Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (08.12.2016)
Wien, am 08.12.2016Tierexperimentator der Vet Uni Wien klagt VGT-Obmann wegen Kritik an Tierversuchen
Tierversuche, die mehr als 100 Puten schweres Leid zufügen, würden dem Tierschutz und nicht der Putenindustrie dienen, obwohl sie von deren Lobbygruppe finanziert werden
Informationen zu Tierversuchen werden gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Niemand soll erfahren, was da mit den Tieren geschieht, und zu welchem Zweck. Und immer, wenn wieder einmal Informationen über Tierversuche nach außen dringen, ist die Öffentlichkeit entsetzt. Große Mehrheiten sind deshalb gegen Tierversuche eingestellt. Selbst im katholischen Katechismus, der nicht gerade als tierfreundlich gilt, wird betont, dass nur jene Tierversuche legitim sind, die der menschlichen Gesundheit dienen. Tierversuche an der Veterinärmedizinischen Universität tun das schon einmal grundsätzlich nicht, trotzdem laufen sie ungehindert weiter. Über eine der langjährigen Versuchsreihen dort, bei denen Puten mit der Schwarzkopfkrankheit infiziert werden, kamen nun Informationen an die Öffentlichkeit. Wörtlich begründet der Versuchsleiter Michael Hess von der Geflügelklinik diese Tierversuche mit hohen wirtschaftlichen Verlusten für die Geflügelindustrie
. Eine derartige Begründung, so der VGT, ist aber nach dem Tierversuchsgesetz nicht für Tierversuche vorgesehen. Daher hätten diese Tierversuche nie genehmigt werden dürfen. In einem Antrag an die Tierversuchskommission des Bundes, deren Mitglied sowohl der VGT-Obmann als auch Tierexperimentator Michael Hess ist, wurde dieser Umstand nun erwähnt und im Blog des VGT-Obmanns öffentlich gemacht. Hess trat daraufhin aus der Kommission aus und klagte den VGT-Obmann auf Widerruf und Unterlassung.
VGT-Obmann Martin Balluch: Wieder einmal ein klassischer SLAPP, eine Zivilklage, vermutlich aus dem großen Pool der Tierversuchsindustrie finanziert, um KritikerInnen mundtot zu machen. In Österreich gehört das nun schon zur Normalität, obwohl es demokratiepolitisch sehr bedenklich ist. Momentan laufen 21 (!) Prozesse vor Gericht, in die ich involviert bin, die meisten davon wurden von der Jägerschaft angezettelt. Man kann das aber auch als Erfolg sehen. Würde unsere Kritik keinen wunden Punkt treffen, würde man uns einfach ignorieren. Die Missstände bleiben leider von den Klagen unberührt, nur darüber reden soll man nicht mehr dürfen. Wir setzen nun auf die Vernunft der Gerichte, die Grundrechte auf Meinungs- und Pressefreiheit aufrecht zu erhalten, auch wenn das momentane politische Klima diese Rechte eher zu erodieren scheint. Es ist die Rolle der Zivilgesellschaft, Missstände aufzudecken und anzusprechen, ohne Angst vor Repression durch Staat oder Tierindustrie. Freiheit heißt, beim Aussprechen von Kritik keine Angst haben zu müssen. Diese Freiheit werden wir verteidigen.