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VGT warnt: Tödliche Keime im Geflügelfleisch

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (19.09.2017)

Wien, 19.09.2017

Multiresistente Keime in Puten- und Hühnerfleisch halten derzeit Deutschland in Atem. Vor wenigen Tagen wurden erschütternde Fakten über die Verbreitung von antibiotikaresistenten Bakterienstämmen in Fleischproben durch einen Bericht der deutschen Bundesregierung bekannt.

Als Antwort auf eine Anfrage der Grünen veröffentlichte die Regierung in Deutschland die Ergebnisse einer Untersuchung von Geflügelfleisch in deutschen Supermärkten. Hochgefährliche und multiresistente MRSA-Keime wurden in 204 von 459 Putenfleisch-Proben gefunden. Auch 55 der 422 getesteten Hühnerfleisch-Proben fielen positiv aus. Mit den ebenso gefährlichen ESBL-Keimen („Extended-Spektrum Beta-Laktamasen“, ein Resistenzen ermöglichendes Enzym, das von den Bakterien erzeugt wird) waren 178 von 459 Putenfleisch-Stücke belastet und 208 von 418 Hähnchen-Proben.

Immenses Gesundheitsrisiko

Multiresistente Keime sind besonders wegen ihrem Vorkommen in Krankenhäusern bekannt, wo sie durch die hohe Anzahl an unterschiedlichen Krankheitsherden und den Mengen an verwendetem Antibiotika leicht entstehen können. Befallen sie schwache Menschen, ältere Personen oder Kinder können sie Infektionen und andere Krankheiten auslösen, gegen die gängige Antibiotika nicht mehr wirken. Die letzte Hoffnung sind dann sogenannte Reserveantibiotika. Doch selbst diese werden zum Teil immer noch in der Nutztierhaltung eingesetzt und damit nutzlos!

Keine Entwarnung für Österreich!

Auch in Österreich besteht Grund zur Sorge. Laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria liegt Österreichs Selbstversorgungsgrad beim Hühnerfleisch bei 79%. Bei Puten sind es sogar nur 45%. Das heißt zwangsläufig, dass große Mengen an lebenden Tieren und Fleisch nach Österreich importiert werden. Aus einer Veröffentlichung der österreichischen Regierung auf Basis von Daten der Statistik Austria geht hervor, dass im letzten Jahr mehr als 45.000 Tonnen Geflügelfleisch aus Deutschland importiert wurden. Zusätzlich wurden auch etwas mehr als 24.000 Tonnen lebender Hühner, Puten und anderer Geflügelarten von Deutschland nach Österreich gebracht. Die meisten dieser Tiere stammen aus Intensivtierhaltungen, die unter furchtbaren Bedingungen billiges Fleisch produzieren. Nicht nur im Einzelhandel ist Fleisch aus Deutschland nicht auszuschließen. Vor allem in der Gastronomie und in verarbeiteten Produkten sind Herkunft und Haltungsbedingungen der Tiere für den Konsumenten und die Konsumentin völlig unklar. Die Vier Pfoten haben dazu erst im Mai diesen Jahres eine Umfrage in Gastro-Unternehmen durchgeführt. Das Ergebnis: Von den befragten Unternehmen bezogen fast die Hälfte Hühner- und Putenfleisch aus Deutschland.

Dringender Handlungsbedarf

In Deutschland besteht nun offensichtlich die Notwendigkeit für eine schnelle Reaktion zur Behebung dieses Skandals. Die Lösung ist jedoch nicht einfach. Die konventionelle Intensivtierhaltung ist ein idealer Brutherd für Keime und Krankheiten. Unmengen an Tieren müssen dicht gedrängt in ihren eigenen Fäkalien ausharren. Überzüchtung auf Leistungsmaximierung hat die Tiere krankheitsanfällig gemacht. Dem wird mit massiven Antibiotika-Gaben vorzubeugen versucht. In den letzten Jahren sind diese in Deutschland mengenmäßig zwar zurückgegangen (von 1.706 Tonnen 2011 auf 742 Tonnen 2016), doch werden besonders kritische und für den Menschen wichtige Antibiotika weiterhin in viel zu großen Mengen eingesetzt.

Der Österreich-Skandal ist bereits vorprogrammiert

Der VGT veröffentlichte erst vor wenigen Monaten Aufnahmen kg-schwerer Säcke mit Antibiotika im Futterraum eines steirischen Schweinemastbetriebs. Es liegt die Vermutung nahe, dass auch hier immer wieder Antibiotika ins Futter gemischt und allen Tieren vorgesetzt wird. Der Bericht aus Deutschland macht deutlich, dass wir hier noch genauer hinsehen müssen! Global 2000 veröffentlichte im Jahr 2012 die Ergebnisse einer Untersuchung von österreichischem Hühnerfleisch, gekauft in vier großen Supermarktketten. Nur eine einzige Probe war nicht mit MRSA- und ESBL-Keimen belastet! Dies ist ein Beweis dafür, dass auch in der österreichischen Fleischproduktion vieles im Argen liegt! Es braucht genaue Kontrollen und offizielle Zahlen zu den Mengen einzelner Antibiotika, die in der Nutztierhaltung eingesetzt werden. Eine Untersuchung wie in Deutschland muss auch in Österreich erneut in Auftrag gegeben werden! Nicht zuletzt müssen Reserveantibiotika sofort von der Nutzung in der Produktion von Tierprodukten ausgenommen werden. Den Krankheitsdruck in den Tierfabriken wird man jedoch nur mit mehr Platz und weniger Tieren pro Stall in den Griff bekommen. Wir wären es nicht nur den Tieren schuldig, sondern auch unseren Mitmenschen.

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