Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (08.12.2015)
Wien, am 08.12.2015Stofftier-Flashmob für ethische Überprüfung von Tierversuchen
Am Dienstag, dem 8. Dezember machten rund 40 Stofftiere am Wiener Stephansplatz fünf Minuten vor zwölf Uhr mittags plötzlich einen Protest-Schreckenssprung. Die Kuscheltiere vertraten die zahlreichen Opfer leider immer noch zulässiger unethischer Tierversuche.
AktivistInnen des VGT wollen mit dieser Aktion zur symbolischen Zeit (fünf Minuten vor Zwölf) auf die Dringlichkeit ihres Appells hinweisen. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner kann nur noch bis Ende Dezember davon überzeugt werden eine Verordnung mit einem wirkungsvollen Kriterienkatalog für die ethische Überprüfung von Tierversuchsanträgen zu erlassen, denn bis spätestens zum Jahreswechsel muss er die entsprechende Verordnung beschlossen haben. Als unethisch erkannte Tierversuche sollen in der Praxis tatsächlich abgelehnt werden können.
Die aktivistischen Stofftiere bewiesen trotz großer Kälte Durchhaltevermögen und führten Ihre Sprünge zur Freude der FotographInnen gleich mehrfach vor wechselnden Hintergründen durch. Immerhin konnten sie sich danach beim gemeinsamen Kuscheln vor dem Protestbanner etwas ausruhen. Allerdings hatten sie gleich danach wieder einen Einsatz als prominente UnterstützerInnen weil sie ihre menschlichen BegleiterInnen tatkräftig auf Ihren Fotos für unser Facebook-Album mit Protestfotos mit Nachrichten an Minister Mitterlehner beistanden. Wir sammeln in diesem Album Fotos von Menschen, die dem Minister ihre Botschaft auch noch mal als Foto zeigen wollen. Alle, die ebenfalls ein strenges Tierversuchsgesetz durch einen wirkungsvollen Kriterienkatalog haben wollen, sind herzlich eingeladen uns unter dem Betreff: Selfie Tierversuchsprotest
ein Foto mit sich, einem (Stoff-)Tier und einem selbst gemachten Schild mit einer Botschaft an den Minister an franz.gratzer@vgt.at zu senden, damit wir es diesem Album hinzufügen können.
Dieser Flashmob schließt sich als weitere Protestkundgebung an den Krampus-Besuch bei Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner letzten Freitag an.
Gemäß der Richtlinie 2010/63 müssen alle EU Mitgliedstaaten eine ethische Überprüfung von Tierversuchen durchführen. 2012 hat Österreich daher das Tierversuchsgesetz erneuert und zu diesem Zweck einen Kriterienkatalog vorgeschrieben, der 2016 in Kraft treten soll.
Das Wissenschaftsministerium hatte zwar ein ExpertInnen-Team mit der Erstellung eines Fragenkatalogs zur Evaluierung von Tierversuchsanträgen beauftragt, dann allerdings nicht das Ergebnis dieser Arbeit zur Begutachtung veröffentlicht, sondern einen völlig anderen, sehr minimalistischen Vorschlag. Während der ursprüngliche Vorschlag 100 Fragen und ein objektives numerisches System zur Abwägung von Zweck, verursachtem Leid und Erfolgswahrscheinlichkeit umfasste, enthält der zur Begutachtung veröffentlichte Fragenkatalog bloß 9 Fragen und der Zweck der Versuche wird gar nicht erst berücksichtigt. Die prüfenden BeamtInnen müssen nach eigenem Ermessen urteilen – noch dazu ohne verpflichtend überprüfbare Angaben in den Versuchsanträgen. Zudem soll ein großer Teil aller Tierversuche von einer Überprüfung grundsätzlich ausgenommen sein. KritikerInnen kritisieren diesen Vorschlag als gesetzeswidrig und als unvereinbar mit der EU-Richtlinie.
Franz Gratzer vom VGT führt dazu aus: Das Ministerium hat mit Steuergeldern drei Jahre lang ein ExpertInnenteam bezahlt. Wir erwarten, dass diese Investition auch genutzt wird. Selbstverständlich loben VertreterInnen der Tierversuchsindustrie einen wirkungslosen Minimalvorschlag über den grünen Klee und bestärken das Ministerium darin. Laut einer repräsentativen IFES-Umfrage aus dem Jahr 2012 will allerdings die große Mehrheit der österreichischen Bevölkerung, dass nur ethisch vertretbare Tierversuche zugelassen werden. Wenn wir nicht hinnehmen wollen, dass auch weiterhin in Österreich selbst die absurdesten, grausamsten und unnötigsten Tierversuche ungehindert stattfinden können, müssen wir das dem Wissenschaftsminister jetzt kund tun. Im Jänner ist es zu spät dafür.
Der VGT stellt unter vgt.at/tierversuche einen Beispieltext und Kontaktdaten bereit. Damit können sich alle mit nur wenigen Klicks zu Wort melden. Auch für Menschen, die lieber den Postweg verwenden, gibt es Unterstützung: AktivistInnen des VGT verteilen vorgedruckte Postkarten, die einfach unterschrieben und abgeschickt werden können. Auch in Graz stand der 8. Dez. ganz im Zeichen dieser Problematik: Um 15:00 begann ein Protestmarsch durch die Innenstadt, bei der an Minister Mitterlehner gerichtete Protestkarten verteilt wurden.