Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (13.08.2019)
Wien/Österreich/Welt, am 13.08.2019Auch heimische Rinderhaltung ruiniert das Klima!
Der VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN erklärt die Klimabilanz von Rindfleisch und deckt die enormen Exportmengen aus Österreich auf!
Die Debatte um die sogenannte Fleischsteuer geht in die nächste Runde. Aktuell wurde vorgebracht, dass Rindfleisch aus Argentinien viel klimaschädlicher sei als österreichisches – deshalb sei eine Fleischsteuer abzulehnen. Im Gegenteil: Die österreichische Landwirtschaft solle noch gefördert werden. Dabei steht es sicherlich außer Frage, dass unnötige Transportwege vermieden werden sollten – doch dieses Argument geht an der eigentlichen Diskussion völlig vorbei.
Seitens der Landwirtschaft heißt es gar, die Landwirtschaft in Österreich sei CO2-neutral – stimmt das?
Österreich ist Rindfleisch-Exporteur!
Im Jahr 2018 hat Österreich insgesamt 13 Tonnen Rindfleisch (gekühlt und gefroren) aus Drittstaaten importiert, 11 Tonnen davon kamen aus der Schweiz. Im selben Jahr wurden jedoch unglaubliche 12.431 Tonnen Rindfleisch in Drittstaaten außerhalb der EU exportiert! Davon gingen 111 Tonnen nach Hong Kong, 15 Tonnen nach Kanada und 216 Tonnen bis auf die Philippinen!1 Der Selbstversorgungsgrad an Rindfleisch liegt in Österreich seit Jahren über 140 % (Statistik.at). Das zeigt, dass eine weitere breite Förderung der heimischen Fleischproduktion nicht nötig ist – für Fleisch insgesamt liegt der Selbstversorgungsgrad über 100 %.
Scheinbar traut sich in Österreich tatsächlich fast niemand die Klimabelastung durch Tierfleisch anzusprechen. Es ist erschütternd – denn der hohe Fleischkonsum isst uns allen die Zukunft weg.
Klimakiller: Rindfleisch
Anhand des Beispiels von Rindfleisch lässt sich die hohe Emissionsbelastung von Tierprodukten beispielhaft zeigen. Rindfleisch alleine veranschlagt 41 % der gesamten Treibhausgasemissionen der Tierlandwirtschaft – die gesamte Rinderhaltung (inkl. Milchproduktion) sogar gut 65 %2 . Werden alle Wiederkäuer zusammengenommen (inkl. z.B. Schafe oder Büffel) landet man gar bei 80 % der Treibhausgasemissionen der Tierproduktion3.
Billig-Importfleisch und Klima-Fleischsteuer
Eigenartigerweise wird in der aktuellen Diskussion von einer Fleischsteuer, die ja logischerweise jedes verkaufte Fleisch in Österreich – unabhängig der Herkunft – betreffen würde, abgelenkt und gegen Importe gewettert. Nicht nur wird dabei der enorme österreichische Export völlig vergessen, sondern das eigentliche Problem – der hohe Fleischkonsum – wieder einmal verdrängt. Derzeit liegt der Konsum von Rindfleisch in Europa (ca. 10,7 kg/Kopf/Jahr) immer noch über dem Weltdurchschnitt (ca. 6,4 kg/Kopf/Jahr)4. Die globalen Handels- und Transportwege auf der einen Seite und der Fleischkonsum auf der anderen Seite sind zwei Probleme, die unterschiedliche Lösungsvorschläge benötigen. Die Einführung einer Fleischsteuer bietet viele Möglichkeiten: die realen (Umwelt-, Klima-)Kosten der Fleischproduktion werden im Preis abgebildet; die nachhaltige, regionale und ökologische Pflanzenlandwirtschaft und Lebensmittelproduktion kann gefördert werden; die Konsument_innen werden zu einer Reduktion des Fleischverbrauches angeregt.
Fleischkonsum reduzieren – Klima schützen
In Österreich alleine hat die Landwirtschaft (exkl. Weiterverarbeitung, Transport, Futtermittelimporte etc.!) im Jahr 2017 gut 9 % der Gesamt-Treibhausgasemissionen ausgemacht. Der Anteil von Verdauungsgasen (enteric fermentation, hauptsächlich Methan) aus der Tierhaltung und Gülle betrug davon mehr als 70 %5. Im Bereich der Verdauungsgase trug die Rinderhaltung unglaubliche 93,5 % bei6 bzw. 4,7 % der gesamten Treibhausgasemissionen in Österreich7.
Die gesamte Weiterverarbeitung der Tiere, der Energieverbrauch in Schlachthöfen oder für Tiertransporte, die Importe von Futtermitteln (die ja wiederum in anderen Ländern für Emissionen im Anbau sorgen) und weitere große Emitter der Fleischproduktion sind noch gar nicht eingerechnet! Das würde die Landwirtschaft wohl gerne für sich behalten – von emissionsneutral ist vor allem die Fleischproduktion weit entfernt!
Diese Zahlen zeigen, dass der Konsum von Tierprodukten – besonders Rindfleisch und Kuhmilch – kein Randthema der Klimadiskussion sein darf. Wie kaum eine andere einzelne Konsumentscheidung kann der Austausch von Tierfleisch zu pflanzlichen Produkten erheblich Emissionen reduzieren, ohne die eigene Lebensqualität zu schmälern. Dabei sind die Vorteile für Wasser- und Landverbrauch noch gar nicht miteinbezogen.
Weltweite Aufrufe schon seit Jahren
Auch namhafte globale Player wie die United Nations mahnen zu einer Reduktion des Fleischkonsums und einem Wandel zu in erster Linie pflanzlicher Ernährung (plant-rich diets) (UN 2019, & UN 2018). Schon vor mehr als 10 Jahren wies die UN auf die Klimagefahr durch die Rinderhaltung hin (UN 2006).
Wann wird auch Österreich den Mut haben, die Fleisch- und Tierproduktindustrie hinter sich zu lassen und endlich vernünftige Klimaschutzpläne mit Inkludierung der Tierlandwirtschaft zu unterstützen?
(1) Eurostat (Indikatoren müssen neu eingegeben werden)
(2) FAO 2013, S. 23
(3) FCRN 2017, S.30
(4) OECD 2019
(5) Umweltbundesamt 2019, S. 293
(6) ibid, S. 304
(7) ibid, S. 310