren Haufen an der Luft liegen, bevor man sie betäubt und tötet.
In vielen anderen Ländern ist eine Betäubung für Fische nicht vorgeschrieben. Fische werden auf Hochseeschiffen ohne Betäubung entblutet. Die oft gängige Methode, die Fische anschließend auf Eis zu legen, verlängert den Sterbeprozess zusätzlich. Noch eine Stunde nach dem Entbluteschnitt zeigt ein Heilbutt auf Eiswasser Abwehrbewegungen.
In einigen Ländern, wie Norwegen und USA, wird zum Betäuben von Lachsen CO2 verwendet. Dieser Stoff reizt die Schleimhäute der Tiere sehr. Die Fische leiden unter starkem Sauerstoffmangel und zeigen Erstickungserscheinungen und Fluchtreaktionen. Sobald die Tiere ruhiger werden, entblutet man sie. Dies geschieht oft bei Bewusstsein der Tiere, da man nicht lange genug bis zur Bewusstlosigkeit der Fische wartet.
Elektrobetäubung ist eine andere Methode, um
Fische bewusstlos zu machen. Oft sind jedoch in der Praxis die
Stromstöße zu schwach oder werden zu kurz angewandt. Somit werden auch bei dieser Methode viele Fische bei vollem Bewusstsein aufgeschnitten und ausgenommen.
Thunfische aus Aquakulturen werden in der Regel mit Kopfschuss getötet. Bei kleineren Thunfischen und auch bei Lachsen stößt man dem Fisch einen Stachel oder Stab ins Gehirn, um ihn durch die Zerstörung seines Gehirns zu töten. Diese Methode nennt man "coring" oder "spiking".
Gesundheitliche Aspekte und was Sie tun können
Fisch wird leider immer noch als „gesund“ angepriesen. Und das, obwohl Fische eines der Nahrungsmittel sind, die am höchsten mit gesundheitsschädigenden Stoffen belastet sind. Zu diesen Stoffen zählen Quecksilber, Arsen, Polychlorierte Biphenyle, Dioxine und Blei. Vor allem gezüchtete Fische, wie Lachs aus Aquakultur, enthalten aufgrund ihrer Fütterung wenig von den viel diskutierten Omega-3-Fettsäuren. Pflanzenöle (Lein- und Rapsöl), Leinsamen oder Walnüsse sind hingegen ein zuverlässiger Lieferant von Omega-3-Fettsäuren. Ein Esslöffel Leinöl, zwei Esslöffel Rapsöl oder 30 Gramm Walnüsse decken bereits den Tagesbedarf. Ein Rezept für leckere Maki ganz ohne Fisch finden Sie hier.